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Blog 824 – 11.02.2024 – Energielevel und einbeiniges Gleichgewicht

Meine Coronainfektion hat einen milden Verlauf. Der Hals kratzt manchmal, hin und wieder huste ich leicht und wenn ich mich angestrengt habe oder schnell die Treppe hochgelaufen bin, hole ich danach schweratmend Luft. Ansonsten fühle ich mich gut. Der Körper braucht ganz schön viel meiner Energie, um gegen die Viren zu kämpfen. Ich trinke viel, schlafe ausreichend und gebe mir Ruhe, so wie ich es auch bei einer Erkältung machen würde. Bei beiden Söhnen verliefen die Coronainfektionen im letzten Jahr deutlich heftiger und dauerten länger. Da habe ich Glück gehabt.

Zu Beginn der Woche wandere ich durch den Garten und schneide Pflanzen zurück. Der Frühling zeigt sich in allen Ecken und auch die Vögel zwitschern schon unternehmungslustig. Ein erster Marienkäfer arbeitet sich nach oben auf einen Sonnenplatz.

Mein geduldiger Steinaffe hat in diesem feuchten Winter viele Flechten bekommen. Das lässt ihn schön alt aussehen, was mir gut gefällt.


Ich fühle mich so fit, dass ich sogar mit meinen Stoffturnschuhen an den Füßen Steppübungen mache. Es sind immer noch einfache Grundschritte, aber Füße und Hirn scheinen sich inzwischen an frühere Zusammenarbeiten zu erinnern und werden in ihrer Kommunikation schneller. Wann aber habe ich die Fähigkeit verloren, auf einem Bein zu stehen und mit dem anderen lässig viele Shuffles zur Seite zu machen, ohne dabei wild mit den Armen zu rudern? Ich kann mich nicht erinnern, mich dabei jemals auf das Gleichgewicht konzentriert zu haben. Jetzt schaffe ich die ersten beiden Shuffles in aufrechter, einbeiniger Position und kippe dann immer schräger zur Seite, bis ich mich abstützen muss oder umkippe. Holla! Bis zur Achtzigjährigen, die beim kleinsten Stolperer wie ein Baum zu Boden fällt, ist es da nicht weit. Da muss ich jetzt kräftig gegen ansteppen und auch meine Rückenmuskeln wieder an ihren notwendigen Einsatz beim einbeinigen Gleichgewicht erinnern. Wenn ich überlege, stehe ich in meinem Alltag schon seit Jahren so gut wie nie auf nur einem Bein. Zumindest nicht über längere Zeit. Kein Wunder, dass die Muskeln sich dafür nicht mehr zuständig fühlen. Vielleicht sollte ich ab jetzt grundsätzlich einbeinig kochen und bügeln. Vielleicht aber auch nicht.


Am Mittwochmorgen ziehe ich mir meine FFP2-Maske auf, kaufe kurz im fast leeren Supermarkt ein und fahre danach zu meinem Vater. Ich bin laut Schnelltest immer noch positiv, aber da ich mich gut fühle, hoffe ich, dass ich mit Maske und Abstand eine nur sehr minimale Ansteckungsgefahr für ihn bedeute. Bei meinem Vater muss ich einiges erledigen und dazu öfter in den Keller runter und wieder hochlaufen, und weil ich sowieso bei körperlicher Belastung gerade kurzatmig bin, ist das Atmen durch die dicke Maske ganz schön anstrengend. Ich schnaufe schweratmend vor mich hin und denke dabei ständig: „Pschchsch, pschchsch … ich bin dein Vater … pschchsch, pschchsch …“ Aber wenn mir die Unannehmlichkeit mit der Maske für die Sicherheit meines Vaters schon zu viel wäre, hätte ich zuhause bleiben sollen. Ich koche ihm noch ein Mittagessen, von dem ich selber nichts esse, weil ich dann ja die Maske ablegen müsste – und die ganzen geschützten Stunden davor komplett überflüssig gewesen wären -, bringe noch zwei Kisten Altglas weg und fahre wieder nach Hause. Puh, das war ganz schön anstrengend! Auch wenn ich mich im Kopf nicht krank fühle, ist es für den Körper erstaunlich mühevoll und erschöpfend. Am nächsten Tag hänge ich fast nur müde herum und fühle mich zu keinen Aktivitäten fähig. Das Energielevel scheint von dem einen Tag verbraucht.


Der Karneval legt los, und abgesehen davon, dass ich auch in diesem Jahr keine Lust drauf gehabt hätte, wäre es mit einem positiven Coronatest sowieso keine Option. Auch mitten in rheinländischen Karnevalshochburgen kann man einfach NICHT Karneval feiern und sich raushalten. Dabei bin ich gar nicht generell gegen Karneval, aber wenn es zu laut und zu eng wird, macht es mir schon keinen Spaß mehr. In einer lauten Kneipe zu stehen, vom Gegenüber Lippenlesen zu müssen und selber kurze Sätze in entgegengehaltene Ohren zu brüllen, – „Boh lo wee?“ „WAS?“ „NOCH EN KÖLSCH?“ „Nee!“ „WAS??“ „NEE!!!“ – während irgendwelche Mitklatsch-Karnevalshits um die Ohren knallen, hat in meinem Inneren immer sehr schnell die trübe Frage ausgelöst: „Warum? Was mache ich hier??“


Am Ende der Woche fühle ich mich wieder richtig gut. Ich vermute, dass ein Coronaschnelltest jetzt negativ ausfallen würde. Ist aber gerade egal, denn ich bin bis Dienstag zuhause und treffe außer dem Gatten keine Leute. Das Testen hebe ich mir für danach auf, denn dann möchte für zwei Tage nach Frankfurt und das mache ich nur, wenn ich dann auch vom Schnelltest für gesund erklärt bin.


Im Vorgarten strecken jetzt schon an 69 Stellen die Tulpen ihre Spitzen aus dem Boden – falls ich mich nicht verzählt habe. Aber ob es 67 oder 72 Stellen sind, das sind schon ganz schön viele und es sind noch ein paar weitere zu erahnen. Im ersten Jahr nach dem Einsetzen der Zwiebeln kam natürlich überall eine einzelne Tulpe, inzwischen vermehren sie sich und wachsen in Bündeln. Was für eine Freude mir diese Tulpen in jedem Jahr machen!