Blog 885 – 13.04.2025 – Katzenbein, Farbe, Dach und Bohrloch
Am Sonntag schaffe ich es endlich, fast eineinhalb Stunden lang im Garten sitzen zu können und an einem Katzenbein zu nähen. An einem. Und es wird nicht fertig. Diese Bau- und Nähweise mit Stopfen und Überziehen ist wirklich sehr zeitaufwändig. Ein weiteres Bein ist auch noch nicht fertig und das dritte und vierte noch nicht mal angefangen. Ich weiß nicht mal genau, wie ich sie mit dem finalen Stoff überziehen werde. Aber es ist sehr reizvoll, daran zu arbeiten.

Auch wenn es anscheinend ewig dauert, sind diese Katzenbauzeiten wunderbar zum Entspannen und Runterkommen. Garten, Sonne, Vogelgezwitscher und Katzennäherei – dazu eine Folge des Kein-Mucks-Krimi-Podcasts. Das ist für mich wie Urlaub.
In dieser Woche ist das neue Laubendach dran. Ursprünglich hatten wir das Dach erst für die folgende Woche geplant, in der der Gatte Urlaub hat, aber das alte Dach ist ab, das Wetter stimmt, da fangen wir doch schon an. Immer erst am späten Nachmittag, wenn der Gatte seine Arbeit abschließt, und wir haben nur gute zwei Stunden bis es dunkel wird, aber immerhin. Einiges kann ich tagsüber vorbereiten, aber viele Arbeitsschritte gehen nur zu zweit, beziehungsweise wären alleine kompliziert und umständlich. Die knappe Zeit ist aber gar nicht so nachteilig, merken wir. Eben weil wir wissen, dass wir nicht viel Zeit haben, arbeiten wir in den zwei Stunden schnell und konzentriert. Pause und Kaffee gibt es erst, wenn wir danach auf dem Sofa sitzen.
Die Sonne scheint bis zum Abend und erst gegen 20 Uhr wird es dämmrig. Wir beginnen mit der Unterkonstruktion und klettern auf Leitern hoch und runter, messen, sägen, schrauben und hämmern.

Am Dienstagabend sitzen die Balken und es sind schon die ersten Latten der Konterlattung drauf. Auch mit wenig Zeit geht es voran.

Währenddessen die Katze:

Am Mittwoch bin ich wie üblich bei meinem Vater. Als ich gegen 18 Uhr wieder nach Hause komme, geht es gleich weiter in den Garten, wo wir zu zweit die weiteren Latten einpassen und festnageln. Auch das ist wieder mit viel Hoch, runter und Leiterverrücken verbunden und vor allem an der Vorderseite etwas kniffelig, weil die ziemlich hoch ist. Aber am Abend ist die Konterlattung fertig.

Am Donnerstagvormittag gehe ich raus, um die neuen Hölzer weiß zu streichen, ehe wir die Dachplatten draufschrauben. Das Wetter ist grau und etwas kühl, das ist gut zum Streichen. Eine Stunde brauche ich, vielleicht eineinhalb, dann bin ich fertig – denke ich.

Dreieinhalb Stunden später habe ich es mit Mühe geschafft. Dass ich ständig die Leiter verrutschen und dafür hoch und runter klettern und immer wieder in schrägen Positionen zwischen den Balken hängen musste, um alle Seiten der Latten zu streichen, hatte ich nicht eingerechnet. Auch meine Haare haben einiges an Farbe abbekommen. Das geht hoffentlich bei der Dusche wieder raus.
Am Nachmittag kommt die Sonne wieder raus – es ist, als ob das Wetter sich perfekt unseren Arbeitsschritten anpasst. Wir legen die Dachplatten probeweise aus, um zu sehen, wie sie auskommen. Als ich die Laube vor zwanzig Jahren gebaut habe, habe ich nur zusammengeschraubt und nicht viel gemessen. Dafür ist das Dach erstaunlich rechteckig geworden und kein schräges Trapez.


Beim Bohren muss die Latte unter der Dachplatte getroffen werden. Ich richte mich nach der Reihe der vorher gesetzten Schrauben und schätze den Fluchtpunkt ab. „Geht gut“, denke ich noch, da geht der Bohrer ohne Widerstand durch das Metall. Das Loch sitzt genau neben der Latte. Menno, ich will doch ein Dach machen, das dicht ist. Wenn ich mir selber Löcher reinmache, wird das nix.

Und jetzt? Ach, es wird eine Lösung geben. Das ist kein Grund, um die Platte wieder abzuschrauben und eine neue einzusetzen. Da bin ich einfach mal optimistisch. Beim Bestimmen der Bohrstelle arbeiten wir ab da mit einer Schnur, die wir von einer zur anderen Dachseite spannen. Da hätten wir auch früher drauf kommen können.
Der nächste Tag ist der Freitag und ich fahre schon wieder zu meinem Vater, um ihn zu einem Zahnarzttermin zu begleiten. Der Termin ist für zwei Stunden angesetzt. Als mein Vater im Behandlungsstuhl sitzt, gehe ich zur nahegelegenen Apotheke, um Medikamente für ihn zu holen, schlendere kurz über den Markt und setze mich dann, fünf Fußminuten von der Praxis entfernt, auf eine Bank im Rheinpark. Sie haben meine Handynummer, wenn was ist, melden sie sich. Ich hole mein Buch aus der Tasche und lese.

Als die zwei Stunden um sind, gehe ich zurück und setze mich ins Wartezimmer. Eineinhalb Stunden später und nach mehreren durchgeblätterten Spiegels, Sterns und Galas ist mein Vater endlich fertig. Dreieinhalb Stunden hat die Zahnarztbehandlung insgesamt gedauert, was für einen 89-jährigen schon sehr anstrengend ist. Ganz abgesehen davon, dass es auch meine Zeit ist, die ich absitze. Ich bringe ihn nach Hause, serviere ihm sein vorbereitetes Mittagessen und warte, bis er sich zu einem sehr verspäteten Mittagsschlaf hingelegt hat. Kurz darauf kommt die Betreuungskraft zurück und ich kann fahren. Der „Zahnarzttermin 2 Stunden“ hat mich mit Hin- und Rückfahrt mehr als fünfeinhalb Stunden gekostet. Es ist so und geht nicht anders, aber es ist schon eine Menge Zeit, die ich jede Woche einsetzen muss und nicht selber nutzen kann. Egal wie nett das Lesen eines Buches am sonnig beschienenen Rhein ist.
Am Freitagabend und am ganzen Samstag arbeiten wir weiter, werden mit den Dachplatten fertig und setzen die Randbleche. Die Laube hat ein neues Dach. Und ein kleines Bohrloch. Im Baumarkt finden wir einen Silikonfüllstoff für Metall, aus dem wir uns mit einer Unterlegscheibe und einer schräg gesetzten Schraube einen Dichtstopfen basteln. Das sieht im Ergebnis gut aus, ob es funktioniert, werden wir beim ersten Regen feststellen.
Während der Gatte eine Regenrinne einsetzt, streiche ich nun auch die anderen Hölzer der Laube in frischem Weiß. Das ist besonders mühsam an den Stellen mit vielen Latten und dem daran rankenden Wein. Das Ergebnis sieht aber aus wie neu.

Währenddessen die Katze:

Am Samstagabend ist – außer den Wandteilen – alles frisch gestrichen. Die mache ich in den nächsten Tagen. Wir räumen die Kreissäge und alles Werkzeug in die Laube, denn am Sonntag soll es regnen. Das wäre nicht nur wichtig für den sehr trockenen Garten, sondern von uns auch sehr gewünscht, weil wir unbedingt sehen wollen, ob das frühere Loch tatsächlich dicht ist und wie das Wasser vom Dach abläuft, in die Regenrinne fließt und von dort in die Wassertonne, die ich darunter aufgestellt habe.

In der Dämmerung gehen wir nochmal hoch und setzen uns in die Laube. Das abgestellt Werkzeug um uns herum ignorieren wir einfach und genießen die Sicht auf den Abendhimmel und die kleine Abgeschiedenheit von der Welt. Der Grillplatz mit seiner Laube ist von mir immer noch heißgeliebt und mein Lieblingsplatz.
