Blog 909 – 28.09.2025 – Mittelalter, Maybebop, Purple und Jördis
Krimidinner-Termin am Sonntag zur Brunchzeit im Mittelalter. Ob im Mittelalter überhaupt gebruncht wurde? Egal. Ich ziehe mich für meine Rolle passend an – mit dem Überwurf den ich letztens erst an der Nähmaschine zusammengeklöppelt habe – und bringe kleine Quiches aus Mürbeteig zum Essen mit. Kurz hatte ich überlegt, ob ich einen mittelalterlichen Getreidebrei koche, aber wenn der zwar originell ist, aber nicht gegessen wird, ist es ja blöd. Die Gastgeber haben um den Tisch herum Stroh ausgeworfen, was sehr witzig und passend ist.

Die Krimiauflösung ist etwas schwierig, weil anscheinend alle Beteiligten mehrfach am Tatort waren und alle ein Motiv gehabt hätten. Wir kommen weitgehend auf die Lösung, allerdings nur, indem wir viele Verdächtige sicher ausschließen können und dann nicht viel übrig bleibt. Am Nachmittag komme ich wieder nach Hause und bringe kleine Strohreste mit, die sich an das Kleid klammern und vermutlich meinen ganzen Rückweg markiert haben.
Bei schönem Herbstwetter schneide ich am nächsten Tag im Garten Wege frei, die in den letzten Wochen schon wieder zugewuchert sind. Seit einigen Jahren versuche ich, einen Bereich am Zaun entlang möglichst durchgängig zu haben, was es wesentlich einfacher macht, gegen die rankende Efeu- und Brombeerranken aus den Nachbargärten anzukommen.

Andere Stellen lasse ich bewusst zuwachsen und behalte nur Durchgänge. Das mag ich dann sehr.

Wie immer findet die Katze jede meine Gartenarbeiten gut und ist nah dabei. So bequem wie möglich.

Am Papa-Mittwoch sind diesmal viele kleine Sachen zu erledigen. Sehr viele. Es sind so viele, dass ich meistens gerade mit einer beschäftigt bin, wenn mein Vater schon die nächste anspricht. Ich wähle eine Telefonnummer, weil er mit einem Bekannten sprechen möchte, da fällt ihm ein: „Hol mal die Uhr da vorne! Die muss zum Uhrmacher. Kannst du heute hinfahren?“ Während ich konzentriert die täglichen Medikamente für eine weitere Woche in der Medikamentendose abzähle, sagt er: „Kannste mir mal vom Schrank das Fotoalbum geben?“ „Moment, Papa, ich bin doch gerade …“ „Das zweite von unten.“ „Okay.“ Der Vorteil ist, dass ich immer in Beschäftigung bin, keine Langeweile aufkommt und ich das Einkaufen sogar bis nach dem Mittagessen verschieben muss, weil vorher ständig etwas zu tun ist. Zu meiner großen Freude schmeckt ihm das Mittagessen sehr gut. Den Kartoffelbrei habe ich frisch gemacht, das Sauerkraut und die Eisbeinscheiben habe ich am Vortag geschmort. „Hämchen“ heißt das gekochte, ziemlich fette Eisbein in Köln, und ich bin etwas unsicher, ob mein Vater es noch gut essen kann. Während er es auf dem Teller sorgsam zerlegt, sage ich: „Das hast du früher immer gerne gegessen.“ Er grinst: „Nicht nur früher“, und schiebt sich eine Gabel voll in den Mund. Dann isst er alles mit großem Genuss. Hurra, dafür lohnt sich die Vorarbeit.
In dieser Woche habe ich am Freitag einen Konzerttermin. Es ist schon wieder Maybebop, diesmal aber in Bonn und mit einem anderen Programm. Seltsamerweise kommen plötzlich weitere Termine dazu. Also sie kommen nicht von alleine, ich buche sie schon selber. Es fängt damit an, dass ich überlege, am Sonntag zur Ausstellungseröffnung von Jürgen Maaßen im Puppentheatermuseum Bad Kreuznach zu fahren. Am liebsten möchte ich auch schon am Vorabend zum Theaterstück „Moliére“, das dort von seiner Frau gespielt wird und das ich schon lange mal ansehen möchte. Die Moliére-Vorstellung ist aber ausverkauft. Bad Kreuznach ist nahe an Frankfurt, ich hätte nach der Vorstellung beim Sohn übernachten können. Aber wenn ich am Sonntag tagsüber in Bad Kreuznach bei der Ausstellung bin, kann ich doch von dort nach Frankfurt fahren und mit dem Sohn zusammen stattdessen am Abend ins Kulturhaus gehen, wo ein Freund in einem Theaterstück mitspielt.
Ich bekomme tatsächlich noch zwei Karten für die abendliche Theatervorstellung in Frankfurt. Damit ist die Planung klar: Freitagabend Maybebop in Bonn. Samstag zuhause. Sonntagvormittag Jürgen Maaßen in Bad Kreuznach, am Abend Theaterstück in Frankfurt. Übernachten in Frankfurt. – Doch dann sehe ich, dass Purple Schulz mit Jördis Tielsch eines ihrer letzten gemeinsamen Konzerte am Samstag in Limburg geben. Limburg liegt auf dem Weg nach Frankfurt. Ich könnte doch einen Tag früher …
Gedacht, gemacht. Überraschenderweise bekomme ich noch eine Karte für das Purplekonzert und mache einen neuen Terminplan: Freitagabend Maybebop in Bonn, Samstagabend Purple in Limburg, übernachten in Frankfurt, Sonntagvormittag Jürgen Maaßen in Bad Kreuznach, Sonntagabend Theaterstück in Frankfurt, übernachten in Frankfurt, Montagmittag Fahrt nach Hause. – Wow, das werden einige Tage mit Herumfahrerei und viel Musik und Theater. Eigentlich sollte mir das gerade zu viel sein, seltsamerweise freue ich mich aber sehr darauf. Vielleicht, weil es nicht Hausarbeit oder 1000-kleine-Sachen-erledigen ist, sondern etwas, dass mich interessiert und mir wirklich Spaß macht.
Der Spaß beginnt am Freitag im Bonner Pantheon, wo Maybebop „Wünsch dir was“ zeigt. Was ich vorher nicht wusste: Es ist ein Teil des gerade gesehenen Programmes „Muss man mögen“, gemischt mit älteren und alten Liedern, die sich vom Publikum vorher gewünscht werden konnten. „Für Neuhörer ein Jackpot, denn damit ist es ein Best of“, sagt Oliver. Und es ist tatsächlich ein tolles Konzert mit einem begeisterten Publikum in der schönen Atmosphäre des Pantheons. Was für ein großartiger Start des Wochenendes!

Am nächsten Nachmittag fahre ich nach Limburg, um Purple und Jördis anzusehen. Die Kleinkunstbühne „Thing“ liegt unter der großen Stadthalle und gefällt mir sofort. Leider ist meine Sicht am zugewiesenen Platz im hinteren Bereich des Raumes ein wenig eingeschränkt und meistens sehe ich Jördis links, Purple rechts und zwischen ihnen einen überdimensionierten Hinterkopf. Der ist natürlich nur so groß wegen Perspektive und Nähe und so. Das Programm heißt „ÜbersLeben“ und bringt mir sofortige Tiefenentspannung. Jördis und Purple sind beides tolle Musiker und harmonieren miteinander. Ich sitze, atme und höre zu. Hach, ich mag Purples Stimme so gerne! Das Publikum lauscht ebenfalls, wirkt begeistert und es wird viel geklatscht.

Im zweiten Teil gibt es die Hits von früher, die alle kennen. „Ich will raus!“ macht in seiner Intensität immer noch Gänsehaut. Lustig ist nur, dass beim ersten Ton ringsherum viele Handys in die Höhe gehen und bis zum Schlusston dort gehalten werden. Das ist musikalische Zeitgeschichte, die mitgefilmt und konserviert werden soll.

Am Ende gibt es Standing Ovation und viel Applaus. Das Konzert dauert bis fast 23 Uhr, ich unterhalte mich danach noch und starte kurz nach Mitternacht Richtung Frankfurt. Erst verpasse ich eine recht dunkle Ausfahrt, die ich hundert Meter später erwartet hatte, dann gibt es in der Straße des Sohnes keinen freien Parkplatz. In den Nebenstraßen auch nicht. Das hatte ich auch noch nicht. Irgendwo war sonst immer eine Lücke. Ich kreise etwas herum, parke dann ein ganzes Stück entfernt und laufe mit meiner Reisetasche durch die nächtlichen Straßen zurück. Um halb zwei falle ich ins Bett, beziehungsweise auf meine liebevoll vorbereitete Klappmatratze im Wohnzimmer. Wie schön, jetzt sofort schlafen zu können. Morgen geht’s weiter mit der Kulturtour.