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Blog 793 – 09.07.2023 – Trommelstöcke, Rainald Grebe und kein Regen

Ich habe Drumsticks im Garten, Trommelstöcke. Die habe ich im Gartencenter entdeckt und nie vorher irgendwo gesehen. Eine Wissenslücke, wie ich nach einem Blick ins Internet gesehen habe. Nach Angabe der Verkäuferin sind sie in unseren milden Breiten winterhart, das Etikett sagt etwas anderes. Na, ich versuch’s mal. In meine Steingartenecke gesetzt, sehen die Trommelstöcke aus, als hätten sie schon immer dort hingehört.

Endlich ist es mal einige Tage kühler, auch wenn der richtige Regen noch fehlt. Was zwischendurch – sehr selten – runterkommt, ist eher Getröpfel und ändert nichts am wochenlangen vorwiegend leeren Zustand der Regentonnen. Ich muss weiterhin täglich mit Leitungswasser gießen, aber wenn ich nach dem Gießen mal an der Erde kratze, haben die vielen Liter Wasser im großen Garten gerade mal die obersten Millimeter der trockenen Erde angefeuchtet. Hallo, Klimawandel! Demnächst wird es Zeiten mit Gießverbot geben müssen und ich werde zusehen, wie die Pflanzen im Garten vertrocknen. Selbst die sehr robusten halten keine wochenlange Trockenheit aus.

Rainald Grebe und die Band musizieren im Kölner Gloria. Es ist ausverkauft, freie Platzwahl, Einlass 19 Uhr. Ich kenne die lange Anstehschlange auf dem Bürgersteig aus Erfahrung, die vor solchen Konzerten bis um die nächste Ecke reicht. Mein Plan ist, dass ich eine halbe Stunde vor Einlass da bin, wenn die Schlange noch nicht so lang ist. Doch dann habe ich auf dem Fahrweg keinen Feierabendstau – es sind Sommerferien – und ich bin schon um 18 Uhr vor dem Gloria. Ich bin die dritte. Ui, gleich wird es hinter mir voll werden! Etwas später kommen schon die nächsten paar Konzertbesucher und stellen sich dazu, und dann – lange niemand mehr. Bis eine Viertelstunde vor Einlass bleiben wir eine überschaubare Gruppe. Nichts mit Schlange auf dem Bürgersteig. Sehr sehr ungewöhnlich. Wir machen schon Witze, ob das Konzert ausfällt und nur wir es nicht mitbekommen haben. Dabei haben wir Rainald doch durch die geschlossene Tür beim Soundcheck singen hören. Kurz vor Konzertbeginn ist es dann aber knackevoll.

Hach, ein Rainald-Konzert – wie schön! Ich freue mich, auch wenn er an diesem Abend ein bisschen angeschlagen wirkt. Die neuen Lieder haben oft viel und schnellen Text, den er meist ausgedruckt auf Zetteln in der Hand hält und abliest. Malerisch und fast schon wie inszeniert, lässt er die jeweils abgelesene Seite fallen und das Blatt fliegt schwankend auf den Bühnenboden. Zwischendurch erzählt er locker und wie gewohnt, dabei auch immer wieder sarkastisch oder witzelnd über seine Schlaganfälle, die sein Leben stark verändert haben. Er schafft es, dass die Zuschauer trotzdem laut lachen können und die Stimmung nicht runtergeht. Vielleicht halten einige es auch für schräge, erfundene Geschichten – bei Rainald weiß man ja nie genau, was stimmt und was er gerade fabuliert.

Im zweiten Konzertteil gibt es vorwiegend alte Lieder, die, wie Rainald erklärt, nicht in den kaputten Synapsen im Hirn, sondern fest verankert im Rückenmark sitzen. Ja, das tun sie. Ohne Textblätter, textsicher, souverän und mit viel mehr Mimik und Interaktion singt er sie und ist wie gewohnt. Entspannt, locker, bewusst performend. Und, ach, ich mag es ja sehr, wenn er auch mal mit sanfter Stimme singt wie bei „Massenkompatibel“ oder „Mann ohne Gefühle“. Das gibt einen hohen Schmelzfaktor bei mir.

Am Ende viel Gejubel.

Auf dem Nachhauseweg wird mir wieder klar, dass ich meine Konzertberichtseite „reihedrei“ ja noch komplett neu machen muss. Weil ich weitere Zusatzkosten nicht tragen möchte, komme ich beim bisherigen Anbieter gar nicht mehr zum Bearbeiten auf die Seite. Sie ist im jetzigen Zustand eingefroren und ich muss sie bei einem anderen Anbieter komplett neu aufbauen. Bei gefühlt vier Millionen Berichten keine schnelle Sache. Als hätte ich nichts Besseres zu tun! Aber es hilft ja nichts, ich sollte langsam mal loslegen. Ach, menno, ich denke da jetzt nicht länger drüber nach, sonst setze ich mich weinend in eine Ecke. Berichte zu schreiben ist Arbeit, macht aber Spaß. Fertige Berichte zu kopieren, die Fotos einzeln abzuspeichern und alles auf einer neuen Seite wieder korrekt zusammenzustellen, ist Arbeit, macht aber keinen Spaß.

Gut gelaunt und bei Sonnenschein fahre ich am nächsten Tag mal wieder nach Frankfurt und fühle mich dabei wie auf einer Urlaubsfahrt. In Frankfurt trinke ich Kaffee in einer Bäckerei – das Eiscafé ist mir zu wuselig voll -, am Abend packe ich den Sohn ein und wir fahren gemütlich und pausenlos plaudernd zurück. Das Wochenende soll sehr heiß werden und das teure, moderne Apartment, in dem er übergangsweise wohnt, hat unverständlicherweise keine Klimaanlage. Schon in der letzten Woche hatte er Nächte mit 28 Grad Raumtemperatur. Dann lieber drei kühle Tage bei uns. Das Großartige ist, dass an heißen Tagen die neue mobile Klimaanlage bei uns stundenlang laufen kann, weil die Photovoltaikanlage gerade dann weit mehr Strom liefert, als die Anlage braucht. An diese Möglichkeit hatte ich vorher überhaupt nicht gedacht.

Im Garten wächst meine Spaghettikürbispflanze wie wahnsinnig, braucht viel Wasser, bildet ständig neue Früchte – die alle nach kurzer Zeit braune Flecken bekommen und eintrocknen. Na, toll. Warm ist es, Wasser hat sie – was will sie noch?

Sehr zufrieden sind dagegen Hummeln und Bienen mit dem Lavendel. Sie sind in großen Gruppen unterwegs und scheinen einen Wettbewerb zu haben, wer in kürzester Zeit die meisten Blüten anfliegt und den Nektar holt.

Drei Tage richtig gemütlicher Landregen wäre gut. Beim Abendspaziergang sind teilweise schon recht trockene Wiesen, und dort, wo Tiere stehen, völlig versteppte zu sehen.

Am Bach ein munteres Nutria. In hoher Zahl nicht gern gesehen, als Individuum aber sehr niedlich.