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Blog 790 – 18.06.2023 – Kabeljau, Blumenfrau und Camping

Am Sonntagmorgen fahren beide Söhne nach dem wunderbar entspannten Sommerferienwochenende zurück in ihre Städte. Der eine nimmt die Bahn nach Düsseldorf, der andere fährt mit dem Gatten und mir im Auto nach Frankfurt. Dort geht es sofort zu einem portugiesischen Restaurant, das inmitten von Schrebergärten liegt. Es duftet nach Rosen, die Sonne strahlt heiß, Sonnenschirme sind aufgespannt – das hat schon was von Urlaub. Auf der Karte steht „Stockfisch“, ein gesalzener, luftgetrockneter und damit haltbar gemachter Kabeljau, der vor der Zubereitung 24 Stunden gewässert werden muss. Den habe ich noch nie gegessen, möchte ihn aber lange schon mal probieren. Ich weiß sogar, vermutlich von einer Henssler-Kochsendung, wie er ausgesprochen wird: „Ba-kall-ja-u“, aber die Schreibweise erstaunt mich dann doch: Bacalhau.

Um es kurz zu machen: Sehr lecker, aber gar nicht so ungewöhnlich, denn er schmeckt – wie gedünsteter Kabeljau. Nur die Gewürze und die frittierten Kartoffelscheiben machen ihn portugiesischer. Dass der Fisch vorher getrocknet war, hätte ich nicht gemerkt.

Auch im eigenen Garten fühle ich mich wie im Urlaub. Nur dass ich schon wieder jeden Tag mindestens eine halbe, meistens eine Stunde lang gießen muss, damit es grün bleibt. Noch haben die Pflanzen Kraft genug, dass ihnen das bisschen Wasser jeden Tag reicht, denn es sickert gerade mal zwei Millimeter tief in die trockene Erde ein und erfrischt mehr als dass es tränkt. Wenn es nicht bald regnet – und das hat es hier seit Wochen nicht mehr getan -, wird es bald ringsherum gelb werden.

Weil das neue Zelt seit dem Wochenende im Garten steht, verlängere ich das Sommerferiengefühl und schlafe draußen. Eigentlich mache ich das lieber unter freiem Himmel, aber wo das Zelt gerade da ist …

Außerdem zögere ich damit den Abbau noch etwas hinaus, denn es ist ein Wurfzelt. Das bedeutet, es ist blitzschnell aufgebaut, weil es sich, sobald einige Klickhalterungen gelöst sind, mit Schwung aufklappt und in seine Zeltform bringt. Das Zusammenklappen dauert eher länger. Das habe ich nach dem ersten Probewerfen und dem danach optimistischen „Jetzt falte ich es schnell wieder zusammen“ feststellen müssen. Besonders der letzte Schwung, mit dem ich das bis dahin mühsam platt gelegte Oval aus Stangen und Stoff einmal elegant um sich selber drehen sollte, um es in die endgültige Kreisform zu bringen, klappte so gar nicht. Irgendwann doch, aber das war eher Zufall und ich weiß nicht, wie es passiert ist.

Aber egal. Jetzt campe ich erstmal. Wenn ich mich weiterhin vor dem Abbauen des Zeltes drücken möchte, ziehe ich das bis in den Herbst durch. Aber so schlimm ist das gar nicht. Es ist einfach wunderbar und verstärkt mein Sommerferiengefühl.

Wir haben Hochzeitstag, der Gatte und ich. Kein großes Ding, den haben wir in jedem Jahr und das schon ziemlich oft. Es gibt keine Geschenke, aber meistens gehen wir dann irgendwo unspektakulär essen. In diesem Jahr wählen wir die Eisdiele und den ersten Eisbecher des Jahres. Mjammi, lecker! Auf dem Rückweg gehen wir ganz unromantisch noch schnell einkaufen, da entdecke ich wunderbare Handschuhe. Und weil der Gatte weiß, was mir gefällt, und weil Hochzeitstag ist, sagt er großzügig: „Komm, nimm sie mit!“ Ich freue mich sehr. Schweißerhandschuhe mit extra langen Stulpen, die mich beim Werkeln im Garten vor Brombeerranken, Rosendornen und Brennnesseln schützen – wie toll! Sie sitzen wie angegossen. Und dann noch für unter zehn Euro! Happy wife, happy life!

Am Kreativtag nähe ich einen Aufenthalts- und Transportsack für die Klappmaulpuppe, die vielleicht demnächst mal auftritt, was aber immer noch nicht klar ist. Immerhin wäre sie für die Fahrt vorbereitet, denn in den Sack passt sie zusammen mit den Spielstäben und ist ein wenig geschützt. Da ich sie aber sowieso abgeben werde, ist ihr persönlicher Aufenthaltssack eine gute Sache.

Danach klopfe ich an meiner „Blumenfrau“ weiter, bin aber vorsichtig, damit der Riss im Arm nicht unnötig belastet wird. Sicherheitshalber haue ich noch ein Abflussloch in den Bereich zwischen den Armen, damit sich dort das Wasser nicht staut, dann setze ich Erde und Steinpflanzen ein. Wäre schön, wenn sie sich dort wohlfühlen und in den Armen der „Blumenfrau“ wachsen. Puh, endlich fertig. 2019 habe ich sie am Steinhau-Wochenende begonnen, seitdem wartete sie darauf, dass ich mich nochmal mit ihr befasse. Aber Stein ist geduldig.

Kletterrosen fand ich auf Fotos von englischen Häusern so schön, dass ich vor einigen Jahren auch eine Kletterrose haben wollte. Und dass, obwohl ich im Garten generell nichts mit Stacheln und Dornen haben möchte. Für einige Rosen mache ich Ausnahmen. Dass meine „New Dawn“ jetzt malerisch am Haus wächst und immer größer wird, freut mich sehr. So hatte ich mir das vorgestellt, aber nicht wirklich dran geglaubt, dass es auch funktioniert.

Am Ende der Woche beginnt bei den eigentlich trockenresistenten Felsenbirnen der Herbst. Trotz meiner Gießerei. In der nächsten Woche ist Regen angesagt, aber – falls der überhaupt bei uns ankommt – glaube ich nicht, dass sie es bis dahin gut überstehen werden.

Im Mai wollte ich im Steinhaukurs einen großen, aufrecht im Stein steckenden Fisch hauen. Als plötzlich mit einem leisen „knacks“ die große Schwanzflosse abbrach, versuchte ich, eine neue Flosse aus dem Stein zu formen, aber sowohl die Zeit – zwei Stunden bis zum Kursende – als auch der Stein waren zu knapp. Das Resultat war die „Bombe mit Zeitzünder“, wie einer der Steinhauer treffend erkannte. Jetzt hieve ich die Bombe auf meinen Hauklotz und erwäge, eine Eule aus dem runden Ding zu machen. Die Form wäre schon passend, aber will ich das wirklich? Eine Eule ist so – normal. Nein, merke ich, das soll ein Fisch werden. Jetzt nicht mehr aufrecht im Stein steckend, dafür ist er mir der Stein zu klein, sondern geschwungen auf ihm liegend. Könnte klappen, auch wenn ein geschwungenes Motiv bei diesem Stein etwas risikoreich ist und ich bis zum letzten Schlag befürchten werde, ein kleines „knacks“ zu hören.