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Blog 869 – 22.12.2024 – Lachslurche, Neujahrskarte und Entspannung

Am Sonntag wache ich in Frankfurt auf, was nicht überraschend ist, weil ich dort nach dem Maybebopkonzert übernachtet habe. Wie praktisch, wenn man Söhne mit Gästematratze hat! Das Weihnachtskonzert hat tatsächlich gewirkt und in mir ein sanftes, fröhliches Weihnachtsgefühl geweckt. Ich fahre mit dem Sohn zusammen nach Hause und summe dabei innerlich immer wieder „Driving home for christmas“, weil das so gut zur Situation und meiner Stimmung passt. Unterstützt wird das entspannte Gefühl vom weitgehend leeren Kalender. Es wird an Weihnachten nur einen einzigen Zwölf-Personen-Familienfeiertag geben, an dem es wahrscheinlich laut und lustig zugehen wird. Das bedeutet: Keine großen Vorbereitungen, kein Gehetze, kein straffes Durchplanen aller Feiertage, so wie es früher jahrelang war. Wenn nichts los ist, habe ich Weihnachten am liebsten.

Nach dem vollen letzten Jahr, in dem mein dringend benötigter Urlaubsmonat wegen des Schlaganfalles meines Vaters ersatzlos gestrichen und durch noch mehr Termine und To-do-Listen ersetzt wurde, habe ich jetzt ein großes Bedürfnis nach Ruhe und Luftholen. Auch wenn weiterhin immer etwas zu tun ist, fühle ich mich seit dem Wochenende wie in den Ferien. Vielleicht auch seit dem Maybebop-Weihnachtskonzert. Ich räume ein bisschen auf, wasche Wäsche, kaufe ohne Stress Lebensmittel ein und schiebe alle größeren Aufräumaktionen einfach in den Januar.

Zwischendurch schreibe ich immer mal wieder am Bericht über das Maybebopkonzert, habe es aber überhaupt nicht eilig. Es ist ganz egal, ob der nach drei oder zehn Tagen auf die Homepage kommt. Das Entziffern meiner Notizen ist dabei eine Herausforderung. Ein mir komplett neues Programm mit vielen Liedern, deren Titel ich nicht kenne, und dazu meine spontanen Eindrücke im Dunkeln zu notieren, ergibt erstaunlich viele gekritzelte Hieroglyphen. Ich habe manchmal keine Ahnung, was ich mit dem Gekrakel gemeint haben könnte. „Lachslurche“ erkenne ich, „Center furch“ und „Bien raus sheol“. Erst nach längerem Überlegen und logischem Kombinieren erkenne ich darin „Lackschuhe“, „ernster Grund“ und „Bienenwachskerzen“. Aber besser kann ich nicht schreiben, wenn es schnell gehen soll, ich nicht hingucken kann und gleichzeitig dem Bühnenprogramm folgen möchte.

Sehr schön ist, dass ich für meine Neujahrskarte endlich nicht nur Zeit, sondern auch innere Ruhe habe. Das Motiv für 2025 spricht mir erkennbar aus der Seele: Zeit für Gemütlichkeit und Muße haben. Die habe ich auch beim Illustrieren, denn ich beeile mich überhaupt nicht und mache jeden Tag ein bisschen weiter.


Die beiden Kaninchen kommen gut miteinander klar, sind voller Energie und graben gemeinsam Löcher im Freigehege. Das ist im Prinzip kein Problem, weil nach unten überall Kaninchendraht verlegt ist, es ist aber doch eins, weil sie keine Ahnung von Schwerkraft haben und unter den Betonpflanzringen graben. Die schweren Ringe können sie zum Durchlaufen nutzen und als Stufe zum Hochspringen, darum will ich sie nicht einfach wegnehmen. Aber ein plattes Kaninchen, das vorher noch fröhlich die Erde unter einem 5-Kilo-Block weggeschoben hat, möchte ich auch nicht haben. Momentan gucke ich darum zweimal am Tag nach dem Stand ihrer Bauarbeiten und schiebe die lockere Erde wieder in die Löcher zurück. Dass ich „mitgrabe“ motiviert sie sehr, immer wieder neu zu beginnen.


Am Ende der Woche steht der Konzertbericht auf der reihedrei-Homepage und die Neujahrskarte ist fertig und geht in den Druck.

Bei mir trudeln die ersten Weihnachtskarten ein, es ist ruhig und gemütlich – und gleichzeitig gibt es einen schlimmen Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt, Musk und Trump übernehmen Amerika, die Ukraine kämpft um ihre Freiheit und es wird ihr zu wenig geholfen, Scholz glaubt tatsächlich, dass die SPD mit ihm an der Spitze Erfolg haben wird, das Klima ändert sich – was wir jetzt für Katastrophen halten, wird in einigen Jahren normal sein -, Windräder und Solaranlagen sind zu erfolgreich und haben darum Gruppierungen, die sie unbedingt einschränken wollen und die AfD bekommt mit ihren hohlen Parolen und ihrem rechten Weltbild weitere Anhänger. Es könnte zum Verzweifeln sein. Erstaunlicherweise bin ich immer noch optimistisch. Vermutlich, weil sich in meiner persönlichen Umgebung fast nur vernünftige, demokratiefähige Leute befinden, die nicht zu blöd für Fakten sind und mit wachem Blick differenziert in die Welt gucken. Und die lachen können. Da fühle ich mich gut aufgehoben. Schöne Weihnachtstage!