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Blog 775 – 05.03.2023 – Kranker Spatz, weiße Fugen und Kindermusical

Am Sonntag steche ich in See. Vielmehr werde ich zum Piraten und enter unser privates Krimidinner. Nicht ganz passend zum wilden Piratenleben gibt es Kaffee, Kuchen, Flammkuchen und Käseplatte, aber es ist Nachmittag, wir sitzen in einem Wohnzimmer und vom Meer ist gar nichts zu sehen. Passt schon. Ahoi!

Die Zecke an Fipsis unterem Augenlid ist jeden Tag größer geworden und am Montag ist das Auge fast komplett zugeschwollen. Der arme Spatz! Ich tröste sie jeden Tag, dass das blöde Ding bald abfallen wird und dann alles wieder gut wird. Ein einäugiger Spatz fühlt sich unsicher und ist gefährdet.

Am Abend setze ich mich endlich mal ans Umnähen der bisher nur zipfelig abgeschnittenen Gardinen. Es funktioniert überraschend gut, so dass meine Sorge, dass es schief oder viel zu steif wird und ich vielleicht sogar neuen Gardinenstoff kaufen muss, völlig umsonst war.

Als alles hängt, sieht es so normal aus, dass es gar nicht auffällt.

Am Dienstagmorgen ist die bescheuerte Zecke unter Fipsis Auge endlich weg, aber anstelle des Auges ist eine nur eine kahle, rosafarbene Hautfläche zu sehen. Es sieht aus, als wäre das Auge komplett verschwunden. Das ist nicht schön. Ich hoffe sehr, dass das untere Augenlid nur geschwollen und mit dem oberen leicht verklebt ist und sich darunter ein heiles Auge befindet.

Fipsi frisst gut, aber ihr geht es nicht wirklich gut. Sie ist etwas langsamer und sitzt die meiste Zeit leicht aufgeplustert in ihrem Busch nahe am Haus. Ihr eingeschränktes Sichtfeld beeinträchtigt sie merklich. Zum Glück ist es tagsüber frühlingshaft warm. Ich füttere sie regelmäßig, so dass sie keinen Stress mit der eigenen Futtersuche hat und ruhig in der Sonne sitzen kann. Ruhe ist wichtig, damit sie sich erholen kann.

Im Badezimmer überarbeite ich die Fliesenfugen. Nach dreißig Jahren sind sie eher gräulich und manchmal schon etwas ausgewaschen. Ich habe weißen Fliesenfüller aus der Tube und bin skeptisch, ob der überhaupt etwas bringt. Versuchsweise gehe ich an eine ziemlich dunkle Stelle, trage die Paste auf und wische dann die festgetrockneten Überstände mühsam und mit kleinteiligem Schrubben von den Fliesen. Menno, was für eine Arbeit! Aber wow! Das Ergebnis ist ziemlich gut.

Zumindest alle „schlimmen“ Fugen werde ich bearbeiten, die anderen sind noch OK. Kaum sind die „schlimmen“ Fugen weiß getrocknet, sehen die vorher als „sind noch OK“ eingestuften Stellen plötzlich schlimm aus. Als die dann nach viel Arbeit ebenfalls weiß strahlten, sehen die letzten unbehandelten Fugen, die ich zuerst als „die sind gut“ beurteilt hatte, so blöd aus, dass ich sie am Ende auch noch mache. Viel Arbeit, aber ein wie neu strahlendes Bad.

Beim letzten Füttern am späten Nachmittag sieht Fipsis Auge etwas besser aus. Ich erahne einen winzigen Spalt, hinter dem ein Auge gucken könnte. Am nächsten Morgen ist der Spalt schon einen halben Millimeter groß und Fipsi kann eindeutig mit dem Auge etwas sehen, was ich daran merke, dass sie nicht mehr ständig den Kopf dreht, um mit dem gesunden Auge die Gegend abzuchecken. Zum Glück wird es mit jedem Tag deutlich besser.

Am Ende der Woche sieht das Auge schon fast wieder normal aus. Schön ist, dass Fipsi während der Zeit, in der es ihr nicht so gut geht, eher noch näher zu mir findet. Sehr vertrauensvoll kommt sie öfter und ausgiebiger als sonst zum Fressen und fühlt sich auf meiner Hand und der Schulter sicher.

Auch mit einäugig geht Kunstflug. Absprung rückwärts von der Hand, Drehung in der Luft und Ziellandung im Busch dahinter.

Am Wochenende bin ich eingeladen zur Aufführung der Musical-AG der örtlichen Grundschule. Ich bin die Patin für “Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, und für die Schule ist die Umsetzung der Grundsätze sehr wichtig. Dementsprechend handelt auch das Musical von den Unterschieden zwischen Zebras und Giraffen, und wie die mit Akzeptanz und Freundschaft überwunden werden.

Die Vorführung ist sehr stark und gut gemacht, so dass ich auch ohne auf der Bühne stehendem eigenen Kind gut unterhalten bin. Beim Zugabelied gibt es Standing Ovation und lautes Mitklatschen. Sehr schön! Und wie wichtig für Kinder, dass sie auf einer Bühne stehen und präsentieren lernen.

Es ist so viel zu tun, dass meine Klappmaulfigur erstmal warten muss. Sie wirkt damit nicht ganz einverstanden.