Blog 888 – 04.05.2025 – Handwerkerleben, Kocherlebnisse und Gayle Tufts
Am Montag sind die Osterferien vorbei und ich kann am Morgen zur Grundschule fahren und die bestellten Bücher abgeben. Auf dem Rückweg kaufe ich die Zutaten für den Online-Kochkurs am Abend ein, für den ich mich angemeldet habe, den ich aber fast vergessen hätte. Dann geht’s ab in die Laube, wo ich den letzten Anstrich der Kondenswasser-Aufsaug-Farbe auftrage, die jetzt dick und deckend haftet. Das ist schon mal gut. Ob das Metalldach an den Übergängen nach dem Auftragen der Gummifarbe komplett dicht ist, weiß ich noch gar nicht, aber ich gehe mal optimistisch ran.

Am früheren Tisch, der jetzt eine Bank ist, befestige ich die früheren Tischbeine, die jetzt Bankbeine sind. Oben drauf kommt eine passende Holzplatte, die nach vorne gezogen werden kann und eine breite Liegefläche schafft, und aus dem Zuschnittrest der Platte mache ich eine Rückenlehne. Außerdem säge ich aus dem Rest der alten Tischplatte eine Abstützung, die unter die herausgezogene Platte gestellt werden kann, damit die stabilisiert wird und sich nicht durchbiegt. Die fertige Bank ist bequem, fest und belastbar und muss nur noch Farbe bekommen.

Von der Kreissäge geht es am frühen Abend an den Kochtopf. Der Onlinekurs von „apetito catering“ macht diesmal „Gegrillter Spargel auf Laugenfladen mit Schafskäse und glasierten Kirschtomaten“. Wieder sind die Köche sehr nett und haben ein tolles Rezept, aber wieder ist das Nachkochen etwas chaotisch. Das liegt auch daran, dass sich am Bildschirm zwei Köche gleichzeitig um alles kümmern, während ich immer nur eins nach dem anderen machen kann, aber auch an ihrer Ungeübtheit, alles in kleinen Schritten für blödes Publikum zeigen zu können. Während ich noch auf den Spargel gucke, den ich gerade schneide, sehe ich nicht, dass die Tomaten schon halbiert werden und verpasse, dass irgendwann die Fladen wortlos in den Ofen geschoben worden sind. Drei der Zutaten, die auf der Liste stehen und die ich extra eingekauft habe, werden gar nicht eingesetzt. Und vom „groben, scharfen Senf“, den ich nur in einem Gläschen für acht Euro bekam, brauche ich nur einen Teelöffel voll und hätte ihn auch ganz weglassen können. Ich koche mich hinterher, hetze, fluche und improvisiere. Warum ist das nur so chaotisch?
Dann ist das Essen fertig. Es ist nicht nur „gegrillter Spargel auf Laugenfladen mit Schafskäse und glasierten Kirschtomaten“, sondern auch Ofenkartoffel mit Kräuteröl, Bärlauchpesto, Radieschen-Cranberry-Frischkäse, Rucola und Granatapfel. Und es ist oberlecker! Außerdem komplett vegetarisch, was mir erst gar nicht auffällt, denn es ist so voll mit Geschmack. Großartig!

Der Sohn, der parallel in Frankfurt mitgekocht hat, war ebenfalls im Chaos und improvisierte sich durch. Auch er ist geschafft, aber vom Ergebnis begeistert. Wir überlegen, ob wir beim nächsten Mal den Kurs nur angucken und währenddessen am Telefon kommentieren, und am Tag danach, wenn wir wissen, wohin es geht und welche Schritte es gibt, erst einkaufen gehen und dann nachkochen.
Am nächsten Tag hat mein Vater seinen regulären Zahnarzttermin für die neue Teilprothese und ich fahre mit ihm hin. Zum Glück dauert es nicht so lange. Es ist trotzdem zweieinhalb Stunden später, bis ich wieder Zuhause bin. Am Abend fahre ich nach Köln, wo Gayle Tufts mit „Don’t stop the music“ auftritt. Den Eintrag habe ich sehr kurzfristig im Kalender entdeckt und hatte ihn schon vergessen. Was ist los, dass ich nicht mal mehr ausführlich im Vorfeld auf den Kalender gucke, sondern immer nur auf die wenigen nächsten Tage? Vermutlich will ich mir unterbewusst Stress wegnehmen, indem ich gar nicht erfahre, wie es in der nächsten Woche aussehen wird.

Das Programm von Gayle, die von Marian Lux am Flügel begleitet wird, ist sehr gut. Sie singt, erzählt, ist nah und authentisch und hat eine unglaubliche Energie. Ich freue mich sehr, dass ich da bin.
Nach einer etwas kurzen Nacht geht es am anderen Morgen früh los zum Mittwoch-Vater-Tag, der einen unerwartet hohen Handwerker-Anteil hat. Einer der Drehknöpfe des Gasherds lässt sich nicht mehr drehen, weil ein Teil der Mechanik gebrochen ist, der die Verbindung vom Drehknopf zur Zündstelle halten soll. Kleben alleine reicht bei dem kleinen Teil aber nicht, weil es viel Drehdruck aushalten muss. Darum klebe ich erst und bastle dem geklebten Plastikteil aus zwei dünnen Kabelbindern ein kleines, aber sicher stützendes Korsett. Ja, gute Idee, das wirkt fest und müsste halten.

Als ich alles wieder passend eingesetzt habe – fluchend, weil unter dem Herd wenig Platz und das Gestänge klein und dazu beweglich ist -, drehe ich den Reglerknopf. Die Kochstelle zündet vorbildlich, ich kann den Regler hochdrehen – dann aber nicht mehr zurück, weil er klemmt. Der Blick unter den Ofen zeigt, dass alles richtig sitzt, dass der korsettierte Halter aber so knapp unter der Kochplatte drehen muss, dass die erhöhten Nupsis der Kabelbinder sich dabei verklemmen. Mit etwas Gewalt kann ich den Regler zurückdrehen, aber das ist ja keine Lösung, beziehungsweise der nächste Bruch der Mechanik ist dann schon zu erwarten. Also Plan B: Gerätenummer aufschreiben, Teil fotografieren und im Internet nach einem Ersatzteil suchen. Den Hersteller des Kochfeldes gibt es schon lange nicht mehr.
Kaum habe ich das Werkzeug weggeräumt, sagt die polnische Pflegekraft: „Es gibt noch ein Problem“, und führt mich in den Keller. Dort läuft bei der Dusche seit vorgestern kein Wasser mehr. Weder heiß noch kalt. Beide Armaturgriffe lassen sich drehen, es kommt kein Tropfen Wasser, es ist aber auch kein gurgelndes, zischendes oder sonst welches Geräusch zu hören. Nichts. Oh, nein! Was ist denn da los? Ein Wasserrohrbruch? Höchstbesorgt drehe ich nebenan in der Waschküche den Hahn auf – kaltes und heißes Wasser zischen vorbildlich heraus. Hier läuft es und nebenan nicht. Häh? Wie können denn NUR in der Dusche der kalte Zufluss und der heiße GLEICHZEITIG kaputtgehen? Wie Sherlock Holmes drehe ich an Armaturen, folge dem Lauf der sichtbaren Wasserleitungen und vermute, wo die anderen in der Wand verlaufen könnten, suche nach eventuell zwischengeschalteten Abstellhebeln, überprüfe, ob der Heizkessel noch arbeitet und stehe zwischendurch immer wieder sinnend und überlegend herum und wirke verwirrt. Innerlich der Schlüsse ziehende Holmes, äußerlich eher Stan Laurel, der dumm guckt und sich am Kopf kratzt.
Schließlich sehe ich im Internet nach unter „Dusche läuft nicht“. Es kann mehrere Gründe geben, lese ich, unter anderem kann der Duschkopf verstopft sein. Ich bin skeptisch. Selbst bei einer Verstopfung würden doch noch einige Tropfen rauskommen, denke ich. Weil es aber ein schnelles Ausprobieren ohne viel Aufwand wäre, kann ich es ja mal probieren. Ich greife zum Duschkopf – und sehe, dass es am Schlauchansatz einen unauffälligen kleinen Stift gibt, der nach rechts oder links geschoben werden kann. So wie an Badewannen, wenn man von der Dusche zum Hahn umschalten kann. Ich schiebe ihn versuchsweise auf die andere Seite, drehe an der Armatur und das Wasser läuft sofort.

Es gibt einen Wasserstopp-Knopf am Duschschlauch, den die Pflegekraft beim Reinigen anscheinend versehentlich reingedrückt hat. Sie wusste nichts davon, ich aber auch nicht. Ich bin sehr erleichtert. Mein Handwerkerinneneinsatz war erfolgreich. Die Vorarbeiten zur Duschwasserreparatur waren zwar etwas langwierig, die eigentliche Reparatur dann quasi ein Knopfdruck.
In der Laube gibt es noch Streichbedarf, es fehlen weitere Steckdosen, neue Rollos und ein Plexiglaseinsatz, die Möbel müssen noch angeschliffen und gestrichen werden, das Werkzeug und die Kreissäge wieder weggeräumt, aber es wird.

Die Katze genießt, dass so viel im Garten zu tun ist. Wie immer: Wenn es Arbeit gibt, ist sie dabei.

Der Garten explodiert und ist übergrün und farbig, auch wenn der Boden schon wieder zu trocken ist.

Mit Beleuchtung sieht die Laube am Abend schon ziemlich fertiggestellt aus, weil alles Unfertige und die vollgestellte Unordnung nicht so gut zu sehen sind. Das wirkt schon sehr gemütlich.

Wir haben noch ein LED-Lichtband übrig, das wir mit verschiedenen Farben probeweise testen. Sehr cool. Ich glaube, das bauen wir ein.

Am Samstag regnet es endlich. Der Garten braucht es dringend. Aber auch ich will wissen, ob die Gummifarbe gut abdichtet oder es weiterhin in die Laube tropft.

Nach wirklich kräftigem Regen finde ich nur eine Stelle, an der noch wenige Tropfen reinkommen und zwei kleinere, die zumindest feucht werden. Die werden wir nochmal nacharbeiten, dann ist alles prima.
Vom universellen Ersatzteil-Lieferer im Internet kommt die Antwort, dass es das gesuchte Bauteil für die Gaskochplatte bei ihnen nicht gibt und sie auch keine andere Quelle dafür nennen können. Leider kann ich es jetzt nicht einfach aus dem letzten Rest der Tischplatte schnitzen, sonst wäre ich wohl schon dabei.