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Blog 832 – 07.04.2024 – Feiertage, Bienen-Tipps und Plüschvorräte

Die beiderseitigen Familien sind in den letzten Jahren kleiner geworden und an den Ostertagen gibt es nur noch ein einziges Familientreffen. Mir kommt das sehr entgegen, denn das jahrelange Durchtakten von Feiertagen mit Besuchen bei zwei Familien, entsprechenden Einkäufen und Essensvorbereitungen, Autobahnfahrten – wegen der Feiertage oft mit Staus -, langem Herumsitzen und einem Essen nach dem anderen habe ich immer als anstrengend empfunden. Nach den Feiertagen fühlte ich mich meistens müde und erschöpft. Nichts gegen die Familien, die waren und sind alle nett und es gab nie Streit, aber schon als Kind habe ich gestöhnt, wenn es an den Feiertagen immer wieder Besuchstermine gab und die Tage gar nicht „frei“ waren. Mit zwei eigenen Kindern und zwei zugehörigen Familien, die Wert auf die üblichen Familientreffen legten, wurde es über viele Jahre nicht einfacher. Es sieht danach aus, als würde ich mal eine Oma, die zu den Enkelkindern sagt: „Aber ihr müsst doch nicht ausgerechnet an den Weihnachtstagen kommen!“

Als ich am Ostersonntag beim kleinen Familientreffen – Mittagessen und Kaffeetrinken – bei meinem Vater bin, nehme ich von dort kurzentschlossen einen Karton mit den restlichen Diakästen mit. Das dauert mir jetzt doch zu lange, bis ich die bei meinen regelmäßigen Besuchen nach und nach durchgesehen habe. Zuhause habe ich eigentlich genug anderes zu tun, aber ich setze mich einige Stunden dran, dann sind die Dias aus fast 80 Kästen einzeln abfotografiert und in nummerierten Dateien auf dem Computer abgespeichert. Endlich können wir schnell nachsehen, in welchem Kasten welche Bilder sind und einzelne bei Bedarf raussuchen.

Das Vorhaben, einen großen Teil der Dias zu entsorgen, weil sie inzwischen uninteressant sind, können wir allerdings knicken. Gerade die sehr alten Bilder sind schöne Erinnerungen und manchmal auch Überraschungen. Dass ich mal mit Oma und Opa, Mama, meiner Schwester und dem vermutlich fotografierenden Papa hoch oben in Weinbergen war, habe ich gar nicht geahnt. Ziemlich sicher in Mehring an der Mosel, wohin es Verbindungen gibt. Wie völlig vertraut mir die Gesichter von Oma und Opa noch sind. Und wie wenig sie meinen Kindern bedeuten, die bei solchen Bildern unsicher fragen: „Und das sind deine Großeltern?“ Ja, klar! Das sind Oma und Opa, die kenne ich doch ganz genau.

Als ich Bilder von mir finde, auf denen ich eine weiße Bluse und einen Sommerhut trage, lache ich auf, denn eine weiße Bluse und einen Sonnenhut werde ich demnächst beim Theaterstück tragen. Als hätte ich es damals schon geahnt.


Ich möchte etwas Grünes für den Hof haben und fahre darum erneut zum Baumschul-Pflanzencenter, das knappe zwanzig Fahrminuten entfernt liegt. Normalerweise. Diesmal zwingen mich mehrere komplett gesperrte Straßen – schon die Autobahnauffahrt ist unerwartet geschlossen – zu immer wieder ungewolltem Abbiegen von meiner Zielrichtung. Nach zwanzig Minuten Rumkurverei fahre ich weit entfernt vom Pflanzencenter über eine mir völlig unbekannte, einsame Straße. Es beginnt zu regnen, die Scheibenwischer klacken und auf meinem Navi steht, dass ich noch siebzehn Minuten Fahrzeit brauche. Was? Mich beschleicht das Gefühl, dass ich anscheinend mit allen Mitteln vom Besuch des Pflanzencenters abgehalten werden soll. Aber nix da! Ich werde es durchziehen.

Endlich angekommen, hole ich aus dem Kofferraum den Regenschirm … den Regen- , äh … wo ist der Regenschirm? Nicht da, stelle ich fest. Es regnet immer noch. Ach, wird schon gehen. Als ich durch den Außenbereich des Gartencenters laufe, bin ich ziemlich alleine und ziemlich schnell tropfnass. Der Regen wird zu einem wahren Wolkenbruch und ich rette mich unter den überdachten Teil und gucke mir eine halbe Stunde lang ausgiebig und mehrfach alle dort stehenden Stauden und Gartenkräuter an. Aus meinen Haaren tropft es und meine Schultern sind nass, weil die Jacke nicht dicht ist. Och, menno! Vielleicht hätte ich reagieren sollen, als mir der Hinweg schon so schwer gemacht wurde. Gerade als ich aufgeben will, wird der Himmel heller und kurz danach hört nicht nur der Regen auf, auch die Sonne strahlt los. Jetzt tropfen nur noch die Büsche und Bäume, zwischen denen ich mich auf den schmalen Gängen entlangbewegen muss, aber jetzt ist es auch egal.

Das, was ich mir ungefähr für den Hof vorgestellt hatte, gibt es gerade nicht. Stattdessen sehe ich einen Zierapfel, den ich so gar nicht in der Planung hatte. Aber der wäre ja auch sehr schön. Welche Sorte nehme ich denn? Die mit den dunkelroten Blättern und roten Blüten oder die mit den hellen Blättern und großen, rosaweißen Apfelblüten? Ich überlege hin und her und nehme beide. Dann habe ich eben zwei kleine Bäume im Hof stehen. Der Rückweg über die Autobahn dauert genau 16 Minuten und die Ausfahrt ist nicht gesperrt. Geht doch.

Zuhause schleppe ich Erde an und setze den ersten der Zieräpfel in einen großen Topf. Der sieht gut aus im Hof. Gerade will ich den anderen Baum ebenfalls eintopfen, da finde ich plötzlich, dass der auch im Vorgarten gut aussehen würde. Ich buddel dort ein Loch und pflanze ihn ein. Auch schön! Wieder zurück im Hof denke ich, dass der Zierapfel im Topf richtig gut aussieht, er aber auch ein guter Baum für meine kleine Rundterrasse wäre. Ich topfe ihn wieder aus und setze ihn oben im Garten ein. „Ich setze ihn ein“ – das schreibt sich so schnell. Etwa eine halbe Stunde lang bin ich erstmal damit beschäftigt, dort, wo der Zierapfel hin soll, den großen, unglaublich schweren Topf mit Bambus aus dem Boden zu hebeln und ihn dann keuchend zur Seite zu ziehen. Dann hacke und grabe ich das Loch passend für den Zierapfel, setze ihn ein und schleppe aus anderen Teilen des Gartens nasse Erde an, um alles wieder aufzufüllen. Ja, er passt dort gut hin und ist genau das, was mir neben der Sitzecke noch gefehlt hatte.

Zieräpfel sollen sehr beliebt bei Bienen und Insekten sein, was sich sofort bestätigt, als der rosaweiße Baum, der schon offenere Blüten als der rote hat, eingepflanzt ist. In den Bienen- und Insektengruppen der Umgebung wird er direkt als heißer Tipp gehandelt.


In fünf Tagen werde ich nach Bochum ins Figurentheater-Kolleg fahren und neun Tage lang Puppen bauen. Von früh morgens bis spät in die Nacht und unter Pattex-Düften. Offiziell heißt der Kurs „Intensivkurs Puppenbau, Fortgeschrittene“, intern wird er liebevoll, aber nicht zufällig „Bekloppten-Kurs“ genannt. Es sind immer einige Teilnehmende dabei, die die Zeit nicht nur intensiv, sondern exzessiv nutzen. (Ex-zes-siv – Adjektiv – Das Maß sehr stark überschreitend, maßlos, ausschweifend). Zu dieser Art der Teilnehmenden gehöre auch ich. Wenn ich schon mal tagelang bauen darf, dann richtig.

Ich weiß allerdings noch nicht genau, was ich bauen möchte, außer, dass es eine Klappmaulpuppe sein wird. Von tausend Möglichkeiten bin ich inzwischen immerhin auf „großer struppiger Hund“, „glitzernde Dame“ oder „Paradiesvogel“ gekommen, was in den Figuren kaum unterschiedlicher sein könnte. Auch über eine einfache Augenmechanik denke ich nach, denn die habe ich noch nie gemacht und ich habe auch gar keine Lust, die zu machen, aber ich möchte sie bauen können, was nur geht, wenn ich sie mal baue. Logisch. Wenn sie dann funktionieren sollte, finde ich sie bestimmt auch gut.

In meinem Arbeitszimmer sichte ich die Fleece- und Plüschvorräte. Sowohl der Hund als auch die Dame wären damit machbar, der Vogel eher nicht. Entscheiden muss ich mich aber erst in der Werkstatt. Vielleicht wird es dann doch etwas ganz anderes.