Blog 913 – 26.10.2025 – Puppenstück-Meetings, Gardinen und Alpakas
So! „So“ ist ein typisch deutscher Ausdruck, den ich häufig verwende. Meistens wenn etwas fertig ist und ich zufrieden: „So“ sage. Oder wenn ich meine Jacke angezogen, den Einkaufskorb ergriffen habe und damit signalisiere, dass ich losgehen kann: „So.“ Jetzt sage ich es kurz und druckvoll: „So!“ und meine damit, dass ich einen Entschluss gefasst habe. Es ist schwierig und ich weiß auch nicht, ob es überhaupt klappen kann, aber ich möchte versuchen, bis Weihnachten das kleine Puppenstück fertig zu haben. So.
Das Problem dabei ist die Zeit, denn nicht nur, dass nach dem Türeinbau noch einiges zu tun ist – Gardinen umnähen, Fensterbrett streichen, Wohnung entstauben, Werkzeug wegräumen und vorher den Werkzeugschuppen mäusesicher machen -, wir haben auch schon das nächste Projekt vor: Das kleine Musikstudio im Keller wieder zu aktivieren, das seit dem Wasserschaden vor vier Jahren mit Kram vollgestellt und nicht zu benutzen ist. Bis Weihnachten soll es fertig sein. Weihnachten ist in acht Wochen. Ist ja nicht so, dass ich ansonsten gar nichts zu tun hätte.
Für das Puppenstück brauche ich zwei Klappmaulfiguren, die alleine schon recht viel Zeit zum Bauen brauchen. Ist ja nett, dass ich mir das bis Weihnachten vornehme, aber wie soll ich das denn schaffen? Plötzlich fällt mir ein, dass ich eine angefangene Klappmaulpuppe habe, die nicht ganz so aussieht, wie ich sie als Hauptperson für das Stück bauen würde, aber doch so passend ist, dass ich sie nehmen könnte. Damit wäre ja schon die halbe Bauarbeit getan. Die zweite Figur ist ein Tier, spielt nur eine kleine Rolle und wird viel schneller zu bauen sein.

Auch die kurze Geschichte ist schon weitgehend fertig. Sie war mal eine Idee für ein Kinderbuch, im letzten Jahr habe ich sie aber schon in einem ersten Entwurf zu einem Puppenstück umgeschrieben.

Eigentlich für eine Umsetzung mit Puppenhänden an Führungsstäben, aber wenn ich es jetzt bedenke, sollte ich besser eine Greifhand einsetzen. Damit verändert sich das Spielbuch nochmal deutlich, weil die Puppe selber etwas halten kann und damit aktiver wird. Aber für die Umsetzung und die Details ist ja jetzt der richtige Zeitpunkt. Allerdings nicht in dieser Woche, da passt es noch nicht. Ab der nächsten werde ich mir zwei feste Kreativ-Nachmittage pro Woche einplanen, die dann sogar im Kalender stehen. Das ist immer noch sehr wenig Zeit für kreatives Arbeiten, aber immerhin geht es wieder los.
Vorher nähe ich die Gardinen fertig. Zufällig finde ich in der Schublade Saum-Bügelbänder, die bei irgendwelchen Gardinen beilagen und nicht genutzt wurden. Normalerweise würde ich die Säume nähen, aber angesichts der nicht gut funktionierenden Nähmaschinen probiere ich die Klebevariante. Fazit: Es geht nicht unbedingt schneller, aber es funktioniert ohne Nähen und nur mit Bügeleisen. Das Ergebnis ist erstaunlich gut.

Auch das kleine Fenster im Flur, das wir vor einigen Wochen in einer Schnellaktion gegen das alte einglasige ausgetauscht haben, soll eine Gardine haben. Ich finde ein Stück meiner früheren Küchengardine, die ich wegen ihrer kleinen Pünktchen sehr mag. Sie muss allerdings auf die passende Länge gebracht werden, was in diesem Fall nicht mit einem Klebesaum geht. Die Nähmaschine, die sonst immer wieder festhängt und den Faden durchreißt, und auch bei einem Probestück der hauchfeinen Gardine sofort scheitert, kommt bei der Saumnaht überraschenderweise stockfrei durch und stichelt eine vorbildliche Naht. Kaum bin ich am Ende angekommen, hängt sie wieder fest. Vielleicht war das ihre letzte Naht.

Am nächsten Tag liege ich auf den Boden des Gartenschuppens und tackere einen Mäuseschutz fest. Das macht wenig Spaß, ist aber notwendig, ehe wir wieder Kisten davorstellen. Drahtgeflecht, Drahtschere und Tacker waren gerade erst beim Betonfiguren-Kurs im Einsatz. Gleicher Werkzeugeinsatz, völlig anderes Ergebnis. Eigentlich würde ich den Mäusen im Winter gerne einen geschützten Raum zur Verfügung stellen, sie benehmen sich im Schuppen allerdings nicht gut, fressen die Kartons an und sehen es mit einer gezielten Toilettennutzung nicht so eng. Darum müssen sie jetzt leider draußenbleiben.

Auch wenn ich erst in der nächsten Woche aktiv mit dem Puppenstück beginnen will und mich vorher konzentriert um andere Sachen kümmere, sind meine Hirnzellen schon freudig an der Arbeit. Auch ohne mein Zutun haben sie Meetings, in denen sie Ideen über den Tisch werfen und das Stück entwickeln. Als hätten sie nur darauf gewartet, endlich wieder etwas tun zu können. Während ich am Mittwoch mit dem Auto auf dem Weg zu meinem Vater bin, präsentieren sie mir das Ergebnis. Da ist schon fast alles fertig und ich muss nur noch ablaufen lassen. Bei meinem Vater angekommen, schreibe ich schnell die Stichworte auf, ergänze ein paar Kleinigkeiten und habe eine runde, sinnvolle Geschichte, bei der ich weiß, wie ich sie spielen werde. Wenn ich in der nächsten Woche loslege, habe ich eine gute Grundlage für das Spielbuch.
Für meinen Vater koche ich Schweinebraten, Soße, Rotkohl und Klöße, richtig gutbürgerlich, so wie er es mag. Für mich ist das etwas anstrengend, denn normalerweise koche ich anders. Bei mir gibt es Schnelles aus der Pfanne oder gebackenes Gemüse aus dem Ofen, Linsen, auch mal Tofu, gerne asiatisch oder scharf gewürzt. Alles Sachen, die ich ohne großes Überlegen kochen kann, die meinem Vater aber nicht schmecken. An Dienstagnachmittagen verbringe ich darum oft ein bis zwei Stunden mit dem Vorbereiten und Kochen des Papa-Essens für den Mittwoch, das auch noch über Nacht gekühlt werden und am nächsten Mittag wie frisch gekocht schmecken muss. Die Möglichkeit, erst am Mittwoch bei meinem Vater zu kochen, ist zwar da, aber manchmal gibt es bei ihm am Vormittag überraschend viel zu tun und es bleibt wenig Zeit. Außerdem möchte ich nicht aufwendig mit Fleisch und Gemüse in der Küche herumwerkeln und alles gleich saubermachen und eventuell noch den Boden putzen müssen, damit die Betreuungskraft es nicht sofort tut. Für mich ist es stressfreier, wenn das Essen dabei ist. Nur Kartoffeln koche ich meistens frisch.

Am Samstag besuche ich mit dem Gatten Alpakas. Ganz bewusst nicht als Wander-Event, weil das für die Alpakas meist stressig und gar nicht angenehm ist, sondern als Besuch auf der Weide. Die Alpakas kommen nur nah, wenn sie wollen, können jederzeit gehen und werden nicht spontan angefasst. Abwarten, beobachten, genießen heißt es für die Besucher.

Die kleine Herde von sechs Tieren ist sehr interessiert am Besuch, kommt ganz nah und lässt sich mit Heu füttern. Weil die Tiere immer mit Respekt behandelt und von den Besuchern zu nichts gezwungen werden, wirken sie zufrieden und sind freiwillig dabei. Auch wenn sie als Fluchttiere merkbar aufmerksam bleiben und bei jedem Erschrecken davonpreschen könnten. Darum wird auch darauf geachtet, dass die Besucher sie nicht umkreisen, sondern jederzeit ein freier Fluchtweg für sie bleibt.


Dass sie normalerweise nicht gerne gestreichelt werden, basiert auf ihrem natürlichen Verhalten, denn sie kuscheln auch untereinander nicht und vermeiden nahen Körperkontakt. Im Herdenverband zu stehen, ist ihnen nah genug. Weil alles so entspannt ist, lässt sich eines der Tiere sogar leicht am Hals streicheln alle lassen sich aus der Hand mit einer Kräutermischung füttern.


Es ist ein sehr schönes Erlebnis. Das werden wir nochmal machen. Wer im Bereich Köln-Bonn wohnt und Alpakas besuchen und sehr nah beobachten möchte: Alpakas-vom-Vorgebirge in Bornheim-Merten. Für ruhige Erwachsene und ruhige Kinder gut geeignet, für laute und zappelige nicht.
Es freut mich, dass mein Klappmaul-Alpaka, das ich vor drei oder vier Jahren – oder länger – gebaut habe, ehe ich jetzt echte Alpakas von nah gesehen habe, optisch und charakterlich ziemlich nah an den Originalen ist. Nur dass es sprechen kann.
