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Blog 895 – 22.06.2025 – Streuselprobleme, Druckverlust und Treppentage

Schon am Sonntag fühle ich mich ungewohnt müde, am Montag hänge ich beim Weckerklingeln in den Seilen. Bildlich gesehen. Ich mache nichts mit irgendwelchen Akrobatikübungen an langen Turnseilen, sondern rufe nur bei der Arztpraxis an, um den Termin abzusagen, den die Betreuungskraft meines Vaters nun doch nicht braucht, und lege mich dann gleich wieder ins Bett. Ich habe unangenehme Kopfschmerzen, Übelkeit und ein verstopftes Ohr, auf dem ich kaum etwas höre. Zweieinhalb Stunden später wache ich auf und ich fühle mich nicht mehr ganz so daneben. Die Kopfschmerzen sind noch da, das Ohr ist immer noch zu, aber ich fühle mich wieder wacher. Die Hirnzellen scheinen nicht vollständig anwesend zu sein, die vorhandenen sind auf Notbetrieb, aber damit geht’s. Eigentlich hatte ich mich an diesem „freien“ Tag auf Buddeln, Schleppen und Verlegen der nächsten Treppenstufe gefreut, jetzt sitze ich lieber ruhig herum und trinke Tee.

Das Herumsitzen ist eine gute Idee, denn am Nachmittag geht es mir schon deutlich besser. Das Ohr ist immer noch zu, hat aber nicht mehr so einen unangenehmen Druck, die Kopfschmerzen sind fast weg und die einsatzbereiten Hirnzellen arbeiten zwar langsam, aber funktionieren. Mit komplizierten Themen würde ich mich noch nicht befassen, aber Kuchenbacken geht. Am nächsten Tag wird mein Vater Besuch haben und ich möchte ein Blech Kirschstreusel mitbringen. Dafür muss ich aber leider erstmal einkaufen fahren, um zwei Gläser Kirschen, Quark und Butter zu kaufen. Wenn ich einmal unterwegs bin, kann ich, auch wenn ich mich nicht so ganz fit fühle, auch gleich den Wocheneinkauf machen.

Beim Einsteigen ins Auto freue ich mich über den „Bürgersteig“ vor dem Haus. Der ist, wie bei den Nachbarhäusern, schon immer ungepflastert und es sieht nicht danach aus, als würde die Stadt das in den nächsten Jahrzehnten ändern wollen. In diesem Jahr haben sich die Kokardenblumen kräftig ausgebreitet, womit der Bürgersteig zum deutlich sinnvolleren Insektenpark wird.

Als ich vom Einkaufen zurückkomme, bereite ich Teig, Füllung und Streusel zu und schiebe alles korrekt aufeinandergeschichtet in den Ofen. Als die Backzeit erreicht ist, finde ich die hellbraunen Streusel schon gut, hätte sie aber gerne ein kleines bisschen dunkler. Ich Fuchs stelle die Grillfunktion im Herd an, um von oben ein bis maximal zwei Minuten nachzurösten. Das Handy klingelt. Der Gatte geht dran, es ist der Sohn. Der hat ein Foto geschickt. Ich gehe hin, werfe einen kurzen Blick auf das Foto, sage etwas, höre zu … und renne fünf Minuten später aufgeschreckt in die Küche und reiße die Ofentür auf. Die Streusel sind oben schwarz verbrannt. Ich kann es nicht mal auf meine nicht voll arbeitenden Hirnzellen schieben, denn die haben mir noch zugeraunt, dass ich nicht zu lange vom Ofen wegbleiben sollte.

Es hilft nichts, ich muss einen neuen Kuchen backen. Jetzt habe ich aber keine Kirschen, keinen Quark und keine zwei Gläser Kirschen mehr. Ach, menno! Seufzend fahre ich erneut zum Supermarkt. Während der zweite Kirschstreusel im Ofen backt, sehe ich, dass der erste unterhalb der schwarzen Streuselspitzen völlig in Ordnung ist.

Es ist etwas langwierig mit einem Zackenmesser die schwarzen Stellen abzusäbeln, aber den Kuchen kann ich noch gut in Portionsstücken einfrieren. Optisch ist er nach dem Streuselmassaker eine Katastrophe und müsste Gästen erklärt werden, aber für uns reicht es und geschmacklich ist er prima. Weil ich sowieso in der Küche stehe, schneide ich auch noch Fleisch und putze Gemüse, um nebenbei den Eintopf für den Mittwoch-Papa-Tag zu machen. Der wird im Kühlschrank frisch bleiben und ich muss dann nicht am nächsten Abend wieder in der Küche stehen. Während der Eintopf vor sich hinköchelt, ist der zweite Kirschstreusel fertig. Diesmal genau so, wie er sein soll. Ich wäre in den letzten Minuten aber auch an kein Telefon gegangen.


Schon um kurz nach 11 bin ich am nächsten Tag bei meinem Vater und der für halb Zwölf angesagte Besuch sitzt schon da. Es ist sehr netter Besuch, darum freue ich mich, nur dass schon wieder so viele Stunden Zeit weggehen, ist blöd. Geht aber nicht anders. Wir gehen gemeinsam in ein Restaurant zum Mittagessen und am Nachmittag gibt es Kirschstreusel mit unverbrannten Streuseln. Gegen 18 Uhr bin ich wieder zuhause. Angesichts meiner noch schlappen Hirnzellen und den vielen Stunden sozialer Kommunikation, ist es nicht verwunderlich, dass ich müde bin. Wie gut, dass der Eintopf schon fertig im Kühlschrank steht!


Am nächsten Morgen wache ich mit Schrecken gegen 5 Uhr auf, weil mir einfällt, dass ich heute, am Mittwoch, die Unterlagen für die Tagespflege losschicken sollte. Am Sonntag habe ich schon viel auf dem Computer zusammengesucht. Weil ich am Montag aber erst krank und dann mit Streuseln beschäftigt war, habe ich nicht weitergemacht, und jetzt ist schon Mittwoch und mir fehlt gefühlt ein Tag. Um kurz nach Sieben muss ich zu meinem Vater starten, wenn ich etwas losschicken möchte, muss ich das vorher machen. Ich springe aus dem Bett, ordne, beschrifte und speichere von der Vollmacht über die Patientenverfügung bis hin zu Kopien des Personal- und Herzschrittmacherausweises, fülle den Aufnahmeantrag aus, scanne ihn ein, wandle alle Dokumente in pdf um, hänge alles an eine Mail, aber die vielen Pdfs sind zu groß. Also alle Pdfs verkleinern, erneut anhängen und abschicken. Beziehungsweise abmailen. Kaum ist alles fertig, muss ich schon los, denn für 8 Uhr ist bei meinem Vater ein Handwerker für die Heizung angemeldet.

Der Handwerker stellt fest, das der Brenner im Prinzip funktioniert, dass aber die Gasleitung irgendwo Druck verliert. Die Stelle lässt sich trotz Dichtungstausch, Schraubenfestdrehen und gründlicher Suche nicht finden. Es gibt aber auch einige Teile, die auseinandergebaut werden müssten, um ein Leck in ihnen finden zu können.

Nach drei Stunden bricht er erstmal ab, um nicht noch weiter erfolglos zu suchen. Erst will er einen Kollegen befragen und außerdem herausfinden, ob es gegebenenfalls noch Ersatzteile gibt. Da es gerade Sommer ist, haben wir Zeit genug. Die Situation: Im Prinzip ist die Heizung funktionsfähig. Es kann gut sein, dass sie mit einfachen Mitteln repariert werden kann. Es kann genauso gut sein, dass sie wegen nicht mehr zu ersetzender Teile gar nicht mehr repariert werden kann. Zum Glück möchte der Handwerker meinem Vater keine neue Heizung andrehen, sondern ehrgeizig versuchen, die alte wieder ans Laufen zu bekommen. Ich bin ein bisschen mehr optimistisch als pessimistisch.

Als der Handwerker weg ist, fahre ich zum Hausarzt meines Vaters, um dort die beiden letzten Dokumente für die Tagespflege abzuholen, die ich nachreichen kann. In der Post meines Vaters liegt außerdem die Zahnarztrechnung. Schon um 16 Uhr verabschiede ich mich. Ich war einkaufen und in der Apotheke, habe mich mit meinem Vater unterhalten und Kleinkram gemacht. Es ist nichts Dringendes mehr zu tun und ich fühle mich zwar generell wieder gesund, bin aber immer noch etwas schlapp.


Der Donnerstag ist ein sonniger Feiertag. Ich möchte unbedingt im Garten an meinem Weg mit Treppenstufen weiterbauen. Vorher setze ich mich aber hin und schließe den Tagespflege-Antrag ab, indem ich die beiden Arztbescheinigungen einscanne, in verkleinerte Pdfs umwandle und maile. Dann geht es an die Zahnarztrechnung meines Vaters, die bei seiner Zahnzusatzversicherung eingereicht werden muss. Ich muss mich erstmal einlesen und dann noch bei der Versicherung anrufen, denn ich habe nur zwei Seiten Rechnung, soll aber drei einreichen. Es stellt sich heraus, dass die Angaben der fehlenden dritten Seite auf einer der anderen Seite eingefügt sind. Dann noch ein Formular ausfüllen und wieder alles einscannen. Als ich die Unterlagen zusammenhabe, möchte ich sie sofort bei der Versicherung hochladen, kann aber kein Benutzerkonto eröffnen, weil ich mich nicht als mein Vater identifizieren lassen kann. Ich habe weder seinen Personalausweis noch sein Gesicht. Also fordere ich ein Passwort an, das jetzt per Post zu meinem Vater geschickt wird. Erst am nächsten Mittwoch, wenn ich bei ihm nach der Post gesehen habe, werde ich die Rechnungen und den Antrag hochladen können. Ach, ich hätte es so gerne fertig und aus dem Kopf gehabt.

Nach dem Mittagessen begebe ich mich in den Treppentag. Das bedeutet zwar Schlepperei, Anstrengung und viel Staub, aber es tut mir auch gut, ganz alleine im Garten vor mich hin zu arbeiten. Die immer noch müden Hirnzellen sind nur wenig gefordert und können weiter chillen. Vernünftigerweise sollte ich auch eher chillen, als so kräftezehrend zu arbeiten, aber es macht mich unruhig, dass ich so wenig Zeit habe und einfach nicht weiterkomme. Dann lieber arbeiten. Überraschenderweise finde ich in der Erde lange Bambuswurzeln. Den Bambus hatte ich vor etwa zehn Jahren mühevoll und restlos entfernt – dachte ich. Die dicken Wurzelstränge scheinen lebendig und voll funktionsfähig zu sein. Ich fürchte, das sind Bambus-Schläfer, die nur auf das Startsignal warten, um den Garten zu übernehmen. Ich nehme raus, was geht, aber einige sind in Gebieten, in denen ich sie nicht erreichen kann. Unheimlich.

Es sieht ein bisschen abenteuerlich aus, wie ich mitten in die Erde meine Stufen setze, und einen genauen Plan habe ich ja nicht. Aber ich habe ein Zentimetermaß, eine Wasserwaage und großen Optimismus, dass schon alles aufgehen wird. Und falls nicht, könnte ich es neu machen.

Nach einigen Stunden Arbeit verschwitzt, überhitzt, verstaubt und verdreckt unter die Dusche zu gehen, ist so ziemlich das Beste, was es als Abschluss geben kann. Sauber und müde gehe ich am Abend in mein Lauben-Bett, denn es ist so schön draußen, dass ich nicht im Haus schlafen möchte. Als es dunkel ist, schwirrt ein Glühwürmchen wie eine minikleine Lampe vor dem Eingang herum. Oh, wie schön! Im letzten Jahr hatte ich keins gesehen und schon gefürchtet, sie wären nicht mehr da.


Am Samstag ist es viel zu heiß. Trotzdem schleppe ich Steine, Platten und Split, bewege Erde von links nach rechts und zurück und haue kleine Pflastersteine fest. Ich muss den freien Tag, an dem ich auch hämmern darf, ausnutzen. Die Treppe wächst.

Und sie wächst nicht nur und nähert sich langsam dem Ziel, sie ist im bisherigen Teil auch stabil und lässt sich gut begehen. Aber was für eine Schlepperei! 25-Kilo-Splitsäcke, Pflastersteine, Hohlbetonblöcke und die 37-Kilo-Abdeckplatten. Ich freue mich, wenn die Treppe demnächst fertig wird, die Arbeit getan ist und ich sie nur noch hoch- und runterlaufe.