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Blog 818 – 31.12.2023 – Millionenpark, Urlaubstage und Sichtweisen

Drei Tage über Weihnachten komplett frei und auch danach viel Zeit zur freien Verfügung – wann hatte ich das jemals in meinem Leben? Besonders die drei Weihnachtstage – die unglaublicherweise genauso lang, nämlich 3 mal 24 Stunden, wie in vielen stressigen Jahren davor sind -, kommen mir diesmal wie eine lange Woche Urlaub vor. Am Nachmittag des 24. Dezember machen wir einen Spaziergang über vom Regen aufgeweichte Wege. Weil die Temperaturen eher mild sind, fühle ich mich wie im Herbst. Oder schon wie im Frühjahr.

An den Tagen davor hat es so viel geregnet, dass auf der Pferdeweide das Wasser steht und darauf schlummernde Enten dümpeln. Das sieht alles gar nicht nach Weihnachten aus.

Zuhause habe ich frei. Ich mache, was ich will. Am Computer baue ich endlich mal wieder einen Freizeitpark auf, für den ich mir vorher 25 Millionen Geld aufs Spielkonto genehmige, damit ich danach nur noch gestalten kann. Ich will keine vorgegebenen unternehmerischen Ziele erreichen, ich will nur Spaß haben, einen spannenden Park bauen und begeisterte Besucher haben, ohne aufs Geld achten zu müssen. Einen Berg aufschütten? Einen See ausbaggern? Eine Dschungelwelt mit Achterbahn bauen? Nur zu!

Außerdem zeichne ich meine Neujahrskarte, die diesmal einen Schwung Flower-Power bekommt. Keine Ahnung warum, mir ist danach.

An einem Tag möchte der Sohn einen Besuch in Trier machen, aber die Bahn baut langwierig an der Strecke und setzt über größere Entfernungen Bahnersatzverkehr ein. Anstatt zwei Stunden von uns mit der Bahn in Direktverbindung nach Trier zu fahren, tuckeln zwischendurch Busse über die Dörfer und die Fahrt würde dreieinhalb Stunden dauern. Kurzentschlossen fahre ich den Sohn die halbe Strecke bis Gerolstein mit dem Auto, von wo die Bahn wieder ordentlich bis nach Trier fährt. In der Eifel ist es sonnig, die ersten Vögel rufen als wäre es März und ich fühle mich wie im Urlaub. Den habe ich ja auch gerade.

Auf dem Rückweg fahre ich zu einem Stoffgeschäft, das auf dem Weg liegt, und hole mir nicht nur Fleece für Puppenbauarbeiten, sondern auch Stoff für ein Kleid, das ich mir für das Theaterstück nähen möchte. Pastellig grün gemustert, wie ich es mir vorstelle, oder überhaupt pastellig, ist im Stoffsektor gerade nicht angesagt. Höchstens in Kinderstoffen mit Feen, Einhörnern oder Autos. Weil mir die Musterstoffe zu modern aussehen, entscheide ich mich schließlich für ein einfarbiges Graugrün. Vermutlich würde ein Muster die zu erwartenden Nähfehler besser vertuschen. Aber ich kann mir natürlich auch einfach vornehmen, keine Nähfehler zu machen. Was für eine gute Idee! Vielleicht ein bisschen realitätsfern.

Am Samstag, dem vorletzten Tag des Jahres, fahre ich mit dem Sohn nach Frankfurt, um die große Matratze, zwei Tische und einen Küchenschrank in die neue Wohnung zu bringen. Schon das Hochschleppen der Teile ist unerwartet anstrengend. Ja, die Matratze wiegt 42 Kilo und auch der Küchenschrank ist nicht ohne, aber wir fühlen uns überraschend angestrengt. Auch der Rest zieht sich. Jeder Aufbau dauert deutlich länger als vorher gedacht.

Spannend ist es, als wir die Umhüllung der gerollten Matratze aufschneiden. Wird sie mit gewaltigem Druck auseinanderexplodieren und dabei das frisch aufgebaute Bett zertrümmern? Nein, sie geht zwar unaufhaltsam in ihre gewünschte Form, benimmt sich dabei aber sehr kontrolliert. Wir werden sie nur niemals wieder klein kriegen und in ein Auto bekommen. Am Abend fahren wir die zwei Stunden zurück und sind beide ziemlich kaputt. Zu wenig geschlafen, zu viel gefahren, zu viel geschleppt, gebohrt, gebückt, gereckt. Aber viel geschafft. Die Wohnung sieht jetzt schon wie eine richtige Wohnung aus und ist – sobald auch das Internet eingezogen ist – bezugsfertig.

Den letzten Tag des Jahres – also heute – werde ich liegend, lesend, spielend, Freizeitpark aufbauend, zwischendruch essend und in aller Ruhe verbringen. Meine immer noch ermüdeten Muskeln und Gelenke freuen sich. Rückblickend war das Jahr 2023 für mich persönlich zu wenig kreativ und zu wenig kommunikativ. Es war aber trotzdem ein gutes, sehr positives Jahr mit schönen Erlebnissen, Konzerten, Puppenspielen und viel Spaß.

Weltpolitisch war es mehr als besorgniserregend. In vielen Ländern. Den Ukrainer*innen wünsche ich viel Kraft und deutlich mehr Unterstützung, denn sie müssen sich gegen einen unberechtigten und brutalen Angriffskrieg wehren und kämpfen nicht nur um ihr Land und ihr Leben, sondern auch für unsere Demokratie. Jedes Zögern der Unterstützung lässt mehr Menschen sterben. Putin und Trump wünsche ich mir einfach weg. Komplett weg. Unrühmlich. Orbán, Kim Jong-un und Jinping können sich anschließen. Alle AfD-Politiker*innen und AfD-Wähler*innen sollen braun tropfende Finger bekommen und ständig übel riechen, so dass ihnen von sich selber schlecht wird. Das sind mal fürs Erste meine weltpolitischen Wünsche für das Neue Jahr. Allgemein sollten sich wieder Tugenden wie Respekt, Empathie, Ehrlichkeit und Mitgefühl durchsetzen. Wir waren mal auf einem so guten Weg in eine freie, offene, friedliche Welt und die kippt gerade mit Dummheit und Gebrüll nach rechts.

Mein Lieblingssatz des Jahres kommt aus dem Dezember-Blog von ‚Novemberregen‘ und hat mich sehr zum Lachen gebracht, weil er genau trifft, was ich meine: „Ich verstehe total, dass es unterschiedliche Sichtweisen geben kann, möchte aber, dass meine vorherrscht.“