Blog 823 – 04.02.2024 – Muscheltopf, Frühling und Schnelltest
Mein Vater feiert seinen 88. Geburtstag und kommentiert: „Hätt‘ ich das mal gewusst, dass ich so ein alter Sack werde!“ Im kleinen Familienkreis geht es in ein Restaurant, wo er den „Muscheltopf“ bestellt, der sich tatsächlich als erstaunlich großer Topf voller Muscheln erweist. Er isst und isst, und als er satt ist, puhlt er weiter Muschelfleisch aus den Schalen, lässt es einpacken und nimmt es als weitere Mahlzeit mit nach Hause.
Der Februar fängt gerade an und im Garten legt schon der Frühling los. Das erste Schneeglöckchen steht auf … ähm, der Wiese kann ich dazu nicht sagen. Ach, ich nenne es Campingplatz, denn da stand bis zum Herbst mein Schlafzelt und es ist nicht verwunderlich, dass wenig Gras übrig blieb. Es ist eben ein sehr naturnaher, sehr kleiner Campingplatz. Für nur ein Zelt. Für ein kleines. Jetzt steht anstelle eines Zeltes ein noch kleineres Schneeglöckchen da.
Im Vorgarten stecken die ersten Tulpen ihre Ärmchen aus dem Boden und ich beeile mich, das plötzlich kräftig wachsende Unkraut drumherum zu verringern, ehe es die Tulpen überwuchert. Noch kann ich dabei die wenigen Tulpenspitzen beachten und trete sie nicht platt. In der nächsten Woche werden vermutlich überall kleine Spitzen auftauchen und ich passe nicht mehr dazwischen.
An einer der Weinreben meine ich ein Anschwellen der Knospen zu erkennen, was so früh eigentlich nicht sein kann. Aber im letzten Jahr legten sie schon Anfang März mit dem Austreiben los und ich hatte gerade noch rechtzeitig geschnitten. Draußen ist es 7 Grad Plus, das können Weinreben nach zwei kühleren Wochen schon mal für Frühling halten. Kurzentschlossen greife ich zur Schere und schneide die Reben zurück. In diesem Jahr noch deutlich konsequenter als im letzten. Ich weiß nicht genau, wie ich es machen soll, denn meine Reben halten sich in der Wachstumsform nicht an die Bilder der Reben in den Schnittanleitungen. Aber mit „try and error“, also jährlichem Ausprobieren und Lernen, werde ich in dreißig bis fünfzig Jahren wohl zur Expertin werden.
Am Montagabend findet eine schöne, schnelle Nil-Probe statt und danach sind erstmal nur einzelne Szenenproben ohne mich angesetzt, außerdem ist eine Woche Karneval, den einige Leute traditionsgemäß feiern und nicht proben können. Für mich ist darum der ganze Februar probenfrei und ich bin erst im März wieder dran. Ich fühle mich ein bisschen wie im Urlaub, weil plötzlich kaum noch Termine im Kalender stehen.
Am Dienstag ist der Gatte krank, nachdem es ihm am Montag schon nicht so prickelnd ging. Am Donnerstag kratzt es bei mir etwas im Hals und ich habe leichte Kopfschmerzen. Weil ich am Abend einen Besuch vorhabe, mache ich sicherheitshalber einen Corona-Schnelltest, der negativ ausfällt. Also nur eine kleine Erkältung, die am nächsten Tag schon wieder besser sein wird. Aber nein. Am nächsten Tag kratzt es immer noch, die leichten Kopfschmerzen sind weiterhin da und ich fühle mich ziemlich müde. Am Vormittag bin ich bei meinem Vater, der einen Handwerker im Haus hat und, weil es kompliziert sein könnte, mich gerne dabeihätte. Vorsichtshalber trage ich einen Mundschutz und halte Abstand. Man sieht mir das Halskratzen nicht an, aber ich will niemanden anstecken. Am Mittag komme ich sehr müde nach Hause und verschlafe den Nachmittag fast komplett erst im Bett und dann auf dem Sofa.
Der Gatte hat inzwischen einen positiven Corona-Schnelltest, und als ich am nächsten Tag einen erneuten Test bei mir mache, ist der ebenfalls positiv. Vier Jahre lang sind wir ohne jede Corona-Infektion durchgekommen, was schon verwunderlich genug ist, jetzt hat es uns erwischt. Zum Glück ist es ein eher leichter Verlauf. Beim Gatten ist es wie eine stärkere, bei mir wie eine mittlere Erkältung. Müdigkeit, wenig Appetit, der Hals kratzt zwischendurch ganz schön heftig und es gibt Hustenreiz. Nicht schön, aber da kommt man ja gut durch.
Es ist kein Vergleich zu den heftigen und viel tödlicheren Coronainfektionen, die es zu Beginn der Pandemie gab. Damals war der Zeitpunkt, als auffiel, dass ein Teil der Bevölkerung allem misstraut, was von öffentlichen Stellen kommt. Der Mundschutz war und ist einer der wirkungsvollsten Hilfen, um Virusansteckungen zu vermeiden. Aus diesem Grund wird er auch bei Operationen vom medizinischen Team getragen. Ich wage mal zu behaupten, die meisten von denen, die damals schon den Mundschutz nicht tragen wollten und als „Maulkorb“ bezeichneten, finden auch heute die AfD gar nicht so übel und sind für einen „Frieden“, bei dem die Ukraine keine Hilfe mehr bekommt und Putin sie aggressiv kleinschießen kann. Bei der Mengenlehre wären A = Mundschutzablehner, B = AfD-Zustimmer und C = Putin-Sympathisanten vermutlich eine einzige Schnittmenge. Mengenlehre – leicht gemacht!