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Blog 886 – 20.04.2025 – Weiße Wände, lange Liste und Mandelkrümel

Weil es am Sonntag endlich regnen soll, bin ich sehr gespannt, denn ich möchte unbedingt erleben, wie das Wasser auf das neue Laubendach prasselt und sauber abläuft. Es regnet aber nicht. Ich könnte, anstatt auf Regen zu warten, die inneren Laubenwände streichen, habe aber keine Lust, weil ich am Vortag schon so viel gestrichen habe. Außerdem will ich heute unbedingt noch einen Stapel Bücher, der nach den Lesungen an der Grundschule bestellt wurde, signieren, damit ich den noch vor Ostern zur Schule bringen kann. Und ich muss dringend eine Essens- und Einkaufsliste machen, die alle benötigten Essen der nächsten sieben Tage und die eingeschränkten Einkaufmöglichkeiten durch die Osterfeiertage berücksichtigt.

Zuerst gehe ich an die bestellten Bücher. Kaum habe ich sie auf dem Tisch bereitgelegt, finde ich plötzlich, dass ich heute doch streichen könnte. Was fertig ist, ist fertig. Also doch erstmal raus zur Laube und zum Pinsel gegriffen. Das Streichen geht ziemlich schnell und das Ergebnis ist überzeugend. Was so ein Eimer Farbe ausmacht!

Danach setze ich mich mit der Bestellliste an den Tisch, signiere jedes Buch und konzentriere mich dabei sehr, um keinen Namen, kein Buch und keine der kleinen Zeichnungen zu verwechseln. Das Fertigmachen der Bücher ist anstrengender und dauert deutlich länger als das vorherige Streichen der Laubenwände. Als sie fertig sind, bin ich aber ebenso zufrieden.

Es folgt meine dringend benötigte Organisationsliste, wann ich was einkaufen, wann kochen und wann mitbringen muss, dann ist alles geschafft. Am Abend regnet es sehr kurz und nur leicht. Die Tropfen klopfen leise und beruhigend auf das Metalldach und ich sitze probeweise darunter und fühle mich erinnert an die Geräusche in einem Wohnwagen bei Regenwetter. Es ist sehr gemütlich. Alles ist dicht, sogar das versehentlich gebohrte und dann reparierte Loch im Metalldach.


Am sehr frühen Montagmorgen maile ich der zuständigen Lehrerin, dass ich die bestellten Bücher am heutigen Vormittag oder ansonsten am nächsten Tag zur Schule bringen kann. Vielleicht meldet sie sich schnell zurück und ich kann es heute schon erledigen, das würde meinen Wochen-Zeitplan entlasten. Um die Zeit bis dahin zu nutzen, schraube ich erst noch an der Laube und klettere dann im steilen Vorgarten herum, um mehr von den „blöden Gräsern“, von denen ich jetzt weiß, dass es „sehr hartnäckige Quecken mit langen, unterirdischen Wurzeln“ sind, zu entfernen.

Schräg im Hang hängend pflanze ich einige Steingartenpflanzen ein, wässere sie, laufe dann im Garten herum und stutze mit der Heckenschere grüne Wegbegrenzungen und Spiralbuchsbäume zurecht – und wundere mich, dass ich keine Antwort aus der Schule bekomme. Die kommt erst am späten Nachmittag und informiert mich, dass sich die Schule schon in den Osterferien befindet und niemand da ist. Ja, klar! Osterferien! Na, dann eben nach den Ferien, geht auch.

Kurz darauf kommt ein Anruf von der Agentur, dass die ursprünglich morgen für den Wechsel angekündigte Betreuungskraft kurzfristig abgesagt hat. Stattdessen übernimmt eine andere, die aber erst nach dem Mittag ankommen kann. Oh. Normalerweise kommt die neue Betreuung am sehr frühen Morgen und hat einen ganzen Tag der Übergabe an der Seite der bisherigen Betreuung. Das wird jetzt alles sehr gerafft stattfinden müssen. Ich bin aber froh, dass überhaupt jemand so kurzfristig einspringen kann.


Am nächsten Tag komme ich am Vormittag wie geplant mit dem vorbereiteten Mittagessen bei meinem Vater an. Es gibt schon wieder Neuigkeiten. Die neue Betreuung wird erst gegen 17 Uhr eintreffen, die bisherige um 17 Uhr abgeholt. Das heißt, dass es keine Übergabe zwischen den beiden geben kann. Das muss ich jetzt übernehmen. Ich habe aber doch auch keine Ahnung. Ich hole mir einen Schreibblock und gehe mit der gerade noch aktuellen Betreuung den Tagesablauf meines Vaters durch. Wann wird er morgens geweckt, welche Hilfe braucht er beim Waschen, wo setzt er sich beim Zähneputzen hin, und so weiter. Es kommt viel zusammen. Als ich den gesamten Tag mit ihr durchgegangen bin, schreibe ich mir weitere Stichworte auf. Die neue Betreuung muss informiert werden wie es mit dem Müll läuft, welcher Schlüssel für welche Tür ist, wohin die Post kommt, wo sich der Sicherungskasten befindet. dass ein Feld am Gasherd nicht immer zündet, welche Nummer das Zahlenschloss des Fahrrads hat, wie das Garagentor aufgeht, dass eine elektrische Rolladensteuerung kaputt ist und per Hand bedient werden muss, dass die Fische im Teich nicht gefüttert werden müssen, wo die Notfallunterlagen meines Vaters stehen und dass er am liebsten jeden Mittag Kartoffeln, Fleisch und Gemüse und ungerne Reis und Nudeln isst. Die Liste wird immer länger und als ich alles etwas geordneter übertragen habe, sind es drei Seiten.

Um 17 Uhr verabschiede ich mich von der bisherigen Betreuung und helfe ihr, die Koffer zum polnischen Kleinbus zu bringen. Die neue Betreuung ist immer noch nicht da. Ich mache meinem Vater Abendessen und überlege was ich mache, wenn heute niemand mehr kommt. Aber da kommt sie. Dass sie nur für vier Wochen kommen kann und dann für weitere zwei Wochen eine Zwischenlösung mit wieder einer anderen Kraft gefunden werden muss, ist im Moment egal. Da wird sich eine Lösung finden.

Mein Vater und seine neue Betreuung lernen sich kennen, dann mache ich mit ihr einen schnellen Hausdurchgang und gehe mit ihr die Liste durch. Erstmal nur das Wichtige für die Nacht und den nächsten Morgen, denn da ich am nächsten Tag sowieso meinen Vater-Tag habe, lassen sich die anderen Punkte dann besprechen. Ich bringe meinen Vater noch ins Bett und kann um 21 Uhr endlich nach Hause starten. Dort muss ich noch das Mittagessen für den nächsten Tag vorbereiten. Ich bin müde und kaputt.


Am nächsten Morgen fahre ich um 8 Uhr schon wieder los. Der Tag verläuft mit Kennenlernen, vielen Erklärungen, mit Einkaufen, Essen, Fragen und Antworten. Am späten Nachmittag fahre ich nach Hause. Gestern war ich zehn Stunden bei meinem Vater, heute neun – das frisst schon alles viel Energie und ist ziemlich anstrengend.


Am Donnerstag ist erstmal liegengebliebene Hausarbeit dran, nach dem Mittag fahre ich mit dem Gatten zusammen 130 km bis nach Limburg, wo der Frankfurter Sohn mit dem Zug ankommt. Wir treffen uns wieder in der Mitte, dann ist es zeitlich für alle überschaubar.

Der Sohn kommt nur für drei Tage, aber er kennt sich aus mit einem Restaurant-Simulationsspiel, das ich mir auf den Computer lade und dann den Abend und einige Stunden des nächsten Tages damit verbringe, Tische für mein Restaurant zu kaufen, Rezepte zu entwickeln und mich zu fragen, warum nicht alle Kunden immer begeistert sind. Fragen, die ich ohne das Spiel nicht hätte. Aber es entspannt schön, was ich gerade gut brauchen kann. Am Nachmittag entdecken wir im Laubendach unerwartet eine undichte Stelle, die aber weit weg von der vorher reparierten liegt. Genauer besehen finden wir keinen Grund, warum es ausgerechnet an dieser Stelle leicht tropft. Vielleicht ist eine Schraube ganz leicht schief und lässt Wasser durch?


Am nächsten Tag scheint nach den Rgentagen wieder die Sonne vom Himmel. Wir ummanteln die eventuell undichten Schraubenköpfe auf dem Laubendach mit Silikon und werden den nächsten Regen abwarten. Entweder bleibt es dann unter dem Dach trocken – oder wir finden eine andere Lösung. Das Wetter ist schön und wir spazieren eine große Runde, was meistens passiert, wenn einer der Söhne oder beide da sind. Die leben jetzt in großen Städten und freuen sich sehr über ländliche Spazierwege, Natur und Platz.

Nach dem Rundgang backe ich für den nächsten Tag, an dem wir uns mit der Familie treffen. Für eine schwedische Mandeltorte bekomme ich die geschmeidige Pralinémasse nicht hin. Bei mir bleiben es Krümel, der Zerkleinerer-Mixer ist überfordert. Kurzentschlossen streue ich eine dicke Schicht Krümel auf die Buttercreme und fertig. Die Krümel sind aus gebrannten Mandeln und schmecken auch ungeschmeidig. Die Buttercreme ist perfekt und wird es schon ausgleichen. Ein einziges Stück der Mandeltorte hat vermutlich 27000 Kalorien. Zum Glück ist nur einmal im Jahr Ostern.