Blog 911 – 12.10.2025 – Hohlbeton, Haustür und Gepiepse
Am Sonntag habe ich den letzten Kurstag „Betonfiguren bauen“. Es herrscht arbeitssame Atmosphäre, weil nur noch bis zum Mittag Beton aufgetragen werden kann. Aber auch wenn alle noch viel schaffen wollen, bleibt Zeit für kleine Gespräche und gegenseitige Hilfe. Es ist eine schöne, kreative und friedliche Stimmung im Raum, die eine gute Basis zum konzentrierten Arbeiten und gleichzeitigen Entspannen ist. Mein Widder ist klein genug, um fertig werden zu können. Nur die Unterseite werde ich zuhause zur Sicherheit noch einmal bespachteln, damit sie auch wirklich dicht und wetterfest ist. Es ist schon erstaunlich, was sich aus Beton alles machen lässt.

Wir räumen auf, stellen unsere Figuren ausstellungsmäßig auf die Arbeitsböcke, zwei Ehemänner-Gäste und ein Hund kommen dazu, wir stoßen mit alkoholfreiem Sekt an und essen Quiche. Auch wenn ich den Innenaufbau mit geschraubten Latten und widerspenstigem Kaninchendraht eher nervig finde, macht mir das spätere Gestalten mit Beton viel Spaß. Ich habe Lust, im Frühjahr eine weitere Figur zu bauen, die dann deutlich höher sein wird. Jetzt weiß ich ja, wie es geht. Und während der Widder aus Tuffstein gehauen etwa 40 Kilo und mehr wiegen würde, kann ich die Betonversion mit hohlem Inneren ohne Probleme mal eben zum Auto tragen. Ich schätze sie auf 12 Kilo. Wenn sie trocken ist, wird es noch weniger sein.
Viele Jahre habe ich mich geweigert, unsere alte Holztür auszutauschen, die ich sehr mag. Dass an ihrer einfachen Verglasung im Winter innen das Kondenswasser herabläuft, dass sie nicht überzeugend einbruchsicher ist und vor allem, dass ich sie schon wieder überarbeiten, an einigen Stellen Holz austauschen und sie komplett neu streichen müsste, waren endlich Gründe genug für eine neue Tür.

Vor Monaten haben wir sie bestellt, seit zwei Wochen wartet die neue Haustür im Flur darauf, dass wir Zeit für sie haben.

Sie wiegt mit Rahmen 103 Kilo. Mit Mühe und Gewuchte haben wir sie überhaupt in den Flur bekommen. Jetzt packen wir sie aus und müssen die Tür vom Rahmen trennen. Bei einem großen, glatten, mörderschweren Teil, das wenige Möglichkeiten zum Festhalten hat, ist das nicht einfach. Ich habe nie Angst vor Dreck oder Arbeit, aber beim Herumwuchten und Ablegen der Tür bin ich voll Sorge, dass wir sie plötzlich nicht mehr halten können, dass sie umfallen, kaputtgehen, Kratzer bekommen, tiefe Katscher im Boden, zerstörte Möbel oder zerquetschte Füße hinterlassen könnte. Das ist eine Gewichtsklasse, die mir zu hoch ist. Aber wir schaffen es. Der Rahmen ist gut tragbar, die Tür alleine hat etwa 85 Kilo. Puh! Wir stellen den Rahmen und die Tür aufrecht und einsatzbereit an die Wand.
Am nächsten Tag werde ich bei meinem Vater sein. Ein Tag Aufschub, ehe es an den Türeinbau geht. Die alte Tür werden wir schon rausbekommen und den neuen Rahmen vermutlich gut eingesetzt, aber wie wir die schwere Tür senkrecht einige Zentimeter anheben und sauber in die Scharniere setzen können, ist mir ein Rätsel. Das ist ja schon bei den viel leichteren Zimmertüren manchmal kniffelig.
Als es am Donnerstagmorgen hell wird, beginnen wir. Die alte Tür ist schnell ausgehängt, der alte Holzrahmen entfernt. Die Tür ist mir zu schade zum Wegwerfen. Die könnte ich bestimmt gut als Seitenteil im neuen Pavillon einsetzen. Erstmal aufheben.

Dann wird es staubig. Für den neuen Rahmen muss Mauerwerk weg, was mit Trennschleifer, Bohrhammer sowie Hammer und Meißel geschieht. In einigen Arbeitsphasen gibt es so viel Staub, dass ich die letzten, vergessenen Covidmasken aus dem Schrank krame. Mit ihnen kommt das alte Gefühl sofort wieder: Maskengeruch beim Einatmen, feuchtes Klima um die Nase und beschlagene Brillengläser. Sie nerven wie früher. Aber sie verhindern das Einatmen der Staubpartikel sehr deutlich. Wären Viren hustenauslösender Staub, hätte es vermutlich gar keine Diskussionen um das Maskentragen gegeben.



Das Abschlagen des Mauerwerkes dauert, vor allem, weil es Stellen aus gegossenem Beton gibt, die nur schwer zu bearbeiten sind. Aber wozu haue ich Tuffsteine und baue Betonwidder, wenn ich die Fähigkeiten nicht auch an Mauern anwenden kann? Am Nachmittag ist nach wirklich stundenlangem Hämmern und Hauen endlich alles vorbereitet und wir setzen den Rahmen ein. Das Ausrichten mit Wasserwaage ist unerwartet schwierig, vermutlich, weil auch die alte Tür nicht perfekt gerade saß und sowohl Boden als auch Mauer Unregelmäßigkeiten haben. Dann die Überraschung: Die schwere Tür lässt sich schnell und problemlos auf einer alten Decke bis zum Einsatzort schieben, kurz anheben und auf die Scharniere setzen. Bolzen rein und fertig. Wie schwebend lässt sie sich leicht bewegen und schließt sanft und ruckelfrei. Der Arbeitsschritt, vor dem ich mir die größten Sorgen gemacht hatte, ging am problemlosesten.

Die neue Tür sitzt und passt, und wegen der roten Farbe und des ähnlichen Aussehens wird kaum auffallen, dass sie gegen die alte ausgetauscht wurde. Innen werde ich noch die Ränder sauber verputzen und streichen. Vor allem werde ich aber sehr viel putzen und staubwischen müssen. Auf allen Flächen im Flur, der Küche und dem Wohnzimmer kann ich mit dem Finger Kringel in den Staub malen oder ganze Sätze schreiben. Das kann ich auch sonst häufig – als Hausfrau bin ich nicht sehr überzeugend -, aber jetzt ist die Staubschicht wirklich dick und auffällig. Selbst auf den senkrechten Schrank- und Zimmertüren sind Staubschichten zu sehen. Vermutlich muss ich sogar die Wände abkehren. In dem Zusammenhang könnte ich auch mal wieder Fenster putzen. Ich befürchte, dass ich in den nächsten Wochen völlig ungewohnt in Frühjahrsputzaktivitäten einsteigen muss. Aber egal, die neue Tür ist drin. Hurra!
Für den Samstag hat der Gatte eine Probefahrt mit einem E-Auto organisiert. Er will mir damit eine Freude machen, aber da kein Autokauf ansteht, bei mir keine aktuellen Fragen zum E-Auto bestehen und ich mit einem Auto nur fahre, wenn ich ein Ziel habe, und nicht, um zu fahren, freue ich mich nur mäßig. Na, maximal zwei Stunden herumfahren wird schon OK sein. Außerdem ist das ganz nah am Baumarkt, in den wir sowieso gehen müssen, da passt es schon.
Das E-Auto ist ein KIA und schon innen ein ganz schöner Unterschied zu unserem Kleinwagen-Benziner-KIA. Wir werden auf die wichtigsten von fünftausend möglichen Einstellungen hingewiesen, – hier können Sie das Bremsverhalten einstellen, einfach hier hoch, hoch, hoch oder hier wieder runter, hier ist die Spurkontrolle, einmal drücken, dann ist sie aus, hier können Sie die Tempokontrolle abstellen … – behalten in der Informationsflut nur wenig und wissen beim Losfahren nicht mal, wie man den Motor anstellt, denn das hat der Autohändler mitten im Erklären mal eben gemacht. Auf dem Display gibt es zwei Millionen Angaben, Kamerabilder ploppen auf, Warnlichter leuchten und immer wieder piepst etwas, um auf irgendetwas hinzuweisen.

Aber es macht tatsächlich Spaß. Der größte Unterschied ist für mich, dass es keine Kupplung gibt, ansonsten ist es ein ruhiges, super funktionierendes Auto. Wenn ich so eins hätte, würde ich mir allerdings zuerst die meisten Warntöne abstellen, weil die mich nur nerven und stressen. Aber andere Sachen hätte ich jetzt gerne auch bei meinem alten Auto: Die Einblendung der Geschwindigkeit ins Sichtfeld der Windschutzscheibe, die Seitenkameras beim Abbiegen und die Aufsichtkamera beim Einparken, die das Gefühl gibt, eine Drohne fliege über dem Auto und filme alles. Nach einer Stunde fahren wir wieder vor das Autohaus, ich parke rückwärts vor der Tür und drücke versuchsweise auf einen Knopf, den ich für den An- und Ausschalter halte. Pling-plong-pling erklingen Töne, das Display macht blitzende Streifen und verabschiedet sich korrekt, und mit dem Gefühl, die Enterprise abgeschaltet zu haben, steige ich aus dem Auto. Ja, super. Kann ich mir vorstellen, so ein Auto mal irgendwann zu haben.
Am Abend ernte ich die letzten Trauben und gehe die Beeren einzeln durch, weil manche inzwischen eingetrocknet oder angefressen sind. Und wieder finde ich kurz nacheinander an den kleinen Beeren fast zufällig drei minikleine Schnecken, die aus ihren minikleinen Häuschen kommen. Wie niedlich. Sie kommen alle in den Garten und dürfen dort weiterwachsen.

Die restlichen, sehr leckeren Beeren esse ich mit Genuss auf. Sie sind für dieses Jahr die letzten.