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Blog 797 – 06.08.2023 – Ferientermine, Mittelwelle und Alte Bekannte

Beim Übertragen der alten Konzertberichte auf die neue Homepage muss ich jedes einzelne Foto mit jeweils sieben Mausklicks einbinden. Als ich eine Wise-Guys-Totalnacht übertrage, habe ich 297 Fotos im Bericht. 297! Das sind mehr als 2079 Mausklicks! Bin ich bescheuert? Wer soll das denn alles ansehen und lesen? – Na, OK, ich kenne Leute, die das lesen und sich sogar freuen, dass es so ausführlich mit Bildern festgehalten ist. Und sogar ich grinse beim schnellen Überfliegen immer wieder los, weil ich so viele Einzelheiten schon vergessen habe.

In dieser Woche schreibe ich einen neuen Bericht: Das Waldbühnen-Konzert von Rainald Grebe. Was für ein emotionaler, schöner Abend war das! Mir bleibt die ganze Woche über ein warmes Gefühl im Herz- und Seelenbereich, das wohl noch lange anhalten wird.

Zwei Tage lang sitze ich mit meinen Notizen und Fotos, formuliere, ändere, ergänze, dann ist der Bericht fertig. Leider kann er erst gelesen werden, wenn die neue Homepage fertig ist und ins Netz kommt. Das wird wohl noch ein paar Wochen – oder etwa 120 noch zu übertragende Berichte – dauern. Schade, ich hätte ihn gerne sofort veröffentlicht, aber es ist nicht zu ändern.

Viele Wochen lang hatte ich gefühlt Ferien, in denen ich nur wenige Termine hatte und mich wirklich mal entspannt habe. Auch den August will ich weiterhin frei haben, beschließe ich. Doch dann kommt eine Anfrage, ob ich Mitte August bei einem Puppenbaukurs assistieren kann. Eine Woche lang. Ja, kann ich. Dann ist zwar eine Ferienwoche belegt, aber das ist nicht schlimm. Der August ist ja lang. Kurz danach kommt die Frage, ob ich als Handspielerin bei Dreharbeiten dabei sein kann – es wäre die Woche danach. Ja, klar! Handspielerin ist super, das mache ich total gerne – auch in den Ferien. Dann kommt die Frage, ob ich an einer Klappmaulpuppe mitbauen kann – es wäre die Woche vor den beiden anderen Wochen. Ja, kann ich – aber … was passiert hier gerade mit meiner Ferienzeit?

Ich bin doch gerade erst so gut erholt und genieße die freie Zeit und das Herumwerkeln sehr. Was ist mit meinem Plan, im August Holz zu kaufen und das Grillhausdach zu erneuern? Andererseits ist Puppenbauen und Puppenspielen doch das, was ich gerne mache. Was soll’s, denke ich mir. Dann sind die Ferien eben erstmal vorbei. Das Grillhaus kann ich auch im September machen. Oder im Oktober.

Mitten in der Woche fahre ich schon wieder Richtung Frankfurt, diesmal aber nicht zum Sohn, sondern mit Vater und Schwester zu einem Familienbesuch. Wir fahren morgens los und kommen am frühen Abend zurück. Wieder bei meinem Vater angekommen, stellen wir fest, dass sein Mähroboter nicht mehr fährt. Ich gebe ihm testweise Mähzeiten ein, zu denen er freudig blinkt, aber nicht losfährt, und lese in einer Unterseite seiner App, dass er ein „Schleifensignal-Problem“ hat. Als ich am späten Abend nach Hause fahre, überlege ich, wie ich unter dem Gras eine möglicherweise defekte Stelle im Kabel finde. Alles ausgraben?

Der Gatte liest im Internet einen Tipp: Ein altes Radio mit eingeschalteter Mittelwelle oberhalb des Kabels über das Gras führen. Da, wo noch ein Signal durch die unterirdische Leitung kommt, rauscht das Radio stärker. Wenn es leise bleibt, liegt dort das Problem. Am nächsten Tag fahre ich wieder zu meinem Vater. Zum Glück hat der noch ein altes Radioschätzchen im Kellerschrank. Ich wähle die Mittelwelle und laufe, den Oberkörper heruntergebeugt und in der Hand ein rauschendes Radio knapp über die Wiese haltend, lauschend und in bedächtigen Schritten über den Rasen. Wieder mal eine Szene, bei der ich besser keine unbeteiligten Zuschauer haben sollte.

Tatsächlich rauscht das Radio beim Überqueren des Kabels lauter und bleibt in einer Ecke des Rasens deutlich leiser. Leider nicht auf den Zentimeter genau, sondern in einem Bereich von etwa zwei Metern, aber immerhin! Nach einiger Buddelei finde ich die defekte Stelle im Kabel; es ist komplett durchtrennt. Ob durch Spaten, Maus, Ermüdung oder Kabelwahnsinn – keine Ahnung. Sicherheitshalber tausche ich das Kabelstück bis zum Anschluss komplett aus. Zum Glück sind es in dem kleinen Garten nur einige Meter, die ich aufbuddeln und anschließend wieder schließen muss. Aber auch das dauert lang genug. Als ich den Mäher danach versuchsweise starte, fährt er brav los und zieht wieder seine Bahnen – hurra!

Was ist, wenn man nicht ein so überschaubares Stück, sondern 2000 Quadratmeter Rasenfläche hat und da mal eben ein defektes Kabel für den Mähroboter erneuern muss? Ich beschließe, dass ich niemals einen Rasenroboter haben möchte. Dieser Entschluss wird mir dadurch erleichtert, dass ich im Garten nur noch etwa acht Quadratmeter Rasen habe, auf denen seit Wochen mittig ein Zelt steht. Besitzern eines modernen, appgesteuerten Rasenroboters kann ich empfehlen, ein uraltes Mittelwelle-Radio im Schrank zu haben.

Zum Ende der Woche stehen die erste Augustwoche mit Puppenbau und die dritte mit Puppendreh fest, die zweite Augustwoche mit Baukurs wackelt wieder und findet vermutlich nicht statt. Och, wenn ich da doch Ferien hätte, wäre das nicht schlimm.

Am Samstag gibt es im örtlichen Industriegebiet auf der Wiese das kostenfreie „Sommernachtskino“ mit dem Film „Mission Ulja Funk“. Im Vorprogramm sind drei Musik-Auftritte, von denen der Haupt-Act die „Alte Bekannte“ sind. Dän bezeichnet den Auftritt vor einem Film „wie früher im Kino die Langnese-Eis-Werbung oder der Zigaretten-Marlboro-Mann.“

Es ist für den Abend Regen angesagt, was wohl viele Besucher vom Besuch der Veranstaltung abhält. Bis auf ein wenig Niesel am späten Nachmittag bleibt es aber trocken. Die Stimmung beim „Alte Bekannte“-Auftritt ist sehr schön, das Publikum geht gut mit, auch wenn es mir ganz seltsam vorkommt, die Gruppe in so kleinem Rahmen zu sehen. Als würden sie bei einer Firmenfeier oder einem fünfzigsten Geburtstag auftreten. Oder bei mir Zuhause, was ja fast stimmt, weil ich nur sieben Autominuten weg wohne. Der zwölfjährige Junge neben mir ist ein großer Wise Guys Fan, hat die Wise Guys aber nie live erleben können. Er strahlt bei den wenigen Wise Guys Liedern im Programm und singt sie textsicher mit. Wenn es in der Ansage heißt: „Das nächste Lied ist auf der neuen CD“, sagt er traurig: „Oooh!“ Die anderen Zuschauer finden aber beides gut. Bis auf den Security-Mann neben der Bühne, der zwischendurch so angewidert guckt, als könne er nicht fassen, was er gerade anhören muss. Vielleicht wäre er gerade lieber in Wacken. Vielleicht will er aber nur total ernst und ganz gefährlich aussehen.

Das Publikum klatscht und ruft sich nach dem mehr als einstündigen Auftritt noch eine Zugabe raus, dann muss der Film beginnen. Der ist lustig und sehr skurril – genau mein Geschmack -, aber ich merke, dass ich müde bin. Die Woche war voll und es wird am Montag mit voller Konzentration weitergehen, da sollte ich nicht auch noch bis Mitternacht Film gucken. Ich gehe mal lieber ins Bett. Sehr schade, aber durchaus mal vernünftig.