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Blog 814 – 03.12.2023 – Weihnachtliche Maybebops und Zweizimmerwohnung

Es wird kalt. Morgendliches Eiskratzen auf der Autoscheibe ist angesagt. Das ist eine Sache, auf die ich im Winter gut verzichten könnte. Im Sommer verzichte ich ja auch drauf.

Unser Heizexperiment läuft immer noch gut, aber bisher gab es erst -3 Grad als kälteste Temperatur. Auf dem Dachboden ist schon zu merken, dass es dort sehr kalt ist. Der wurde auch in früheren Jahren nie geheizt, da stieg aber zumindest leicht angewärmte Luft aus den Fluren nach oben. Jetzt sind die Flure ungeheizt und wir schließen die Türen zu den warmen Räumen. Mal abwarten, ob wir es bei Außentemperaturen von -10 oder -15 Grad in Wohnzimmer und Küche weiterhin gemütlich kriegen.


Bei den Proben für „Tod auf dem Nil“ ist hin und wieder schon die spätere Atmosphäre des Stücks zu merken. Es wird eine gute Mischung aus unterschiedlichsten Charakteren, Witz und Spannung werden. Erste Passagen klappen schon weitgehend ohne Textheft. Einige Mitspieler*innen können ihren Text sogar schon komplett, und auch ich nähere mich dem freien Sprechen. Das Textbuch brauche ich fast nur noch, um den Überblick und die Stichworte für meine Auf- und Abgänge im Blick zu haben. Allerdings habe ich gar nicht viel Text im Vergleich zu einigen anderen.

Momentan proben wir in den Kulissen eines aktuell an den Wochenenden laufenden Stücks. Bevor wir im Mai Premiere haben, wird ein weiteres Stück auf der kleinen Bühne geprobt und gespielt. Hoffentlich haben die ebenfalls verschiebbare Möbel und keine mittig auf der Bühne fest aufgebauten Kulissen.


In Mülheim-Kärlich, etwa 80 km entfernt, findet ein Weihnachtskonzert von Maybebop statt. Ich freue mich sehr, dass ich dabei sein kann. Weil ich am nächsten Tag weiter nach Frankfurt fahren will, buche ich mir im Ort ein Hotelzimmer. Ich bin entzückt, denn das Hotel ist etwas altmodisch und dazu verwinkelt gebaut, so dass schon alleine der Weg zum Zimmer ein Abenteuer ist, weil es mehrere Treppen und überall Nebengänge und weitere Treppenstufen gibt. „Ähm … wo musss ich lang? Ich glaube … da. Oder?“


Man kann eines der Maybebop-Weihnachtskonzerte besuchen, wenn man auf Weihnachten steht und gar nicht genug von der passenden Stimmung bekommen kann. Man kann es aber auch besuchen, wenn man – wie ich – Weihnachtsmärkte meidet, nur sparsamst weihnachtlich dekoriert und nicht viel mit Weihnachten anfangen kann. Ich mag sehr die älteren amerikanischen Weihnachtslieder und die freien Tage, wenn sie wirklich frei sind, das ist alles. Aber wundersamerweise wecken die Maybebops bei ihren Konzerten in mir ein sanftes, schönes Weihnachtsgefühl. Weihnachten, wie es ich es gerne hätte und wie es gefühlt sein sollte. Es ist schwer zu erklären, aber dass ich extra so weit für ein Weihnachtskonzert fahre, muss etwas heißen.

Am Abend stehe ich vor der Aufschrift „Halle“ und überlege kurz, ob ich mich verfahren habe und in Sachsen-Anhalt gelandet bin. Es ist aber nur die „Halle“ von der Rheinlandhalle. Das „Rheinland“ von der Rheinlandhalle liegt drumherum, wobei der „Rhein“, wenn man ganz genau ist, im „Land“ liegt. Ich habe Zeit, da springen meine Hirnzellen gerne mal unbegrenzt herum.

Die Rheinlandhalle ist groß und voll. 1000 Leute sollen reinpassen und beim Umsehen denke ich, dass es wohl auch so viele sind. Die meisten Leute sind anscheinend aus der Umgebung und viele kennen sich untereinander. Das macht die Veranstaltung zu einem riesigen Dorffest, bei dem alle gut gelaunt sind. Die gute Stimmung fällt auf, aber auch die große Aufmerksamkeit, mit der sich die Zuschauer entspannt und neugierig auf das Konzert einlassen.

Es gibt viel zu lachen, großartigsten Gesang, berührende Stücke, bei denen es im Saal mucksmäuschenstill bleibt und dann wieder Mitklatschen und Gelächter. Alles im Wechsel, alles richtig. Die Lieder haben mit dem Winter oder Weihnachten zu tun, aber sie sind weit weg von Gesülze. Auch die traditionellen Lieder sind sehr gut und abwechslungsreich arrangiert und zum Dahinschmelzen. Sie werden nicht gewollt feierlich präsentiert, sondern ehrlich und berührend.

Am Ende des Konzertes gibt es Standing Ovation vom sehr begeisterten Publikum. Hachz – ich bin in angenehmster, friedvoller Weihnachtsstimmung. Ich weiß, dass die jetzt noch eine Weile anhält, weil ich innerlich noch lange sanft lächle.

Die neue CD der Maybebops „Muss man mögen“ soll am nächsten Tag rauskommen und ist am Konzertabend noch nicht dabei. Das finde ich gar nicht so schlimm, denn weil ich eine im Shop bestellt habe, würde ich vermutlich traurig gucken, wenn andere Zuschauer jetzt schon eine neue CD kaufen und signieren lassen könnten. Und so ein bisschen schmolliger Neid passt ja so gar nicht zur Weihnachtsstimmung. Auch wenn der gar nicht ernst gemeint wäre.


Am nächsten Morgen fahre ich weiter nach Frankfurt, wo der Sohn die Schlüssel für seine neue Wohnung bekommt und ab jetzt der Mieter von zwei Zimmern, Küche, Bad und Balkon ist. Wir messen die Räume aus, um zu überlegen, wo er seine vorhandenen Möbel hinstellen kann. Ein paar Sachen habe ich schon mitgebracht und wir tragen sie vom Auto in den zweiten Stock, der, weil es zum Erdgeschoss einige Treppenstufen hochgeht, fast im dritten liegt. Am Abend fahre ich zurück und nehme den Sohn mit. Er hat am Wochenende hier einen Termin, und am Montag können wir mit vollgeladenem Auto nach Frankfurt zurückfahren und den nächsten Schwung Möbel in die Wohnung tragen.


Mit der Post trifft das neue Weihnachtsalbum „Nicht allein“ von Rainer Bielfeldt ein. Auch eine startnext-Beteiligung, die ich unterstützen wollte. Erst weihnachtliche Maybebopper, dann noch ein weihnachtlicher Rainer Bielfeldt – ich werde doch noch zum Weihnachtshasen.