Blog

Blog 898 – 13.07.2025 – Termine, Besuche und Rezepte

Was für eine Erleichterung, wenn es nach heißen, trockenen Tagen mal wieder regnet. Am Sonntag ist es plötzlich herbstlich, der Regen rieselt den ganzen Tag und es bleibt grau. Die ausgetrocknete Erde im Garten freut sich und die Regenfässer füllen sich wieder. Nach dem Mittag fahren wir durch rieselnden Regen und besuchen Freunde, sitzen dort nicht auf der Terrasse, sondern im Wohnzimmer, essen und erzählen und fahren am Abend durch immer noch rieselnden Regen nach Hause. Ich freue mich sehr über das Wetter.

Am nächsten Tag hat mein Vater einen Termin zur halbjährlichen Herzschrittmacherkontrolle. Ich fahre zu ihm, packe ihn und den Rollstuhl ins Auto und wir fahren zum Krankenhaus. Der Weg vom Parkhaus bis zum Krankenhauseingang und von dort noch einmal quer durch das Gebäude wäre für meinen Vater mit dem Rollator nicht mehr zu schaffen, darum schiebe ich ihn. Als wir in der passenden Abteilung sind, habe ich keine Überweisung dabei. Den Termin habe ich vor einem halben Jahr bekommen und komplett vergessen, dass ich vorher noch zum Hausarzt muss. Ist aber nicht schlimm, ich kann sie nachreichen. Eine halbe Stunde später sind wir fertig, kommen aus dem Krankenhaus und sehen eine drohend dunkle Wolke am Himmel. Ich nehme Schwung und schiebe den Rollstuhl sehr zügig zum Parkhaus. Kurz vor dem Eingang merke ich die ersten Tröpfchen auf der Haut, kaum sind wir drin, geht ein massiver Wolkenbruch los. Wir stehen unter dem Dach. Der klatschende Regen hätte uns innerhalb von Sekunden komplett durchnässt. Meinen Plan, auf dem Rückweg schnell beim Hausarzt zu halten, um die fehlende Überweisung sofort zu holen, gebe ich angesichts der platschenden Wassermassen gleich wieder auf. Als wir kurz danach bei meinem Vater ankommen, reicht ein Regenschirm, um die letzten Tropfen von ihm einigermaßen abzuhalten. Glück gehabt. Oder zufällig sehr gutes Timing.

Auf meinem Nachhauseweg fahre ich einen Schlenker, um etwas entfernt ein Sozialkaufhaus zu besuchen, das ich mir schon immer mal ansehen wollte. Außerdem möchte ich nach einem Rollcontainer gucken. Die vorhandenen Rollcontainer passen farblich nicht, aber es gibt viel interessanten Kram, bei dem ich aufpassen muss, dass der nicht bei mir landet. Vor allem die alten Teeservices aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren treffen mein Herz. Was? Nur 20 Euro für so schöne Designs? Aber die Vernunft siegt. Oder eher die Angst, dass ich etwas kaufe und dann keinen Platz finde, wo ich es unterbringen kann. Nur ein altes Holztablett darf mitkommen. Tabletts kann ich bei Näh- und Bauprojekte immer gebrauchen, um Material und Werkzeug abzulegen und zu transportieren.

Viele der Gegenstände im Sozialkaufhaus stammen aus Wohnungsauflösungen. Vermutlich hat dieses alte Tablett lange zum Leben einer Person gehört. Wie interessant wäre es, wenn hinten ein Zettel mit persönlichen Infos zur Lebensgeschichte des Tabletts kleben würde. Ich kaufe es für 1,50 Euro und es wird mich noch lange begleiten. Voraussichtlich bis zur Wohnungsauflösung. Und entweder kommt es dann in den Müll oder jemand übernimmt es und wird sich vielleicht fragen, wie lange ich dieses Tablett wohl hatte und ob es mir viel bedeutet hat.


Der Vater-Mittwoch ist so voll, dass ich zumindest nicht durch Herumsitzen müde werde. Rezept und Überweisung holen, Überweisung zum Krankenhaus bringen, im Baumarkt einkaufen, Post durchsehen, Formulare ausfüllen, Anrufe machen, Lebensmittel einkaufen, im Garten Seerosenblätter rausschneiden, damit die Fische wieder einen Blick in den Himmel werfen können und danach die vielen neuen Weintriebe entfernen. Während ich auf einer Leiter zwischen den Weinranken stehe, surrt und summt es immer lauter. Als ich es plötzlich bewusst bemerke, sehe ich an der einige Meter entfernten Gartenmauer sehr viele Bienen kreisen, und die ersten auch bei mir. Sie fliegen mir bis zentimeternah vor das Gesicht und inspizieren mich anscheinend kritisch. Vielleicht auch drohend. Ach ja, ich hörte kurz vorher, dass der Nachbar an seinen Bienenstöcken gearbeitet hat. Jetzt suchen die Bienen wohl die schuldige Person und in ihren Bienenaugen könnte ich das sein. Es werden immer mehr. Ich mache, dass ich reinkomme. Erst zwei Stunden später hat sich die Lage entspannt und ich kann im Garten weitermachen. Als ich am späten Nachmittag wieder nach Hause komme, reicht mein Aktivitätspotential noch für einen Salat, eine Kanne Tee und Herumsitzen.


Im meinem Garten schwirrt es lebendig auf allen Lavendeln und in einem sitzt eine gelbe Spinne und wartet auf Opfer. Es ist die „Veränderliche Krabbenspinne“, die sich farblich in Weiß, Gelb oder Grün anpassen kann. Knallegelb auf einem violetten Lavendel kommt mir unpassend vor. Überhaupt kommt mir die Spinne an diesem Ort unpassend vor. Der Tod im Leben. Sie wartet auf eine der Bienen oder Hummeln. Was mache ich? Ökosystem unterstützen oder Bienen und Hummeln schützen?

Kurzentschlossen pfeffere ich die Spinne mit einem kräftigen Schubs in den daneben wachsenen Busch. Danach habe ich ein schlechtes Gewissen. Die arme Spinne. Wie geht es ihr da? Muss sie verhungern? Oder findet sie dort andere Opfer, die sich vor ihr versteckt hatten und die ich jetzt in höchste Gefahr bringe? Ich mache mir echt zu viele Gedanken. Vermutlich verdreht die Spinne gerade genervt die Augen über meine Tat, läuft vom Busch zurück zum Lavendel und macht weiter.


Am Freitag ist Koch- und Backtag. Quiche, Nudelsalat, Lasagne, Kirschstreusel und Schmandkuchen. Ein kleines Familientreffen steht an und ich bringe das Essen mit. Ich habe mir den ganzen Tag für das Zubereiten freigehalten, um keinen Stress zu bekommen. Es klappt alles gut, ich wundere mich nur über die großen Teigmengen beim Streuselkuchen. Das Springformrezept muss ich für die große Form verdoppeln, aber hatte ich dann immer schon 600 Gramm Mehl nur für die Streusel? Ich bin verwundert, ziehe es aber durch. Am Ende habe ich die Kuchenform voll und immer noch viel Teig und Streusel übrig. Da fällt mir auf, dass ich nicht das Springformrezept vor mir liegen habe, sondern das für ein Backblech. Ich habe also die sowieso schon doppelte Backblechrezeptur nochmal verdoppelt.

Quarkölteig als Klumpen, dick mit Streuseln belegt, schmecken überraschend gut. Die gibt es bei uns als Abendessen.


Am nächsten Tag geht es ins Ruhrgebiet, wo die Nichte jetzt neben Burgruine und See wohnt. Es ist ein verwinkeltes Wohngebiet mit Kopfsteinpflaster, kleinen Höfen und vielen Blumen in Töpfen. Wunderbar. Wohnen, wo andere Urlaub machen.

Wir haben einen gemütlichen, schönen Tag – Essen gibt es genug – und am Abend sind wir wieder zuhause. Nicht mal Stau gibt es auf der A1.


Den heutigen Tag werde ich wohl im Stil der Katze verbringen. Die hat das gut raus mit dem Chillen.