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Blog 880 – 09.03.2025 – Steilwandklettern, gefährliche Tiere und Outdoorleben

Am Anfang der Woche bin ich noch gleichmäßig in Haus und Garten unterwegs und räume auf, denn für das Wochenende ist ein kleines Familientreffen geplant. Das sollte schon vor vier Wochen stattfinden, wurde dann aber wegen plötzlicher Krankheit einer Person verschoben. Diesmal ist kurzfristig eine Katze krank, was sich nach wenig anhört, aber ein wichtiger Grund ist, den Termin nochmal zu verschieben. Man kann nicht über 100 km entfernt lustig Kaffee trinken, wenn es der alten Katze nicht gutgeht. Der neue Termin ist für Mai geplant.

Da kein Besuch mehr angekündigt ist, kann ich meine Kuchenbackpläne weglegen und stattdessen zur Hacke greifen. Garten, ich komme! Das kommt gerade zur richtigen Zeit, denn ich muss dringend weg von zu viel Nachrichten über Trump. Ich kann dieses Gesicht nicht mehr sehen und diese Stimme nicht mehr hören, ohne angewidert zu sein. Was hat Amerika da sich und der Welt angetan? Trump fährt gerade Amerikas Freiheit und nebenbei auch die Wirtschaft an die Wand, streicht wichtige Hilfsprogramme und lässt die Ukraine brutal fallen. Dabei plappert er Putins Propaganda nach. Wenn es nicht so hochgefährlich wäre, könnte es eine völlig übertriebene Satire sein. So langsam kommen in Amerika erste Proteste auf, aber es ist noch viel zu ruhig. Selbst Trump-Wähler, die plötzlich entlassen wurden oder denen die Veteranenunterstützung gestrichen wurde, während die Lebensmittelpreise weiter steigen, gucken meist nur verwirrt, weil sie weiter daran glauben, dass Trump ihnen doch ein besseres Leben versprochen hat. Die Ähnlichkeit zur AfD und ihren Wählern ist kein Zufall. Was kann ich mich aufregen über die Blödheit von Wählern, die ihre Freiheit aufgeben für Parolen und Versprechungen, die bei einmal scharf hingucken nicht zu halten sind.


Schnell ab in den Garten! Wer denkt, das Werkeln im heimischen Garten sei eher langweilig, hat vielleicht einen Garten mit glatter Rasenkante und per Lineal gesetzten Petunien im Blick. Bei mir gibt es schräge Wege, Treppenstufen, Stolperkanten und im Vorgarten sogar die Möglichkeit des Steilwandkletterns. Bis auf die Hand, die ich manchmal noch ans Geländer klammern kann, bin ich ungesichert. Ich stehe im sandigen, rutschigen Hang und hoffe, dass die Staude, auf der ich gerade mit einem Fuß Halt finde, sich selber und auch mich hält. Im letzten Jahr haben sich an einigen Stellen hartnäckige Gräser mit langen, unterirdischen Wurzeln ausgebreitet, die ich dringend entfernen muss.

Die Gefahr des Abrutschens ist immer da, auch wenn ich dann höchstens zwei Meter auf der Schräge entlang rutsche und am Ende einen Meter Fallhöhe bis zum Boden habe. Ich vermute aber, dass ich nicht elegant rutschen, durchtrainiert aussehen und mit lässig federnden Knien aufkommen würde, sondern wie ein Sack runterschlitter, in verdrehter Haltung unten aufschlage und womöglich noch mit dem Kopf irgendwo dranhaue. Wenn ich dann mit zertrümmertem Bein, gebrochener Schulter, zugeschwollenem Auge und dicken Verband um den Kopf gefragt werde: „Was ist denn mit dir passiert??“, müsste ich sagen: „Ich habe im Vorgarten Graswurzeln entfernt.“ Das will ich nicht.

Ich bewege mich also vorsichtig und reagiere auf jedes kleine Rutschen sofort mit einer Gewichtsverlagerung, die mich möglichst oben hält. In einer Hand die Hacke, mit der anderen ziehe ich an den Wurzeln, da bleibt nichts zum Festhalten. Als ich alle entdeckbaren Graswurzeln entfernt habe, bleiben kahle Stellen, die dringend wieder bepflanzt werden müssen, um die jetzt noch viel lockerere Erde zu stabilisieren. Ich kaufe einige Steingartengewächse und setze sie ein. Die werde ich jetzt möglichst täglich gießen und hoffentlich durch den ersten Sommer bringen, denn nur wenn sie den in der oft stundenlang knallenden Sonne und dementsprechend trockenen Erde überleben, sind sie im nächsten Jahr noch da. Die Erbauer des Hauses sollen immer gesagt haben: „Wir gehen in den Berg“, wenn sie im Vorgarten gearbeitet haben. Wenn ich im steilen Hang stehe, fühle ich das genau so.


Weitere Garten-Abenteuer kann ich bei tierischen Begegnungen erleben. Im Gras entdecke ich einen ungewöhnlich großen, schwarzen Käfer, der etwa so lang ist wie zwei Honigbienen hintereinander. Er hat total niedliche Antennen, die wie aus kleinen Kugeln aneinandergesetzt aussehen, und mampft Grashalme.

Ich beobachte ihn eine Weile und möchte ihn dann an eine geschütztere Stelle setzen. Meistens mache ich das bei Käfern mit der Hand, in diesem Fall – vielleicht weil er so groß ist – lasse ich meine Lederhandschuhe an. Etwas später gucke ich neugierig im Internet, was für ein Käfer das war. „Der Schwarze Ölkäfer“. Den gibt es gar nicht mehr so oft, weil die Lebensräume verschwinden, aber auch, weil es von vielen tausend Eiern nur ganz wenige nach zwei Jahren Entwicklungszeit bis zum Käfer schaffen. Inzwischen steht er auf der Roten Liste. Und er ist giftig. Man soll ihn nicht anfassen. Die Giftigkeit wird allerdings in dem einen Artikel mit „Das Gift eines einzigen Käfers ist für einen Menschen tödlich“ und in anderen mit „Bisher sind keine Vergiftungen beim Menschen bekannt. Körperkontakt vermeiden“ beschrieben. Da ich nicht vorhabe, ihn zu essen oder mit ihm zu kuscheln, freue ich mich einfach, dass er da ist. Gerne auf Abstand.


Die Tulpen kommen an grob gezählten 75 Stellen raus und ich freue mich. Wie in jedem Jahr. Die Katze lascht einfach drüber hinweg.


Es ist Anfang März, morgens ist Eis auf den Autoscheiben, dann kommt die Sonne raus und mittags laufe ich im T-Shirt im Garten herum. Immer noch häcksle ich kleine und mittlere Äste und verteile die Schnipsel auf einigen Trampelwegen, die dadurch gut begehbar sind und weitgehend unkrautfrei bleiben. Die großen Äste werfe ich auf meinen inzwischen gewaltig großen Totholzhügel. Ich hatte immer vor, in meine kleine „Waldecke“ einen schattigen Sitzbereich zu bauen, aber inzwischen finde ich, dass es besser ist, einen unkultivierten Bereich mit viel Totholz für Blindschlangen, Igel, Mäuse und Insekten zu haben. Die können da prima wohnen und sind ungestört. Blöderweise fressen sie sich gegenseitig, aber da halte ich mich raus. Während ich noch ganz still stehe und zufrieden auf den Hügel mit abgesägten Holz blicke, kommt ein kleiner Zaunkönig, landet erst unmittelbar neben mir, fliegt dann zum Hügel, landet auf einem der Äste, wippt mit dem kleinen Schwanz und verschwindet durch eine der Lücken nach innen. Perfekt.


Endlich sind die vielen Äste der letzten Monate von der Grillplatzterrasse weggearbeitet und ich kann den Häcksler wegpacken. Ich fege ich den Boden frei und sehe nach Wochen endlich wieder die Pflastersteine. Drei Tage Gartenarbeit haben ein deutliches Ergebnis gebracht. Berge von Ästen und Stämmen sind weg und so wie ich meine Gelenke und Muskeln spüre, habe ich ein intensives Fitnessprogramm hinter mir.

Weil alles wieder frei ist, nehme ich den Gatten und zwei Tassen Kaffee mit zum Grillplatz und wir sitzen gemütlich am Tisch mit Blick auf die weite Landschaft und den steinernen Fisch im Abendsonnenschein. Der Frühling ist da.

Trump wird vorübergehen. Slawa Ukrajini!