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Blog 881 – 16.03.2025 – Frühling, Torblick und Katzenzeit

Die ersten Tage der Woche, die sonnig sind, verbringe ich weitgehend im Garten. Es soll wieder kälter werden und vorher muss ich die Zeit nutzen, um draußen zu räumen und bewusst den warmen Frühling zu erleben. So viele Stunden im Garten tun mir sehr gut und ich merke, wie ich den Stress der letzten Monate abschüttle. Sack um Sack füllt sich mit Gartenresten, die nicht mehr in die knackevolle Biotonne passen. Ich habe zwar eine große Kompoststelle, aber alles was Dornen, Samen, schwer verrottbare Blätter oder hartnäckige Wurzeln hat, kommt da nicht drauf. Die hohlen Pflanzenstängel, in denen Insektenlarven überwintern könnten, lege ich bis Ende Mai in eine Gartenecke, damit sie nicht vorschnell in der Tonne landen. Noch wird die Biotonne im winterlichen Zwei-Wochen-Rhythmus geleert, was nicht mehr mit dem Klimawandel, dem früher beginnenden Frühling und den Mengen an im März rausgeschnittenem Zeug zusammenpasst. Na, für die nächsten drei Abfuhrtermine habe ich das Material jetzt bereitstehen.

Das Wetter passt sehr gut, um die Gartentische zu lasieren. Sogar an zwei Tagen nacheinander.


Einige lange Stangen von den Haselnussbüschen habe ich in der letzten Woche vor dem Häcksler gerettet, weil sie mir zu schade waren. Damit kann ich doch noch was machen. Nur was? Ich lege sie erstmal zur Seite. Als ich auf der kleinen Terrasse stehe, auf der ich mein Steinklopfzeug aufgestellt habe, fällt mir auf, dass der Nachbar, wenn er rauchend auf seiner recht weit entfernten Terrasse sitzt, einen freien Blick auf mich und meine kleine Terrasse hat. Ich mag keine freien Blicke auf mich. Ich möchte auch keine Nachbarn sehen.

Mir fällt ein, dass ich mir dort einen Rosenbogen hinstellen wollte, der mir den Durchgang ermöglicht, aber an beiden Seiten von den dort schon wachsenden Büschen umrankt wird und so den Durchblick einschränkt. Aber muss ich einen Rosenbogen kaufen, wenn ich lange Haselnusshölzer habe? Natürlich nicht. Eine Stunde lang werkel ich herum, dann steht ein erstaunlich stabiles Tor aus Ästen im Durchgang. Wenn das im Sommer links von der Forsythie und rechts vom Liguster hoch berankt wird, ist es genau das, was ich haben möchte. In ziemlich rustikal.

Ich merke allerdings, dass ich jetzt blöderweise durch das Tor genau auf den Terrassensitzplatz blicke und von der anderen Seite die Blicke gezielt durch das Tor auf meine Terrasse lenke. Das Tor verrücken geht nicht, weil das genau der Zugangsweg ist, den ich brauche. Ach, mit gefällt es und ich lasse es eben ein bisschen dichter zuwachsen, wird schon gehen. Aus den übrigen Haselnussstangen könnte ich noch ein weiteres Tor bauen. Mir fällt nur gerade nicht ein, wo ich es brauchen könnte.


Am Nachmittag sitze ich am neu lasierten Tisch und habe endlich wieder den Katzenkopf vor mir, der seit dem Schlaganfall meines Vaters im letzten August wartet. Das kleine Klappmaul lässt sich noch nicht gut schließen, weil der Halter im weichen Innenmaterial zu wenig Widerstand hat, aber mir fällt eine Lösung ein, die ich sofort umsetze. Es ist spannend, mit einer neuen, mir weitgehend unbekannten Arbeitsweise an den Puppenbau zu gehen, bei der ich die Lösungen oft nicht kenne und selber herausfinden muss. Die Ohren sind zu weich, da werde ich demnächst festeres Material einarbeiten, und die oberen Augenlider sind mir jetzt plötzlich zu kurz. Im August wollte ich sie genauso haben, aber jetzt nicht mehr, stelle ich fest.


Das Grillhaus braucht ein neues Dach. Auch das war für den letzten September geplant und konnte nicht gemacht werden. Der Gatte und ich messen erneut aus – der Zettel vom letzten Jahr mit den Maßen ist nicht mehr zu finden – und bestellen im Baumarkt Holz für die Unterkonstruktion. Die Metalldachplatten hatten wir im letzten Sommer schon geholt. Das Holz wird Anfang April kommen, bis dahin will ich das alte, zum Teil morsche und undichte Dach komplett entfernt haben, damit wir zügig an die Baumaßnahe gehen können. Langweilig wird es nicht werden.


Die Katze – also die echte – hat einen Impftermin. Schlimm genug. Aber dann braucht der neue, sehr nette, sehr ruhige Tierarzt besonders lang für eine gründliche Untersuchung, was die entsetzte Katze fieberhaft nach einem Fluchtweg vom Behandlungstisch Ausschau halten lässt. Zum Glück beißt oder kratzt sie nicht, sondern windet sich nur immer nervöser und maunzt. Bei der Impfung sticht er fest in eine Nackenfalte und versehentlich am anderen Ende wieder raus, so dass er nicht nur zwei Löcher macht, sondern auch der komplette Impfstoff außen über das Fell perlt und er nochmal Impfstoff aufziehen und erneut pieksen muss. Weil er jetzt nicht mehr so fest drücken möchte, piekt er nur an, kommt aber nicht in die Haut. Nach drei Versuchen sticht er kurz und fest ins Hinterteil, was sofort klappt. Nie war die Katze so froh, wieder in die Transportbox zu dürfen.


Schräger Traum. In dem treffe ich mich mit einigen Leuten, die ich von früher kenne, und komme plötzlich auf die Idee, im Sommer eine große 80er-Jahre-Party zu machen. Eine Freundin fragt freudig: „Mit Kostüm?“ Ich überlege kurz und finde die Idee dann super: „Ja, klar, mit 80er-Jahre-Kleidung! Und mit Musik!“ Ich ergänze: „Ich spiele dann fünf LPs von Reinhard Mey nacheinander.“ Die Idee, dass alle in Kostümen und tanzbereit zur 80er-Jahre-Party kommen und es dann Reinhard-Mey-Musik gibt, finde ich so witzig, dass ich sehr lachen muss und davon aufwache. Höchstvergnügt. Meine blöden Ideen habe ich sogar schlafend.


Bis auf den Papa-Mittwoch kann ich jeden Tag auch ein wenig an der Katze – der unechten – werkeln. Zum Beispiel Oberlider abtrennen und neue annähen.

Augenkugeln bemalen.

Augen einsetzen. Und mich freuen, dass sie in ihrer endgültigen Farbe leuchtend aussehen.

Köper dünn überziehen und überlegen, wie sich Kopf, Hals und Körper verbinden lassen und gleichzeitig die Katze leicht bewegt werden kann. Fazit: Die Hand ist zu dick für Kopf und Hals. Meine frühere Entscheidung, dass ich keine Holzmechanik einbaue, mit der ich die Katze am Hinterkopf halte und gleichzeitig von dort aus das Klappmaul bediene, war falsch. Damit wäre alles eleganter und einfacher geworden. Aber jetzt reizt es mich auch, die Katze auf diesem Weg und ohne sichtbare Mechanik hinzubekommen. Auch die Erkenntnis, dass ich es so nicht mehr machen und beim nächsten Mal eine Klappmechanik einbauen würde, ist ja eine gute.

Ich habe noch keine Ahnung, wie ich passende Arme und Beine baue und ansetze und vermute nur, dass der Schwanz wohl am einfachsten sein wird. Da kann ich mich aber täuschen. Hach, der Garten ist frühlingsbeginnend und endlich kann ich wieder bauen! Wenn es nur zwei Stunden in der Woche sind, macht mich das schon glücklich und zufrieden.