Blog 874 – 26.01.2025 – Dallas, Staub und Schnittchen
In der Küche habe ich einen Bildschirm, um beim Abwaschen zur Unterhaltung fernzusehen. Seit einigen Wochen gucke ich täglich ein Stückchen „Dallas“ weiter. Da bin ich ganz früher, also in den Achtzigern, mal eine Weile lang eher nachlässig eingestiegen, habe immer wieder Folgen verpasst und war, als Bobby erschossen wurde und eine ganze Staffel später plötzlich aus der Dusche kam, weil seine Frau alles, was es in der Zwischenzeit an Handlungssträngen gab, „nur geträumt hatte“, raus.
Jetzt gucke ich alle Folgen von ganz vorne und verstehe bei einigen Filmfiguren zum ersten Mal, wie und warum sie in welchem Verhältnis zueinanderstehen. Das gibt Überraschungen. Was mir am deutlichsten auffällt ist, dass ich J. R. Ewing damals für einen sehr gefährlichen, skrupellosen und rachsüchtigen Machtmenschen gehalten habe. So ziemlich das Schlimmste, was es geben kann.

Jetzt ist Donald Trump gerade wieder Präsident von Amerika geworden und gegen ihn ist J. R. ein harmloser Kleinkrimineller, der sogar ein Gewissen und einen Rest von Anstand hat. Trump ist in allen Bereichen skrupelloser, verlogener und gehässiger. Die unfassbare Realität hat J. R. weit überholt und ihm viel von seiner Macht und Gefährlichkeit genommen.
In den USA hat Trump nicht nur gewonnen, weil viele hirnzellenarme Männer ihn nur deshalb wählten, weil sie auf keinen Fall eine Frau als Präsidentin haben wollten, sondern auch, weil viele Wahlberechtigte nicht zur Wahl gegangen sind. Wer nicht wählt, muss nehmen, was andere für ihn wählen. Das gilt auch für die anstehende Wahl in Deutschland. Sogar wenn man gefühlt nur zwischen Pest und Cholera wählen kann, sollte man bewusst wählen gehen, um die wesentlich schlimmere Alternative zu Pest und Cholera zu verhindern. Die Demokratie hat es schwer, wenn Leute wie Trump und die AfD bestimmen können. Und noch viel ärgerlicher ist es, wenn sie nur nach oben kommen, weil andere Wähler nicht wählen gehen.
Am Montag begleite ich meinen Vater am Vormittag zu dem 90. Geburtstag seines Freundes. Meine Annahme, dass er höchstens zwei Stunden dabei ist, dann müde wird, ich auf meinem Heimweg noch schnell bei IKEA einkaufe und spätestens gegen 15 Uhr zuhause bin, bestätigt sich nicht. Erst nach vier Stunden Zusammensitzen bei Schnittchen und Sekt mit Orangensaft möchte er gehen. Erfreut sagt er während der Rückfahrt zu mir: „Da hattest du ja auch mal einen schönen Vormittag!“ Ja, ich habe auch gar nichts anderes zu tun. Schnell flitze ich noch zu IKEA und bin um 17 Uhr zuhause. Ach, da ist der Tag schon wieder fast vorbei. Immerhin habe ich jetzt Schachteln und Boxen, in die ich weiter einräumen kann.
Am nächsten Tag räume ich fast das komplette Wandregal aus, verlege den Platz des CD-Players, stelle den Drucker an einen neuen Ort, verkable alles, beschrifte Boxen und Kästen und wische immer wieder dicken Staub weg. Im hinteren Teil der offenen, tiefen Fächer habe ich viele Jahre nichts mehr angerührt. Ich arbeite den ganzen Tag und bin am Abend immer noch nicht fertig. Das liegt vor allem daran, dass ich so oft grübelnd vor Sachen stehe und nicht weiß, was ich damit machen will. Behalten? Abgeben? Wegwerfen? Trotzdem wird es immer übersichtlicher.
Mittwoch ist Vater-Tag mit den üblichen Sachen. Inzwischen habe ich den Tag gar nicht mehr in der eigenen Planung, weil er von morgens bis zum frühen Abend belegt ist. Am nächsten Tag räume ich weiter in den Wohnzimmerschrank und die Kommoden ein und werde weitgehend fertig. Zwischendurch krame ich hibbelig in meiner Kostümfundus-Ecke. Dort steht alles eng gestapelt, weswegen ich ungerne suchend herumkrame und die mühsam gestapelte Ordnung zerstöre. Aber ich muss dringend nach Kleidung für das nächste Krimidinner gucken, das schon am nächsten Wochenende stattfindet. Ich vermute, dass ich etwas Passendes für meine Rolle habe. Falls nicht, muss ich in der nächsten Woche dringend noch etwas besorgen, habe aber so gar keine Zeit dafür. Schon in der dritten Kiste finde ich, was ich suche. Ich atme einen langen, erleichterten Puster aus und merke, wie mir eine Belastung von den Schultern rutscht. Ach, wie gut, dass ich mein Kostüm habe – oder besser Holldrioh!, denn der Krimi wird in Bayern spielen.
Am Nachmittag fahre ich mit dem Auto eine Stunde bis nach Koblenz und hole dort den Sohn ab, der mit der Regionalbahn aus Frankfurt gekommen ist. Dabei fällt mir auf, dass eine andere Regionalbahn, die gerade wartend auf dem Nebengleis steht, von dort bis zu unseren Nachbarort fährt. Das muss ich mir demnächst mal genauer ansehen, das wäre ja praktisch.

Allerdings ist die Bahn aus Frankfurt, die der Sohn jetzt schon dreimal genommen hat, an diesem Tag zum ersten Mal pünktlich. Wenn sie – wie sonst – fünfzehn Minuten später ankommt, ist der Anschlusszug weg und wenn die Wartezeit bis zur nächsten Verbindung zwei Stunden dauert, wird es zu lang.
Mit einem Großeinkauf startet der Freitag, denn mein Vater hat am Sonntag Geburtstag und bekommt Gäste. Ich backe zwei Kuchen für den Samstag, an dem die unmittelbare Familie zum Kaffeetrinken kommt. Kurz vor dem Kaffeetrinken fällt mir ein, dass ich vergessen habe, bei der Bäckerei telefonisch Kaviarbrote für den morgigen Sonntag vorzubestellen. Die Bäckereien haben jetzt alle zu. Na, das wird spannend, ob ich die morgen spontan bekomme.

Nach dem Kaffeetrinken bereite ich zuhause die Deko für viele Teller mit Schnittchen vor, die wir am nächsten Morgen für Freunde und Bekannte meines Vaters machen wollen. Falls ich die dafür benötigten Kaviarbrote bekomme. Ansonsten gibt es nur Käse, Lachs und Wurst mit Deko.
