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Blog 897 – 06.07.2025 – Heiße Tage, grobe Baupläne und früher Vogel

Für die Woche ist heißes Wetter angekündigt. Ab Montag 35 Grad, am Mittwoch dann bis zu 40. Kurzentschlossen packen der Gatte und ich am Sonntagfrüh eine mobile Klimaanlage ein und fahren damit zum Sohn nach Frankfurt, der eine warme Wohnung hat. Im Winter ist das erfreulich, im Sommer eher nicht. Die Klimaanlage steht bei uns nur noch herum, weil wir inzwischen eine fest eingebaute Splitklimaanlage haben, und am neuen Standort wird sie sich wieder willkommen und gebraucht fühlen.

Um das Klimagerät effektiv einsetzen zu können, müssen wir eine Fensteröffnung mit einer Dämmplatte schließen, die nur ein Loch für den Luftschlauch hat. Zum Glück hat der Sohn ein dafür geeignetes Fenster. Ein bisschen aufwändiger könnten wir auch noch eine Plexiglasscheibe in die Dämmplatte einbauen, damit der Durchblick erhalten bleibt, aber für jetzt reicht die einfache Version, die auch schnell wieder abgebaut ist. Kaum läuft die Anlage, geht die Wohnungstemperatur schnell mehrere Grad herunter. Wenn man an heißen Tagen nur 25 Grad anstelle von mehr als 30 hat, ist das eine deutliche Erleichterung. Der Sohn freut sich und die Klimaanlage bestimmt auch.

Während der Einbauarbeiten bekomme ich vom Sohn eine Teeverkostung mit mehreren Aufgüssen und freue mich über ein auffälliges Zebra-Flugzeug, das im Landeanflug auf den Flughafen ist. Wie ich später lese, hat Condor seine Flugzeuge so gestaltet, um beim Anblick ein Urlaubsgefühl auszulösen, indem sie an gestreifte Liegestuhlflächen und Sonnenschirme erinnern. Ich denke zwar nicht an Urlaub, aber ich finde es sehr hübsch.

Mittags gehen wir in einem nahegelegenen Restaurant essen. Als wir kommen, sitzen noch erstaunlich viele Besucher beim Sonntagsbrunch. Das von mir sofort begutachtete Brunchbuffet ist nicht nur schon sichtlich geleert – kein Wunder, es ist Mittag -, sondern besteht ausnahmslos aus typischen Frühstückssachen. Bei der Kombination aus Breakfast und Lunch, dem Brunch, fehlt der Lunch. Wir wählen aus der tendenziell kroatischen Speisekarte und essen sehr lecker.

Danach fahren der Gatte und ich nach Hause, um die zu erwartenden Nachmittagsstaus zu umgehen. Wir kommen problemlos durch und für heute reicht es an Tätigkeiten. Nur am Abend gehe ich noch in den Garten, um zu gießen, damit der die kommenden Tage möglichst gut übersteht. In der Laube werde ich vorerst nicht schlafen, denn ich fürchte, dass in den warmen Nächten die Mücken eskalieren und sich alle auf ihr gut erreichbares Opfer – mich – stürzen.


Den Montag und den Dienstag verbringe ich fast nur im leicht abgedunkelten, auf 25 Grad gekühlten Wohnzimmer. Ich nutze die Zeit, um Papiere zu sortieren und abzuheften und einen großen Ablagestapel durchzusehen. Leichte Schreibtischarbeit ohne körperliche Anstrengung. Auch mein Bauplan für die gerade fertiggestellte Treppe befindet sich im Stapel. Der Gatte ist fasziniert, dass ich eine sehr grobe Skizze als meine offizielle Berechnung und Planung bezeichne. Ich weiß gar nicht, was er hat. Es hat gut funktioniert und mir mit seiner Relativität Raum für intuitives Entscheiden gegeben. Und jetzt ist alles fertig und der „Bauplan“ kann ins Altpapier.

Dass es draußen sehr heiß ist, bekomme ich nur mit, wenn ich kurz in den Garten gehe. Ich vermute schon, dass ich mich später nicht an „die heißen Tage Anfang Juli“ erinnern werde, weil sie für mich nicht heiß waren. Das ändert sich am Dienstagmittag, denn da lege ich mich mittags in die schattige Laube, um einen kurzen Mittagsschlaf zu halten. Ich denke noch, dass es beim Gang durch den Garten zwar heiß, aber nicht schlimm und in der Laube zwar warm, aber doch angenehm ist. Wahrscheinlich stelle ich mich wegen der Temperaturen nur an und verbunkere mich völlig überflüssig im kühlen Haus. Zwanzig Minuten später erwache ich in der Laube, weil ich das Gefühl habe, dass das Blut in meinem Gesicht leise unter der heißen Haut köchelt. Ich fühle mich überhitzt und schwitze – und das nur vom Liegen im Schatten. Sofort gehe ich zurück ins kühle Haus. Wunderwerk Körper. Der stößt für die nächste halbe Stunde aus allen Poren Wasser aus, um den erhitzten Körper auf normale Betriebstemperatur zu bringen.


Am Dienstag fahre ich sehr früh einkaufen, um das Mittagessen für den nächsten Tag kochen zu können. Mein Vater möchte auch bei Hitze warm und wie üblich essen. Mein geschickter Plan des frühen Vogels erweist sich als fehlerhaft, denn bei Geschäftsöffnung ist es zwar noch angenehm kühl, aber die Gemüseabteilung ist weitgehend leer und wird gerade erst wieder gefüllt. Es ist sozusagen kein Wurm da. Ich suche betont langsam alle anderen Sachen vom Zettel zusammen und stehe dann an den Gemüseregalen und warte auf Möhren und Broccoli. Der gefrorene Fisch im Wagen bekommt dicke Tauperlen auf der Plastikpackung und ich überlege schon, ob ich noch warte oder lieber zu einem anderen Supermarkt gehe, da kommt endlich der Palettenwagen mit meinem gesuchten Gemüse. Der Mitarbeiter beginnt bei den Salaten. Ich gehe hin und bitte, ob er mir Möhren und Broccoli vom Wagen geben kann. Sichtlich genervt, weil ich ihn in seinem bedächtigen Arbeitsrhythmus störe, kramt er in den Kisten herum und reicht mir die Packungen. Zum Glück! Ich sause zur Kasse.

Zuhause schnipple ich Gemüse und koche eine Fischsuppe. Erstmal ohne Fisch. Der ist trotz der Tauperlen noch gefroren, kommt am Schluss in kleinen Stücken auf die abgekühlte Suppe und alles zusammen in den Kühlschrank. Am nächsten Tag werde ich den Topf auf dem Herd langsam erhitzen, den Fisch in wenigen Minuten garziehen lassen und nur noch Dill und Petersilie frisch dazugeben.


Am Mittwoch soll es bis zu 40 Grad heiß werden. Ab dem Nachmittag können Gewitter mit Regen auftreten. Ich habe Vater-Tag, und der hat um halb zehn einen Zahnarzttermin. Schon wieder sitze ich im Wartezimmer.

Diesmal habe ich aber nicht mal eine halbe Zeitschrift durchgelesen, als er schon fertig ist. Ups, das bin ich gar nicht gewohnt. Ich bringe ihn nach Hause und fahre sofort mit seiner Betreuung zusammen einkaufen. Normalerweise machen wir das, wenn mein Vater nach dem Essen schläft, aber heute möchten wir die Mittagshitze vermeiden. „Jessus Maria!“, ruft die Betreuung immer wieder aus, während wir über den Parkplatz laufen. Das meint sie allerdings nicht religiös, sondern wie: „Ach, du lieber Gott!“

Nach dem Mittagessen legt mein Vater sich hin und ich schwitze dumpf vor mich hin. Es ist gerade nichts Wichtiges zu tun, aber Nichtstun macht müde. Da fällt der Betreuungskraft plötzlich ein, dass sie noch Sprudel braucht. Und so fahre ich doch genau in der Mittagshitze zum Getränkemarkt, wo es bei den Reihen mit den Sprudelkästen große Lücken gibt, ich aber immerhin noch etwas bekomme. Kaum bin ich zurück und wieder abgekühlt, kommt der angekündigte Kaffeebesuch mit dem ebenfalls angekündigten Kuchen. Es gibt Kaffee, Kuchen und Plaudereien bei Ventilatorwind. Das angekündigte Gewitter ist in der Ferne leise grollend zu hören, kommt aber nicht. Kein Regen, keine Abkühlung. Als der Besuch weg ist, kommt ein Nachbar vorbei, der gerade mal fünfzehn Kilometer entfernt in Gewitter und Starkregen gekommen ist. Gegen 18 Uhr komme ich wieder bei mir zuhause an, wo es ebenfalls nicht geregnet hat. Weil der Boden so ausgetrocknet ist, gieße ich den Garten.


Der Rest der Woche verläuft sich in ruhigem Sortieren, Garten gießen und Herumwerkeln. Auf den Lavendeln summt und brummt es, die Wassertonnen warten auf Regen, der immer noch nicht kommt, und die Felsenbirnen bekommen die ersten gelben Blätter. Ein bisschen Wasser jeden Tag, das nicht mal den oberen Zentimeter der Erde durchnässt, reicht eben nicht. Aber die ruhige Woche war für mich mal wieder gut. So heiß fand ich es in meinem Wohnzimmer auch nicht.