Blog 900 – 27.07.2025 – Affenfüße, falsches Malen und unerwartete Gurke
Am Sonntag bin ich zusammen mit dem Gatten schon wieder in Frankfurt. Der Sohn bekommt seine Rollcontainer und ich bringe zwei bienenfreundliche Pflanzen für die Balkonkästen mit. Dafür erhalte ich zwei Lavendel, die sich mit dem Leben auf dem Balkon nicht anfreunden wollen und jetzt eine zweite Chance in meinem Garten bekommen. Den Kakteen und Sukkulenten, die den Sommer auf dem Balkon verbringen, gefällt es dagegen sichtlich gut.

Mit der Tram fahren wir nach Sachsenhausen, wo wir gemütlich unter hohem Bambus und Sonnenschirmen sitzen und sehr lecker vietnamesisch essen. Es ist ein schöner, gemütlicher Tag. Nur die drei Fliegengitter, die wir mitbringen, passen nicht, weil die Fenster eine dafür unpassende Innenlippe haben. Schade.

Wieder zuhause finde ich zufällig ein altes Foto, auf dem meine Oma zu sehen ist, die ruhig und konzentriert im Wohnzimmer sitzt und etwas stopft, während auf ihrem Rücken ein Affe herumturnt.

Für mich ein völlig vertrautes, harmonisches Bild. Heute wundert es mich eher, wie meine ruhige, bürgerliche Oma völlig selbstverständlich den kleinen Affen, den meine Tante aus dem Urlaub mitgebracht hatte, aufnahm. Ab da war „Chico“ im Familienleben dabei. Wenn er nicht im Käfig war, saß er oft auf einer Schulter oder sprang in Zimmer herum. Dabei konnte er über Regale voller Kleinkram laufen, ohne etwas runterzuwerfen. Ich weiß noch heute, wie sich die kleinen Affenfüße auf meiner Schulter anfühlten und wie fest die kleinen Finger zugreifen konnten. Beim Angucken des Fotos lächle ich erfreut und etwas wehmütig. Oma ist nicht mehr da, Chico ist nicht mehr da und sogar das Haus mit dem Wohnzimmer ist abgerissen. Aber das Foto gibt es noch, mit dem ich mich sofort in die Zeit zurückfühlen kann.
Vor zwei Jahren habe ich einen Ölmal-Onlinekurs von Torsten Wolber gemacht. Der hat mir große Lust aufs Malen gemacht, ich habe allerdings gemerkt, dass mir die Grundlagen im Umgang mit Ölfarben fehlen. Wann muss ich die Farbe warum und wie stark verdünnen, wie oft und wie gründlich muss ich während des Arbeitens die Pinsel säubern, auf was muss ich achten und was ist zu vernachlässigen. Um das in Ruhe auszuprobieren, brauche ich etwas ungestörte Zeit am Stück, die ich seit vielen Monaten nicht mehr habe. In diesem Sommer muss ich mir einige Tage fürs Malen freihalten, nehme ich mir vor. Das muss das Schicksal gehört haben und es lässt mich malen. Allerdings hat es etwas falsch verstanden, denn ich dachte dabei nicht an drei Schichten Lasur auf der Schuppenwand. Vielleicht muss ich mich da noch genauer ausdrücken.

Das Wetter macht das Outdoor-Streichen spannend. Es ist oft lange sonnig oder leicht wolkig, aber es kann sich auch ziemlich schnell dunkel zuziehen und losregnen. Manchmal nur wenige Kilometer entfernt, hin und wieder über mir.

Ich schaffe es drei Tage lang, alle Lasurschichten zu streichen und danach noch einen Rand mit Außengips zu behandeln, ohne dass mir ein Regentropfen in die frische Arbeit kommt. Ist aber auch Glück dabei.

Als die eine Schuppenseite ausgebessert und fertig ist – das Tragische ist, dass sie zum Nachbargrundstück gerichtet ist und ich sie ab jetzt gar nicht mehr sehen kann -, kaufe ich einen weiteren Eimer Lasur. Jetzt will ich auch noch die Front des Schuppens streichen. Die kann es ebenfalls brauchen, und außerdem kann ich sie danach ansehen und mich dauerhaft darüber freuen.
Am Mittwoch bin ich planmäßig bei meinem Vater. Der Mann von der Klimafirma hat sich seit meiner Anfrage am Donnerstag noch nicht zurückgemeldet. Ich rufe ihn erneut an. Er sagt, dass er den Rückruf noch nicht geschafft hat, wird aber am Nachmittag vorbeikommen, um sich anzusehen, um was es geht. Das macht er auch. Er sieht keine Probleme, schlägt ein passendes Modell vor und nur eine Stromleitung muss noch von uns gelegt werden. Außerdem verspricht er einen Kostenvoranschlag.
Am nächsten Morgen ist der Kostenvoranschlag schon als Mail da und völlig in Ordnung. Das sieht gut aus. Allerdings können wir uns die Split-Klimaanlage inzwischen besser an einer anderen Wand des Wohnzimmers vorstellen, womit auch das Außengerät woanders stehen würde. Ich rufe den Klimamann am Vormittag an und sage, dass wir das Angebot gut finden, aber den Ort ändern möchten und mit ihm absprechen müssten, wo genau er dann den Strom braucht. Mein Plan ist, dass er sich den neuen Platz kurz ansieht, wir in den nächsten zwei bis drei Wochen die Stromleitung verlegen und er dann hoffentlich bis September oder Oktober eine Anlage montieren kann. „Ich komme heute Abend vorbei, um mir das anzusehen und am nächsten Mittwoch montiere ich.“ Was?? Verwirrt wende ich ein: „Am Mittwoch geht es nicht, da ist hier zu viel zu tun.“ „Sie müssen nicht dabeisein, ich montier die Anlage auch ohne Sie“, grinst er und meint es ernst.
Äh, Moment, das geht jetzt sehr schnell. Heute Abend können wir nicht. Und erstmal muss doch der Strom gelegt werden und das schaffen wir nicht bis zum nächsten Mittwoch. Außerdem ist am Mittwoch der Wechsel der Betreuerinnen, das ist stressig genug, da sollten nicht noch Handwerker in der Übergabe rumwuseln. „Der Strom ist kein Problem“, winkt er ab. „Ich kann alles montieren und kurz testen, dann legen Sie in Ruhe Ihre Leitung und dann komme ich irgendwann und schließe an.“ Wir einigen uns auf den morgigen Abend für den Besprechungstermin vor Ort und den nächsten Donnerstag als Einbautermin. Da wird mein Vater bei der Tagespflege sein und es ist der erste Tag der neuen Betreuung. Es wird gar nicht so schlecht sein, wenn ich da bin und ihr noch etwas erklären kann. Aber was ist denn das für eine verrückte Situation, dass der Handwerker schneller ist als ich?
Am Mittag steht der Düsseldorfer Sohn plötzlich vor der Tür. Nicht ganz unerwartet, er hatte sein Kommen angekündigt, aber ich war bereit, ihn am örtlichen Bahnhof abzuholen. Er hatte sich aber ein Klapprad gekauft, das er in der Bahn mitnehmen kann, um Anschlussstrecken radeln zu können, und wollte ausprobieren, ob das klappt. Als Test ist er mit dem Rad zum Düsseldorfer Hauptbahnhof gefahren, von dort mit eingeklapptem Rad nach Köln, dann weiter mit der Regionalbahn und ab dem Zielbahnhof dreieinhalb Kilometer mit dem Rad bis zu uns. Funktioniert super. Wir laufen eine Besichtigungstour durch den zugewachsenen Garten – die neue Treppe zum Grillplatz hat er noch nicht gesehen -, essen zusammen und am Abend fahren wir ihn mitsamt eingeklapptem Rad wieder nach Düsseldorf. Das wäre als „Rückfahrt-Test“ ebenfalls mit der Bahn gegangen, hätte aber sehr viel länger gedauert. So sitzen wir im Auto und unterhalten uns. Wie cool – beide Söhne innerhalb weniger Tage getroffen.
Im Garten wächst alles grün und dicht. Ich habe bewusst kein Gemüse, weil das auf dem trockenen Boden sehr viel gegossen werden muss und erfahrungsgemäß wesentlich mehr Arbeit als Ertrag bringt. Nur eine Minigurkenpflanze habe ich wieder in eine Kompostkiste gesetzt, in der sie keine Arbeit macht, aber auch lange unauffällig klein blieb. Während der letzten Regentage ist sie plötzlich losgewachsen und völlig unerwartet hängt auf einmal eine Gurke dran. Eine richtig lange Schlangengurke. „Die sieht aus wie eine ganz echte Gurke“, sage ich erstaunt. Ist sie ja auch. Die Überraschung ist aber doppelt groß, weil ich, wenn überhaupt, eine Minigurke erwartet hätte.

Fürs Ölmalen reicht die Zeit noch nicht, aber am Samstag kann ich mal wieder an der Katze weitermachen. Die Hinterbeine und der Schwanz entstehen als Grundform aus Schaumstoff. Auch wenn ich mit der Handhabung des Klappmauls nicht zufrieden bin – es ist alles sehr eng und wäre mit Außengriff besser geworden -, bleibe ich jetzt dabei. Der Eingriff von unten hat seine Nachteile, aber jetzt möchte ich die Katze genau so fertig machen. Katzennähen geht im Gegensatz zu Ölmalen auch zwischendurch ganz gut. Wenn ich plötzlich abbrechen muss, lege ich nur die Nadel weg.
