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Blog 848 – 28.07.2024 – Balkon, mechanisches Denken und Katzenkopf

Am letzten Sonntagmorgen schwanke ich, ob ich für den Brunchtermin den Tisch im Hof oder in der Küche decke. Es gibt immer wieder Regenschauer. Aber dann ist zwischen den grauen Wolken plötzlich ein wenig blauer Himmel zu sehen und ich baue optimistisch alles draußen auf.

Und siehe da, wir haben ab da einen teils sonnigen, völlig regenfreien Tag und sitzen sehr gemütlich zusammen.


Am nächsten Morgen beginnen meine selbstgewählten Sommerferien. Sofort lasse ich alles fallen und fahre los. Nach Frankfurt. Zum Sohn. Der braucht ein paar Dinge, zum Beispiel einen Ventilator, um kühlen Luftzug in die an heißen Tagen heiße Wohnung zu bekommen, und neue Fliegengitter, um die Mücken am Hereinkommen und nächtlichen Sirren im Schlafzimmer zu hindern, und Acryl, um die winzigen Durchgänge der Ameisen vom Balkon ins Wohnzimmer zu schließen. Es war geplant, dass er die Sachen in zwei Wochen selber abholt, aber bis dahin könnte er von der Hitze zusammengedörrt, von den Mücken blutleer gesaugt und anschließend von den Ameisen abtransportiert sein. Da nutze ich doch meine ersten Ferientage, besuche ihn und bringe alles mit. Auch ein Balkon in Frankfurt kann ein Urlaubsort sein. Vor allem, wenn ich Tee, Bücher und Melonenstücke habe.


Wieder zuhause überlege ich an einer einfachen Klapp-Mechanik, die ich gerne für meine nächste genähte Figur haben würde. Da muss es doch eine schlichte Möglichkeit geben, ohne dass ich feinmechanisch denken und aufwändig zusammenschrauben muss. Ich möchte etwas mit Holz, Draht, Gummiband und Metallfeder. Hier ziehen – dort klappen.

Zwei bewegliche Pappmodelle entstehen, die beide sogar funktionieren. Das erste ist noch ziemlich aufwändig, das zweite – nach einem kritischen Blick auf das erste Modell und der Erkenntnis, dass es dort überflüssige Verbindungen gibt – deutlich nahe an meiner Vorstellung. Logisches Denken und Mechanik klappen bei mir, allerdings ziemlich umständlich, etwas ruckelig und mit völlig überflüssigen Denkverbindungen.

Aber wenn ich jetzt ewig an einer Mechanik baue und herumprobiere, sind meine Ferien womöglich vorbei, ehe ich mit dem Nähen der Figur beginnen kann! Och, nee! Ich verschiebe die „simple Mechanik“ auf „später mal“ und überlege, was ich – jetzt sofort und mit normalem Klappmaul – bauen möchte. Mechtild Nienaber hatte eine noch unfertige und sehr entzückende Katze beim Kurs dabei, in die wir uns alle sofort verliebt und dann umgehend einen Katzenbaukurs gewünscht haben. Seitdem schwirrt mir die Katze im Kopf herum, egal wie oft ich mir sage, ich könnte auch einen Hund oder ein Kaninchen machen.

Die kleine Katze, die ich mir vorstelle, hat einen hohen Schwierigkeitsgrad. Einen vielleicht zu hohen. Das Schnippeln eines Schaumstoffkerns mache ich noch schnell und ohne Probleme, aber dann wird es gleich kniffelig.

Der niedliche Katzenkopf ist natürlich viel zu klein für ein normales Klappmaul. Ich bringe die Finger mühsam im Hinterkopf unter und verstärke den Bereich hinter den Augen, damit ich die später nicht versehentlich nach vorne rausdrücke. Im winzigen Unterkiefer gibt es keinen Platz für den Daumen. Das Problem ignoriere ich vorerst und beziehe erstmal den Oberkopf mit Vlies. Das Arbeiten mit Vlies ist mir noch nicht vertraut, was mich unsicher macht. Die Form des Kopfes stimmt, aber mit dem weichen Vlies ist sie undefinierter als in der Schaumstoffversion. Reicht die Vliesdicke schon oder muss ich an einigen Stellen mehr polstern, weil ich sie beim Nähen plattdrücke? Und wie und wo befestige ich später eigentlich den Unterkiefer – bei dem ich ja noch nicht mal weiß, wie ich ihn mit einem Daumen, der dort keinen Platz hat, bewegen kann.

Ach, wie souverän würde ich jetzt eine große Klappmaulkatze aus Schaumstoff schnitzen und lässig mit Fleecestoff überziehen! Aber darum geht es mir ja gerade: In den Ferien aus reinem Spaß eine neue Art des Bauens zu probieren und daran zu lernen. Spaß macht es auf jeden Fall. Nur ob es eine funktionierende Katze wird, ist noch die Frage.

Ich will in meinen Ferien nicht nur an einer Puppe bauen, sondern auch andere Sachen machen. Da es sich draußen aber gerade einregnet, hält mich das vom spontanen Lesen oder Werkeln im Garten und auch vom Aufräumen des Schuppens ab und macht es drinnen umso gemütlicher.

Am Küchentisch sitzend nähe ich am Katzenkopf. Das heißt, ich taste mich nähend ran, denn ich habe keine Ahnung, was genau ich machen soll. Wobei ich bei Mechtild ja gelernt habe, dass es ein „soll“ nicht gibt. Sinnvoll scheint mir, den Kopf erstmal mit Trikotstoff zu überziehen, ehe ich ihn mit „Katzenfell-Stoff“ benähe. Auch wenn ich nicht weiß, ob ich mich auf einem richtigen Weg befinde, gehe ich ihn im Spaziergängertempo sehr gut gelaunt. Entweder klappt es oder nicht.

Meine eigene Katze reagiert bisher komplett gar nicht auf den genähten Kopf. Sie stutzt nicht mal kurz, wenn sie ihn sieht. Das heißt, dass sie – als Expertin – noch keine Katze darin erkennt.


Zeh-Update: Mein vor drei Wochen angehauener und dabei vermutlich an- oder ge-brochener kleiner Zeh ist immer noch sehr angeschwollen, rot und schmerzempfindlich. Es wird aber deutlich besser. Inzwischen ist auch die Schwellung des Mittelfußes fast schon verschwunden. Laufen geht schon wieder unauffällig, allerdings trage ich nur Plastikclogs, weil alle anderen Schuhe immer noch zu eng sind. Es wird jetzt aber mit jedem Tag besser. Puh, drei Wochen! Ich bin sehr froh, dass ich beruflich nicht in hochhackigen Schuhen unterwegs sein muss, Fußballerin oder Spitzentanztänzerin bin. Das wäre gerade alles nicht möglich. Vor allem nicht in Plastikclogs.