Blog 872 – 12.01.2025 – Grundschulrechnen und buntes Chaos
Meine Neujahrskarten kommen aus der Druckerei und ich bestelle online neue Briefmarken. Nachdem ich mich gerade an das 85-Cent-Porto gewöhnt habe, ist es ab dem 1. Januar schon wieder erhöht. Jetzt kostet der Brief 95 Cent, die Postkarte aber auch. Meine Überlegung vor einigen Jahren, dass ich meine Karten besser in Briefumschlägen schicke, was beim Porto teurer ist, ich dann aber an den Rückläufern sehen kann, bei wem die Adresse nicht mehr stimmt, hat sich bei den Kosten erledigt.
In den folgenden Tagen sitze ich immer mal wieder gemütlich am Tisch und schreibe Adressen auf Briefumschläge und Neujahrsgrüße auf Karten. Als ich fertig bin, sind die bei der Post bestellten Briefmarken, die sonst immer zwei Tage später im Briefkasten liegen, noch nicht da. Mir fällt ein, dass ich Briefmarken in allen möglichen Werten in meiner Portokiste liegen habe. Die könnte ich jetzt doch mal aufbrauchen. Es wird bunt. Neue und alte Marken, krumme Werte, Ergänzungsmarken und immer wieder Kopfrechnen. „62 plus 28 sind … äh 90 … ? … ja, 90, dann fehlen noch 5“. Grundschulrechnen, das selten abgerufen wird, aber immerhin noch klappt.

Am Mittwoch erledige ich mit meinem Vater den ersten Arzttermin und kann danach die Termine für die vier weiteren Arztbesuche ausmachen. Zwei davon werden ebenfalls an Mittwochen sein, wenn ich sowieso bei meinem Vater bin, für die beiden anderen werde ich extra dafür zu ihm fahren müssen. Danach sind Post, Finanzen und Einkaufen mit der polnischen Pflegekraft dran sowie unterhalten, erklären und im Keller etwas Wasser auf dem Boden entdecken, das anscheinend aus einem Rohr kommt, ohne dass ich eine undichte Stelle entdecken kann. Ich lege erstmal ein Tuch aus und warte ab, wie oft es passiert, ob es in den nächsten Tagen oder Wochen mehr wird und woher es kommt. Um 8:15 Uhr am Morgen bin ich losgefahren, um 18:30 Uhr komme ich erst wieder zu Hause an.
Die entspannenden Weihnachtsferien sind vorbei und jetzt gehe ich mit Energie ans Entrümpeln und Ordnen. Meine Erkenntnis der letzten Jahre: Das normale Aufräumen in einem Zimmer geht gut, wenn jedes Teil einen Platz hat. Wenn alle Plätze voll sind, es aber immer noch Teile gibt, beginnt das Stapeln. Ich habe Bücher, Schüsseln, Stühle, Langspielplatten und sogar Mischpulte, die ich nicht mehr brauche, die aber zu schade zum Wegwerfen sind. Dementsprechend stapelt es sich überall. Nur wenige Teile davon möchte ich verkaufen, aber auch das Verschenken geht nicht so einfach. Da werde ich Lösungen finden müssen. Der Bücherschrank ist dabei noch die einfachste Sache. Ich habe allerdings so viele aus Platzmangel auszusortierende Bücher, dass ich vermutlich zwei Bücherschränke komplett füllen könnte.
Erstmal räume ich aus einer beliebten Abstell- und Kruschelecke alles raus und anschließend das, was bleiben soll, wieder ein. Der Rest wird in Müll und in Keine-Ahnung-muss-ich-noch-überlegen getrennt. So arbeite ich beim Aufräumen am liebsten. Das gibt erstmal ein totales Chaos, das sich dann nach und nach wieder beruhigt. Leider entstehen dabei an anderen Stellen neue Stapel mit Kisten, in denen die Sachen sind, die neue Besitzer suchen. Andere Leute stellen die mit einem Zum-Mitnehmen-Schild ins Treppenhaus, aber in meinem Haus komme ja nur ich vorbei und da wäre es fatal, wenn ich die sehen, leuchtende Augen bekommen und zugreifen würde.

Zwischendurch gehe ich in den Garten und schneide vom unten gekappten Efeu oben Ranken ab, ehe demnächst vertrocknete Blätter abfallen und vom Wind durch die Gegend gepustet werden. Ich schneide bis die Biotonne voll ist. Auch beim Efeu sieht es nach Chaos aus. Einen dicken Stamm musste ich schon wegsägen, nachdem er halb auf das Dach des Anbaus gekippt war, und weil die Efeuranken sich jahrelang um den Maschendrahtzaun und sich selbst schlingen konnten, ist ein fast undurchdringliches Durcheinander entstanden. Es ist gar nicht so einfach, das zu lichten und wird noch viele Stunden Zeit kosten.

Vor kurzer Zeit habe ich bei meiner schon vor mehr als einem Jahr gestrickten Strickjacke endlich die Fäden vernäht und Druckknöpfe angenäht. Ich habe sie aus verschiedenster Sockenwolle gestrickt, die als Grundton nur rot sein und einen Musterverlauf haben musste. Wahllos habe ich dann immer mit zwei Knäueln und dementsprechend zwei Fäden gestrickt und zwischendurch immer mal eins der Knäuel gegen ein anderes gewechselt. Ich mag sehr, dass es dabei bunte, völlig unvorhersehbare Farb- und Musterkombinationen gab und finde, dass die Jacke gerade jetzt optisch gut zu dem Chaos passt, das ich beim Aufräumen veranstalte. Die doppelt gestrickte Sockenwolle macht die Jacke recht schwer und sehr warm, so dass sie eine perfekte Winterjacke ist.

Und als würde der bisher milde Winter meine Jacke entdecken und darauf reagieren, lässt er es schneien. Für unsere Gegend im Rheinland recht viel.

Der Schnee bleibt sogar tagelang liegen, taut dabei etwas weg, dann schneit es neu. Ich bin mal gespannt, ob das Winterwetter so bleibt, bis ich im Frühjahr meine Strickjacke in den Schrank räume.

Der Aufräum-Elan macht auch vor dem Mobiliar nicht Halt. Wir hatten schon mal überlegt, dass wir einen Schrank aus der Wohnzimmerecke rausnehmen und stattdessen Kommoden vor das Fenster stellen können. Ohne dass jetzt im Detail zu planen, räumen wir spontan den Schrank aus und rücken und heben ihn keuchend aus seiner einklemmenden Ecke. Einer der Söhne hatte mal Interesse angemeldet und der kann ihn jetzt haben. So, was für Kommoden holen wir nun? Ich gucke im Internet nach Modellen und merke, dass die große Auswahl sofort schrumpft, wenn der Stil passen soll, es noch weniger wird, wenn die Breite auskommen soll, und es fast gar keine Auswahl mehr gibt, wenn die Höhe 80 cm nicht überschreiten darf. Die meisten Kommoden und Boards sind 82 bis 87 cm hoch. Na, toll. Der leere Schrank steht mitten im Raum, sein Inhalt liegt wartend herum – jetzt brauche ich auch Kommoden! Am Ende kommen nur drei sehr ähnliche Modelle in Frage, die alle nicht ideal sind, von denen wir uns aber für eins entscheiden. Beziehungsweise für zwei, denn die sollen nebeneinander stehen. Zack, bestellt.

In zwei Wochen könnte ich zum Sohn fahren und dabei den Schrank mitnehmen. Der Schrank ist nicht verschraubt, sondern verleimt und kann nicht auseinandergenommen werden. Ähm … passt der überhaupt ins Auto? Ich messe nach. Nein. Also innen würde er wohl schon passen, aber die Öffnung der Heckklappe ist enger als der Innenraum und verhindert schon das Einladen. Ähm, ja, da muss ich mir was überlegen. Ehe mir etwas einfällt, ruft die polnische Pflegekraft meines Vaters an und berichtet, dass das Wasser in der Dusche nicht mehr so schnell abläuft und auch die Toilette ein bisschen langsamer abfließt. Im Keller gab es diesmal nach dem Duschen schon wieder ein wenig Wasser auf dem Boden. Oh je, da werden wir wohl zeitnah etwas tun müssen. Dann klingelt das Telefon schon wieder und ich werde gefragt, ob mein Vater demnächst als Gast bei einem neunzigsten Geburtstag dabeisein kann. Ja klar, da wird er sich freuen und ich werde mit ihm hinfahren, aber schon wieder wird ein halber Tag meiner Zeit draufgehen.
Amüsiert denke ich, dass gerade alles im leichten Chaos zusammenpasst. Von der bunten Strickjacke über den ungewohnten Schnee, den wirren Efeu, die undichte Wasserleitung bis hin zum Schrank, der leer mitten im Zimmer steht. Wird sich schon alles ordnen.