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Blog 779 – 02.04.2023 – Homepageseiten, Rainald und schwarze Phase

Am Sonntag und Montag bin ich vorwiegend mit dem Gestalten und Füllen meiner neuen Homepageseiten beschäftigt. Es ist ziemlich viel zu tun. Da ich den momentan angesagten Stil mit großen, seitenfüllenden Fotos, die man ständig scrollen muss, nicht mag, bleibe ich bei einem ziemlich einfachen Design. Weil ich so viele unterschiedliche Sachen mache, wird das Ergebnis bunt und unübersichtlich genug werden.

Am Montagnachmittag schicke ich dem Sohn eine Liste mit den letzten Detailwünschen wie „Seitenränder vergrößern“, „Linkfarbe im Header ändern“ und „Kommentarfunktion komplett abstellen“. Mit so was bin ich völlig überfordert. Da er immer noch in zeitintensiven Projekten steckt, kann es etwas dauern, bis er sich mit meiner Homepage beschäftigen kann. Alternativ könnte ich programmieren lernen und mich in die Tiefen des Homepageinstallierens einarbeiten. Da warte ich aber doch lieber.

Am Abend tritt Rainald Grebe im Düsseldorfer Zakk auf. Mit Band. Ich freue mich sehr, bin aber auch etwas wehmütig, denn Martin Brauer, der ein wichtiger Teil der „Kapelle der Versöhnung“ war, ist nicht mehr dabei. Wie wird das jetzt ohne ihn sein? Beziehungsweise mit dem „neuen Trommler“, „Onkel“ aus Berlin. Dass Rainald wieder im Zakk ist, ist großartig, denn genau hier hatte er vor sechs Jahren seinen ersten Schlaganfall, der ihn abrupt stoppte und es sehr fraglich machte, ob er wieder würde auftreten können. Zum Glück und zu meiner großen Freude steht er wieder auf der Bühne und ich empfinde den Abend als „Feuerwerk“. Als müsse er die Zeit aufholen, bringt er in hohem Tempo lange Texte, singt textlich kniffelige Lieder und scheint vor Energie zu sprühen.

Manchmal hat er Zettel mit ausgedruckten Texten griffbereit, in die er hin und wieder kurz guckt, was überhaupt nicht stört, aber zeigt, dass das Gedächtnis noch nicht immer so verlässlich schnell wie der Meister ist. Aber die Show läuft durch und ich kann oft abschalten, zuhören und völlig darauf vertrauen, dass es Rainald gerade gut geht. Dass ich bei jeder kurzen Textpause sofort hochschrecke und mir kurz Sorgen mache, kann ich nicht abstellen. Dabei ist das ja gar nicht meine Sache. Aber Rainald Grebe hat mich in meiner eigenen Entwicklung sehr beeinflusst und ist mir nicht nur als Künstler, sondern auch als Mensch wichtig. Von daher ist es dann doch meine Sache. Umso schöner, dass ich das Gefühl habe, dass alles gut läuft.

Aus der mir so vertrauten „Kapelle“ mit Rainald, Martin und Marcus, die einen ganz eigenen Stil hatte und die ich immer sehr fasziniert angehört habe, ist jetzt die vierköpfige „Band“ geworden, zu der auch Serge als Bassspieler gehört. Bei den ersten Liedern denke ich: „Ach, siehste, geht auch“, aber dann vermisse ich das wunderbare, sehr feinfühlige, immer wieder die Rhythmen wechselnde Schlagzeugspielen von Martin doch. Der „Onkel“ ist ein sehr guter Schlagzeuger, aber er macht oft einen Klangteppich aus vielen, schnellen Schlägen, bei dem ich manchmal froh bin, dass Marcus, der Gitarrist, mit einem gleichmäßigen Schlag ein Grundgerüst gibt. Aber das Leben ist Veränderung und ich genieße den Abend insgesamt sehr und freue mich, dass er stattfinden und ich dabei sein kann.

Zwei Tage später bin ich fast schon auf dem Weg zum Kölner Gloria, in dem Gayle Tufts mit dem Programm „Wieder da!“ auftritt, da wird der Abend kurzfristig abgesagt und in den Mai verschoben. Das hat in Bezug auf den Programmtitel einen eigenen Witz. „Wieder da! – Ach, nee, doch nicht.“ Anstatt nach Köln zu fahren, werkel ich gemütlich Zuhause herum. Um Viertel nach Sieben fällt mir schlagartig ein, dass es doch heute eine Lesung im Nachbarort gibt, zu der ich gerne gehen wollte, was aber nicht möglich war, weil ich schon eine Karte für Gayle Tufts hatte. Uaaah! Die Lesung fängt in 15 Minuten an! Wieso habe ich nicht vorher daran gedacht? Jetzt aber schnell!

Ich schaffe es, in der Buchhandlung zu sein, als gerade die einleitende Vorstellung vorüber ist und störe nur ein bisschen, als ich mich zu einem der wenigen freien Plätze durchwühle. Hach, geschafft! Cornelius Bormann hat ein Buch geschrieben, „Die Grunewald-Gefährten“, das über die Jugend, Freundschaft und Verbundenheit fünf junger Leute berichtet – unter anderem Hans von Dohnanyi und Dietrich Bonhoeffer – die später von den Nazis als Volksverräter verurteilt wurden. Sehr genau zeichnet Cornelius Bormann ihre Jugend und ihre Umgebung auf und lässt die Basis ihrer starken Haltung erkennen. Auch wenn es ein ernstes und trauriges Thema ist, bin ich froh, dass ich es so gerade noch zur Präsentation geschafft habe.

Im Vorgarten wachsen die Tulpen und sind eine tägliche, immer bunter werdende Freude. „Komm, wir gehen Tulpen gucken!“, sagen der Gatte und ich ziemlich oft, stiefeln hinaus und staunen: „Guck mal, da vorne ist es jetzt ganz gelb!“ und „Hier kommt noch eine Rote!“

Unsere Fipsi ist immer noch nicht wieder da. Sie brütet ganz lang und ausführlich – sagen wir uns. Dass gerade nicht so viele Spatzenweibchen unterwegs sind, gibt uns Hoffnung.

Der Hof soll schöner werden, was mit dem Überarbeiten der Mauer beginnt. Ich flämme die trockenen Haftfüßchen von alten Weinranken ab, kratze lose Farbe weg und stopfe Bohrlöcher und kleine Risse mit Putz.

Dann stehe ich vor der schwierigen Farbwahl für die Mauer. Knallweiß? Helles Grau? Grün, Blau, mediterranes Rot, Anthrazit? Keine Farbe ist völlig falsch, aber jede wird dem Hof einen eigenen Charakter geben. Ich entscheide mich für ein mittleres Anthrazit. Anscheinend habe ich jetzt gerade meine schwarze Phase. Die aber nicht aus depressiven Gründen, sondern weil ich das in Zusammenhang mit Weiß, Holz und grünen Pflanzen ziemlich schön finde. Sollte mir das mittlere Anthrazit nach dem ersten Streichen als zu dunkel oder zu hell erscheinen, könnte ich das beim zweiten Streichen noch korrigieren. Momentan regnet es aber zu oft und ich muss warten, bis ich überhaupt zum Pinsel greifen kann.