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Blog 798 – 13.08.2023 – Intensiver Puppenbau, Quiche und Jubiläum

Am Dienstagmorgen geht es früh ins Sauerland zum Puppenbauen. Mein Puppen-„Chef“ Bodo Schulte muss in recht kurzer Zeit eine Klappmaulpuppe fertigstellen und kann Hilfe in der Werkstatt brauchen. Die Arbeit ist abwechslungsreich. Schaumstoff schnippeln, Drähte drehen, Alu sägen, Hände mit beweglichen Fingern bauen, Muster anfertigen, Schaum, Stoff und Papier schneiden, bohren, kleben, nähen. Gut ist, dass ich Puppen nicht nur baue, sondern auch spiele, und darum weiß, wo es auf Beweglichkeit und Spielkomfort ankommt.

Drei Tage lang arbeiten wir zusammen von früh morgens bis abends, unterbrochen nur von einer kurzen Essenspause, für die Bodo schnell Spaghetti mit Salbeibutter und Parmesan oder mit Zucchini und Tomaten aus dem Garten kocht. Lecker, lecker. Und was für ein Genuss, nach einem schon langen, arbeitsintensiven Vormittag für fünfzehn Minuten entspannt auf der Terrasse zu sitzen und buttrige, würzige Spaghetti zu essen. Den Kaffee danach trinken wir schon wieder arbeitend in der Werkstatt.

In den drei Tagen knacke ich locker die 40-Stunden-Woche. Ganz freiwillig, denn was will ich Pause machen, wenn es noch so viel zu tun gibt, die Werkstatt offen und die Puppe noch nicht fertig ist. In so einem Fall ist es prima, dass ich das freiberuflich mache und mich nicht an 8-Stunden-Tage mit festgelegten Pausezeiten richten muss. Ich würde ja ganz kribbelig werden, wenn ich um 17 Uhr die Schere aus der Hand legen müsste. Wobei das natürlich ein Arbeitspensum ist, das nur bei kreativen Arbeiten und in überschaubaren Zeitbereichen zu schaffen ist.

Am Donnerstagabend fahre in der Dämmerung nach Hause. Müde, aber sehr zufrieden mit dem, was wir in dieser Zeit geschafft haben. Intensiv-Puppenbau – das Leben fühlt sich richtig an.

Den Freitag verbringe ich eher entspannt und auch mal mit Blick in den Himmel – eigentlich möchte ich die vorbeiflitzenden Schwalben fotografieren, die sind aber zu schnell für mich. Die Wolkenformation wäre für Verschwörungsanfällige vermutlich ein Grund, an geheime Machenschaften zu denken, ich bin da eher sachlich und finde sie einfach nur schön.

Am Samstag feiert die örtliche „Szene 93“ ihr dreißigjähriges Jubiläum. Vor fünf Jahren, beim fünfundzwanzigsten, gab es ein großes Programm, bei dem ich eine Nummer über die Gründung des Vereines gemacht habe, bei der auch viele Puppen dabei waren. Ich werde nie vergessen, wie beim großen Finale und Mitklatschmusik einer der Spieler begeistert mitklatschte und dabei die beiden Puppen, die er immer noch auf den Händen hielt, im Takt der Musik mit den Köpfen aneinanderschlug. Aua! Aua!

Diesmal ist das Programm etwas kleiner und weniger offiziell gehalten und beim Buffet gibt es nach vorheriger Abstimmung kein geliefertes Catering, sondern „jeder bringt was mit“. Das ist wie bei einer Premierenfeier und passt gut zum Verein. Ich backe am Vormittag vegetarische Quiche und habe ein bisschen Angst vor dem angekündigten Film, der mit einigen Mitgliedern gedreht wurde und „lustig und chaotisch“ Szene 93 darstellen soll. Oh, das kann auch mal knapp an meinem „lustig und chaotisch“-Humor vorbeigehen.

Aber dann erweist sich das Bühnenprogramm als ironisch und lustig – wirklich gut, wenn auch bei den meisten Nummern ein bisschen zu lang -, und der Film ist so witzig, überspitzt und trotzdem der Realität so nah, dass ich Tränen lache. Sehr gut! Als sich danach alle im Foyer treffen, ist es schon nach 22 Uhr und nach einem kurzen Dankeswort wird das Buffet für eröffnet erklärt. Aus Richtung des Buffets kommt ein erschrecktes: „Oh!“, dem anzuhören ist, dass dort jemand schon isst. Auch das ist wieder sehr witzig und passt zum Verein. Ich mag es.