Blog 889 – 11.05.2025 – Blaumachen, Dekorieren und Zeitplanung
Die Woche verbringe ich weitgehend in der Laube und mache blau. Blaue Farbe. Und weiße. Von der neuen Sitzbank, die früher der alte Küchentisch war, schmirgel ich die Reste der Lackoberfläche ab und streiche sie an. Es ist der erste Anstrich. Weitere müssen folgen.


Danach sind alle anden Möbelteile mit dem ersten Anstrich dran. Es ist ein bisschen eng in der Laube, die Gefahr, beim Umdrehen an frisch gestrichene Kanten zu stoßen, steigt, aber es geht.

Beim Streichen des Tisches entdecke ich unerwartet einige kleine Löcher. Da steckt der Holzwurm drin. Der Tisch steht seit mehr als zehn Jahren in der Laube. Ist der Holzwurm noch aktuell oder in einem vergangenen Winter längst abgefroren? Frisches Holzmehl ist an den Löchern nicht zu sehen, aber ich habe kurz vorher auch alle Möbel kräftig abgefegt und leicht angeschmirgelt. Hm, sollte ich sicherheitshalber ein Mittel gegen Holzwurm streichen oder lieber sofort einen neuen Tisch kaufen? Wäre ja schon blöd, wenn der Wurm in die anderen Möbel und dann in die Balken der Laube übersiedeln würde.

Die Entscheidung fällt, als ich beim Stöbern im Internet keinen in der Größe, im Stil und in meine niedrigen Preisvorstellung passenden Tisch finde. Weder neu noch gebraucht. Im Baumarkt sagt der Berater: „Wenn Sie im letzten Jahr gekommen wären, hätte ich Ihnen ein wirksames Mittel gegen Holzwürmer geben können. Inzwischen gibt es neue Verordnungen und … nun ja … jetzt dauert es länger und Sie brauchen Geduld, bis er weg ist.“ Die habe ich nicht. Trotzdem kaufe ich eine Flasche mit Holzwurmmittel, um eine Ausbreitung vielleicht erstmal einzudämmen und Zeit zu haben, um in den nächsten Monaten einen passenden Tisch zu finden.
Nach bis zu vier blauen Anstrichen – rohes Holz saugt mehr als vorher schon gestrichenes -, streiche ich ein letztes Mal die Wände weiß, rücke alles an seinen Platz und bin mit den Farbarbeiten fertig. Alles sieht frisch und neu aus, die neue Bank ist sehr stabil und lässt sich, wie vorher geplant, blitzschnell zur breiten Fläche ausziehen und dann mit einer Klappmatratze als Bett nutzen

Ich hänge Bambusrollos auf, die sowohl vor starken Sonnenstrahlen als auch vor schrägem Regen schützen und finde es sehr gemütlich. Eine Lichterkette, die ich spontan gekauft und für den neuen Bankbereich vorgesehen habe, hat beim Auspacken größere Kugellampen als erwartet. Da hätte ich mal genauer auf der Packung nachlesen und mich nicht nur vom Bild ablenken lassen sollen. Ich hänge sie etwas mühsam zwischen den Balken auf, aber das Ergebnis gefällt mir nicht. Die werde ich wieder abfriemeln und anders hängen. Außerdem finde ich das Meer-und-Segelschiff-Bild nicht, das ich mal für eine Lesung gemalt habe und jetzt in die Laube hängen möchte. In den letzten Jahren hatte ich es immer mal in der Hand und gedacht: „Was mache ich denn damit? Es bringt schöne Erinnerungen, darum will ich es nicht wegwerfen, aber es ist nicht gut genug, um es in der Wohnung aufzuhängen.“ Für die Laube wäre es jetzt stimmig, aber nun scheint es beleidigt zu sein und sich versteckt zu haben. Ziemlich gut versteckt für ein so großes Bild.

Im Garten blühen die Akeleien, die manche als unerwünschtes Unkraut sehen, die ich aber schon immer sehr mag. Sie sind ganz wunderbar filigran und haben hübsche Farben. Ich habe keine Ahnung, woher die immer neuen Sorten kommen, aber bei mir sind sie willkommen.

Ansonsten: Vater-Tag wie üblich und wie üblich bin ich auch mehr als neun Stunden damit beschäftigt. Schon wieder steht ein Betreuungswechsel an und ich frage die momentane Betreuung nach den Zetteln, die ich ihr vor drei Wochen mit den vielen Details zum Tagesablauf meines Vaters aufgeschrieben hatte. Die wollte sie erstmal behalten, was ich auch gut fand. Jetzt hat sie sie nicht mehr, vermutlich weggeworfen. Oh, nein. Ich muss alles nochmal aufschreiben und mich nach Möglichkeit wieder an die Einzelheiten erinnern. Wie ärgerlich – das war so viel Arbeit.
Immerhin schmeckt meinem Vater diesmal mein mitgebrachtes Essen: Salzkartoffeln, Kasseler, Blumenkohl, alles in sahniger Senfsoße. In der letzten Woche hatte ich frisch gekocht – gebratener Spargel, Zucchini, Frühlingszwiebeln, Ofenkartoffeln und Hähnchenfilet – und während die polnische Betreuungskraft begeistert war und es „Restaurant-Essen“ nannte, meinte mein Vater danach nur: „Das hat mir nicht geschmeckt.“ Ich vermute, es war zu viel frisches, nicht komplett weichgekochtes Gemüse und zu wenig Soße für die Kartoffeln. Ab jetzt wieder gutbürgerlicher und weichgekocht. Am Abend komme ich mit leichten Kopfschmerzen nach Hause. Auch das ist nach dem Vater-Tag inzwischen üblich. Es passiert meist nichts Dramatisches, aber es ist immer zu tun, es ist anstrengend und kostet Energie.
Am nächsten Tag bauen wir die hinteren Autositze aus, bringen einige große Teile zur Mülldeponie und laden auf dem Rückweg beim Baumarkt Wassertonnen und Regenrinnen ein. Weil wir gerade im Renoviermodus sind, bekommt auch der Schuppen eine neue, jetzt größere Dachrinne. Bei der alten schoss das Regenwasser manchmal über die Rinne hinaus. Beim nächsten Regen werde ich sehen, ob alles funktioniert, aber das sieht schon alles passend aus.

Ansonsten: Ein interessantes Jobangebot abgelehnt, weil ich Termine, die ich dafür unbedingt machen müsste, nicht zuverlässig zusagen könnte, beziehungsweise absagen oder abbrechen müsste, wenn akut etwas mit meinem Vater wäre. Außerdem die Teilnahme an einem Theaterstück schon im Vorfeld abgesagt, weil ich nicht zuverlässig zweimal in der Woche bei den Proben und nicht mal garantiert bei den Aufführungen da sein könnte. Ist eben so. Da muss ich gerade realistisch sein und mir keinen unnötigen Stress durch feste Zeiten in Kombination mit plötzlichen Akuteinsätzen reinholen.
Am Samstag möchte mein Vater ein Vereinsfest besuchen, zu dem er früher immer selber fuhr, für das er jetzt aber Begleitung braucht. Weil er sowieso nicht mehr an vielen Sachen teilnehmen kann, fahre ich nach dem Mittagessen zu ihm, lade ihn ins Auto und fahre mit ihm hin. Und dann sitze ich in einem großen Zelt am Biertisch, ringsherum typisch dörfliches Vereinsleben, Schlagermusik läuft – und ich wäre so gerne in meinem Garten oder würde mal wieder lesen oder zeichnen oder eigene Freunde treffen.

Um 18 Uhr schaut mein Vater auf die Uhr und sagt: „Ist ja noch früh.“ Oh, nein, er will doch wohl nicht bis spät abends bleiben?! Etwas später ist seine wenige Kondition aber ziemlich verbraucht, so dass er doch nach Hause will und es auch nur noch mit Mühe bis zum Auto schafft. Ich bin ganz froh, dass es nicht noch länger wird.
Am Ende der Woche habe ich es noch immer nicht geschafft, den Bericht über das Gregor-Meyle-Konzert fertigzuschreiben. Wird sich wohl noch einige Tage hinziehen.