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Blog 816 – 17.12.2023 – Zeitplan, Nähplan, Flugplan und Königskuchen

Es ist seit einigen Wochen an verschiedenen Ecken zu tun und ich komme wenig zur Ruhe. Jetzt beginnt für mich der Endspurt. Fast normal, könnte man meinen, es geht ja auf Weihnachten zu und da ist gerne mal viel zu tun. Nur dass das bei mir alles nichts mit den Weihnachtstagen zu tun hat – die werden nämlich komplett terminfrei sein. Für dieses Wochenende sind aber noch zwei kleine Familienfeiern geplant. Eine am Samstag und eine am Sonntag. Für die eine Feier stehen nur ein paar Einkaufs- und Essensvorbereitungen auf meiner To-do-Liste. Die andere findet bei uns statt, darum stehen noch Sachen wie „Bücherstapel aus dem Wohnzimmer wegräumen“, „Hof fegen“, „Kaffeemaschine aus dem Keller holen“, „Tisch leerräumen“, „Zusatzstühle aus dem Schuppen holen und entstauben“ und „Putzen“ darauf. Zwischendurch habe ich Probe oder bin bei meinem Vater oder fahre mit Möbelteilen nach Frankfurt. Puh – das alles erfordert für diese Woche eine To-do-Liste mit Ablaufplan.


Am Montagabend habe ich letzte Probe des Jahres. Inzwischen habe ich meinen Rollencharakter gefunden, bin weniger unterwürfig und verwirrt, stattdessen selbstbewusst und freundlich nachgiebig. Das passt gut und macht die Figur logisch und in ihren Handlungen nachvollziehbar, finde ich.

Im Frühjahr sollte ich wissen, was ich auf der Bühne anziehe. Da habe ich zwar schon recht genau Kleider-Vorstellungen, aber ich finde im Internet nicht das, was ich haben möchte. Entweder ist mir die Länge deutlich zu kurz oder es ist mir zu teuer. Außerdem würde ich ein Kleid vor dem Kauf gerne anprobieren, denn es kann auf einem Bild ja gut aussehen, an mir aber nicht. Ich überlege und entscheide dann: Ich kaufe mir demnächst ein Schnittmuster und passenden Stoff und nähe das Kleid selber. – Ich habe noch nie ein Kleid genäht. Das kann aber doch nicht so schwierig sein! Schnittmuster ausschneiden, zusammennähen, fertig. – Ich weiß genau, dass das schwierig sein kann, aber ich tue einfach mal so, als würde ich das hinkriegen. Dabei amüsiert mich jetzt schon meine eigene Idee und ich werde mir gespannt zusehen, wie ich das mache.


Die Ersatz-CD von Maybebop kommt an, auf der – im Gegensatz zur Erstveröffentlichung – alle 15 Lieder zu hören sind. Sie liegt in einem einfachen Pappumschlag ohne Hülle und Booklet, was ich eine gute Idee finde. Damit wird verhindert, dass Leute einfach mal ihre erste CD verkaufen, ohne über das fehlende Lied zu informieren. Das können sie jetzt nur machen, wenn sie dafür auch ihre CD-Hülle und das Booklet abgeben.

Gibt es einen optischen Unterschied bei den CDs, frage ich mich interessiert. Wurde vielleicht etwas anders gedruckt, um die Neupressung auf den ersten Blick zu erkennen? Ich nehme beide CDs und vergleiche sie. Es gibt nur einen minimal anderen Rotton, der beim Neudruck passieren kann. Nein, ansonsten kein Unterschied. Aber … äh … welche war jetzt die neue? Die CD in der linken Hand oder die in der rechten? Ach ja, die neue CD war die mit dem härteren Rotton. Oder war das die alte? Oh, nein! Ich weiß es nicht mehr. Jetzt muss ich tatsächlich eine der CDs einlegen und Lied 14 anwählen, um zu hören, ob es die fehlerhafte oder die richtige ist. Manchmal merke ich ganz deutlich, dass ich blond bin.


Am Donnerstag fahre ich mit weiteren Umzugssachen nach Frankfurt. Noch wohnt der Sohn in seinem Mini-Apartment, das im coolen, modernen, rechtwinkligen Firmen- und Neubauviertel liegt. Die neue Wohnung liegt nur zehn Fußminuten entfernt im alten Stadtteil. Alles ist krummer, enger und niedriger. Als ich im Schlafzimmer Gardinen aufhänge, höre ich Kirchenglocken läuten. Hach, normales Leben in gewachsenem Wohnumfeld, nicht durchdesignter Lifestyle – wie schön.

Die neue Wohnung hat einen Balkon, von dem aus Flugzeuge im Landeanflug auf den Frankfurter Flughafen zu sehen sind. Sie sind im Normalfall nur dezent brummend zu hören und stören nicht sehr. Seltsamerweise mag ich den Blick auf die Flugzeuge – sie bringen ein bisschen weite Welt. Ich mag es auch, dass in der dortigen Regionalbahn immer wieder Flugpersonal zu sehen ist, das vom oder zum Flughafen fährt. Vor kurzem haben mich meine eigenen Vorurteile erschreckt, als ich eine Stewardess in Uniform mit ihrem Rollkoffer in der Bahn sitzen sah. Als ich nämlich ihre vielen Streifen an den Ärmeln sah, wurde mir klar, dass das eine Co-Kapitänin oder sogar Kapitänin sein musste. Nur weil es eine hübsche Frau mit Rollkoffer ist, ist sie nicht zwangsläufig die Stewardess, sondern kann stattdessen auch ein Flugzeug steuern.


Kurz vor dem Wochenende wird eine der beiden Feiern wegen einer aktuellen Coronaerkrankung abgesagt. Das ist sehr schade für unser Treffen, aber die richtige Entscheidung. Ich habe inzwischen schon einige Punkte auf meiner To-do-Liste abgehakt, muss die anderen Sachen jetzt aber gar nicht mehr machen. Der Zeitplan fällt in sich zusammen, ich habe plötzlich Zeit und fühle mich fast wie im Urlaub. Ganz entspannt backe ich einen Königskuchen aus dem alten Bertelsmann-Kochbuch meiner Oma. Als sie gestorben war, landete das Buch bei mir und ich habe lange nicht reingeguckt. Irgendwann dann doch, und da schlug immer eine Seite sofort auf, die auch einige Fettflecken hatte und anscheinend früher häufig offen lag. Einfach so backte ich mal den dort angegebenen Königskuchen – und hatte beim ersten Bissen sofort den Geschmack von Omas Kuchen im Mund. Auch ohne detektivische Ermittlungen ist klar, dass das zusammenpasst. Es war genau der Kuchen, den es bei ihr oft gab. Und er gehört immer noch zu meinen Lieblingskuchen.