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Blog 792 – 02.0.7.2023 – Ruhe, Tippfehler und hypochondrische Hirnzellen

Oh, wie genieße ich meine – gar nicht geplanten – Sommerferien. Der Terminkalender ist tatsächlich ziemlich leer und ich habe ein auffällig erhöhtes Ruhe- und Schlafbedürfnis, dem ich gerne nachkomme. Tatsächlich merke ich, wie ich langsam tiefenentspannt werde und mich ausgeruht fühle. Das war wohl mal nötig. Demnächst springe ich sofort wieder aktiv auf und bin voll dabei, wenn etwas Interessantes zu tun ist. Aber jetzt gerade nicht. Ich bin entschleunigt.

Sehr entspannt haue ich zwischendurch an meinem Prinzen herum. Es ist der letzte der Steine, die zum Teil jahrelang unfertig in meinem Garten standen. Ich hatte gedacht, dass mein eingerichteter Steinhauplatz in den nächsten Monaten immer mal von mir genutzt werden kann – und nun habe ich mit viel Spaß und viel zu schnell alle Steine nacheinander weggehauen. Zum Glück werde ich im September vermutlich wieder einen nicht fertigen Stein vom Steinhau-Wochenende mitbringen.

Auf meinem neuen Laptop schreibe ich zwischendurch an meinem Theaterstück weiter. Im Garten habe ich wechselnde Schreibplätze, die ich je nach Wetter und Tageszeit bevorzuge. Blöd ist nur, dass das Schreibprogramm mir Probleme macht. Immer wieder springt der Curser während des Tippens in eine andere Reihe und ich schreibe unbemerkt an falscher Stelle weiter und muss danach alles korrigieren. Oder plötzlich sind ganze Abschnitte markiert und werden gelöscht, sobald ich einen weiteren Buchstaben tippe. Ein ganzer Abschnitt ist auf diese Weise unwiderruflich verschwunden, weil ich erst viel zu spät merkte, dass er nicht mehr da war. Ich kann mich kaum auf meine frisch formulierten Sätze konzentrieren, weil ich gleichzeitig immer darauf achten muss, wohin der Curser springt. Eine Regelmäßigkeit oder einen bestimmten Auslöser für seine Sprünge kann ich nicht erkennen. Was für ein Mist! Ich schimpfe, fluche und stöhne. So macht das Schreiben keinen Spaß!

Ich beklage mich beim Sohn über das bescheuerte Schreibprogramm und den blöden Curser. Er vermutet, dass das Touchpad aktiviert sein könnte und ich während des Tippens unbemerkt daran komme und damit Befehle auslöse. Kaum ist das Touchpad abgestellt, läuft alles perfekt. Kein springender Curser, keine Löschmarkierungen. Das Touchpad – da wäre ich nie drauf gekommen! Aber hurra! Es besteht weiterhin die Chance, dass das Stück mal auf die Bühne kommt und ich nicht schon beim Schreiben entnervt aufgebe.

Im Garten betrachte ich fasziniert eine Pflanze, die schon immer – also seitdem wir hier wohnen -, in jedem Jahr viele Exemplare im Garten verteilt wachsen lässt. Weil sie so groß werden, entferne ich die vielen Pflänzchen immer schon früh. In diesem Frühjahr gibt es eine Stelle im Garten, die gerade frei ist – der Sanddorn hat die Trockenheit der letzten Sommer nicht überlebt -, an denen ich sie stehenlasse. Jetzt sind sie einen Meter hoch und ziemlich breit gewachsen. Sie sehen beeindruckend aus, ein bisschen wie Urzeitpflanzen. Aber was ist das überhaupt?

Die Internetrecherche bringt es: Kreuzblättrige Wolfsmilch. Giftig. Vor allem der Milchsaft kann Verätzungen auslösen. Sie kann als Gartenpflanze verwendet werden, beim Umgang mit ihr sollte man aber vorsichtig sein. Nachdem ich in der letzten Woche schon heftige Reaktionen von der kleinen Walzen-Wolfsmilch hatte, möchte ich momentan lieber keine großen Wolfsmilchgewächse mitten im Garten haben. Ich entferne die hübschen Urzeitpflanzen äußerst vorsichtig.

Obwohl ich dabei Handschuhe trage, juckt und brennt mein Gesicht danach an wechselnden Stellen, und auch Arme und Beine haben unangenehm brennende Bereiche. Immer nur kurz und ohne dass ich Pusteln oder eine Rotfärbung erkennen kann. Nach einiger Zeit ist mir klar, dass das Verätzungen auf panischer und psychosomatischer Basis sind. Meine Hirnzellen haben die unangenehmen Erfahrungen mit der Wolfsmilch abgespeichert und reagieren alleine beim Erinnern und der Möglichkeit einer Berührung darauf. Hypochondrische Hirnzellen – das hat mir gerade noch gefehlt! Als ich sie auslache, hören sie beschämt auf.

In diesem Jahr habe ich einen zierlichen Zierlauch im Garten, der mit seiner Haltung beeindruckt. „Kopf hoch!“ scheint das Motto zu sein, und er kämpft sich immer wieder nach oben. Ein cooler Lauch.