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Blog 879 – 02.03.2025 – Zirkeltraining, Moosteppich und Pläne

Der Frühling naht, was mich sehr freut. Wenn es möglich ist, bin ich im Garten unterwegs. Neben mir oft die chillende Katze in eher lässiger Haltung, über mir ab und zu krächzende Kraniche in korrektem Formationsflug. Wenn die Katze fliegen könnte, dürfte sie ziemlich sicher nicht in der Gruppe mitfliegen, weil sie sich nicht harmonisch in die Reihe einfügen würde.


Momentan bin ich auch darum gerne im Garten unterwegs, um zwischendurch mal bewusst keine Nachrichten über die politische Weltlage zu hören. Da sind gerade viele Idioten unterwegs. Ganz vorne Trump. Und sogar Herr Merz zeigt, noch bevor er Kanzler ist, besorgniserregende Anzeichen eines Möchtegern-Alleinherrschers. Da ich manchmal für Demokratie und gegen Rechts auf die Straße gehe, scheine ich bei ihm kurz vor „Steinewerferin“ und „Randaliererin“ zu stehen. Dass ich nicht „alle Tassen im Schrank habe“, stimmt jedoch, denn ich habe meine Tassen in einer Schublade. Woher Herr Merz das weiß, wundert mich. Er interessiert sich doch sonst nicht so sehr für das, was Frauen machen.

Interessant finde ich, dass Herr Merz völlig authentisch und überzeugend einen typischen Chef-Mann der 50er-Jahre verkörpert. Wenn er in schwarz-weiß wäre, würde das niemanden wundern. Er lebt im Gestern, mag alte Strukturen und denkt bei Lösungen oft rückwärtsgewandt. Leider soll er über die Zukunft von uns allen entscheiden und über Themenfelder, die bei ihm gedanklich nicht vorkommen. Ich habe das Gefühl, wir gehen von einer offenen Zukunft gerade zurück in piefige Zeiten.


Der Garten macht mir gute Laune. Dabei räume ich gerade nur auf, trage Äste durch die Gegend und hacke Unkraut raus, wo es stört. Ich laufe am Hang hoch und runter, knie mich hin, rutsche unter Büschen herum, stehe auf, bücke mich, schneide Himbeerruten unten ab und binde Brombeerranken oben an. Nach dem gemütlichen, eher bewegungsarmen Winter ist das ein forderndes Sportprogramm. Untrainiert ins Zirkeltraining. Aber es gefällt mir. Außerdem freue ich mich über Narzissen-, Tulpen- und Zierlauchblätter, über Primelblüten und die Knospen der Kirschpflaume. Plötzlich wächst alles rasant los. Es ist eine andere Welt als die, die gerade in den Nachrichten läuft. Aber es ist eine ganz reale und das zu merken, tut der Seele und dem Geist gut.

Auch das Moos auf Wegen, Treppen und Mauern ist nach den kühlen, feuchten Monaten dick, grün und saftig. Das sieht malerisch aus, blöderweise will ich das aber gar nicht haben. Mit Spachtel und Bürste gehe ich die ersten Stellen an, schabe Moosteppiche weg, kehre zusammen und werde angesichts der vielen Flächen wohl noch einige Stunden Arbeit vor mir haben.

Im Internet lese ich, dass ein Hochdruckreiniger sehr gut Moos entfernt, aber auch, dass man keinesfalls einen Hochdruckreiniger einsetzen soll, weil der dem alten Beton kleine Risse verpassen kann. Je älter und rauer der Beton wird, desto besser wächst im Winter das Moos. Ich nehme mir vor, im Laufe des Frühlings zumindest die Gartenmauern gründlich zu reinigen, schadhafte Stellen zu verputzen und dann neu zu streichen. Das Dumme dabei ist: Wenn die eine Wand dann wieder gut aussieht, stört die daneben noch viel mehr. Ich habe ein wenig Sorge, dass ich, sobald ich angefangen habe, bis zum Herbst verschönernd unterwegs bin und nicht aufhören kann.

Dabei stehen ja auch das Dachneudecken des Grillhauses und das Abreißen und der Neubau des Hof-Pavillons sowie das Pflastern und Treppenstufeneinsetzen am Gartenweg an. Das wollte ich im letzten Sommer und Herbst erledigen, aber da warf der Schlaganfall meines Vaters für Monate alle meine Pläne um. Jetzt nimmt seine gesundheitliche Situation immer noch viel von meiner Zeit und Energie, aber es wird überschaubarer. Dass ich mich daran gewöhne und meine Ansprüche an freie Zeit zurückschraube, wird mitspielen. Auch das kleine Studio im Keller, das seit dem Wasserschaden und anderen Umbaumaßnahmen unbenutzbar und dicht vollgestellt ist, soll endlich ausgeräumt und wieder eingerichtet werden. Am wichtigsten ist aber, dass ich wieder regelmäßig Zeit für mein kreatives Arbeiten finde. Und mindestens ein Mal im Monat möchte ich zu einer Kleinkunstveranstaltung oder einem Konzert. Wie schön, dass ich jetzt selber grinse und mich neugierig frage, wie ich das wohl alles schaffen werde. Ich habe keine Ahnung. Aber ich fange einfach mal an.