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Blog 785 – 14.05.2023 – Maiglöckchen, Moos und steinharter Stein

Während ich seit Wochen renoviere, aufräume und erledige, damit ich dann gut ins Jahr starten, es genießen und richtig kreativ werden kann, ist das Jahr schon lange auf dem Weg. Inzwischen ist es Mitte Mai und ich habe immer noch nicht viel von dem gemacht, was ich machen möchte. Wo ist die Zeit geblieben? Wenn es so weitergeht, bereite ich immer noch vor, wenn Silvester vor der Tür steht. Andererseits habe ich seit Beginn des Jahres auch schon ziemlich viel geschafft. Wenn ich mir das aufzähle, kann ich doch sehr zufrieden sein.

In dieser Woche haben sich Handwerker für ein zweitägiges Projekt angesagt. Ich verlege extra den regelmäßigen Vormittagstermin bei meinem Vater auf den Tag davor, damit ich Zuhause bin, wenn die Handwerker beginnen. Ungünstigerweise hat mein Vater außerdem noch einen Extratermin am Nachmittag, bei dem ich dringend dabei sein muss, aber dann muss ich nur für drei Stunden weg sein und nicht fast den gesamten Tag.

Zwei Tage vor dem Termin ruft unerwartet der Handwerker an, ob wir Zuhause sind, denn dann würde er schon das Material bringen. Die schweren Teile werden hochgetragen und im Hof eingelagert. „Können wir das wirklich hier vor die Schuppentür legen oder müssen Sie da rein?“, fragen die Materialträger. Ich antworte: „In den nächsten beiden Tagen nicht, das liegt gut da.“

Am nächsten Morgen fahre ich zu meinem Vater. Dort ist neben allgemeinem Kram und Mittagessen kochen wieder Gartenarbeit angesagt. Aus einem Weg von Betongittersteinen muss das Unkraut entfernt werden. Gleich daneben ist ein Beet voller hübscher Maiglöckchen, die intensiv duften. Sehr intensiv.

Ich rieche Maiglöckchen sehr gerne, aber zu viele auf einmal, in einer windstillen Ecke, mit der Nase nur wenig über der Blütenhöhe – das ist schon heftig. Halte ich es dort überhaupt länger aus oder wird mir gleich schlecht? Da ist schon gewaltig viel Duft in der Luft. Aber irgendwie lullen die ätherischen Mai-Öle mich ein oder meine Riechsensoren geben angesichts der Überdosis auf, denn nach einiger Zeit fühle ich mich inmitten dieser Duftwolke sehr wohl. Ist doch gar nicht so heftig. Mmmh, eigentlich sehr schön. Ganz sanft.

Zwei Stunden später ist der Weg wieder gut begehbar, mein Vater freut sich, ich rieche nichts mehr von Maiglöckchen, dufte aber vermutlich selber wie eins. Ich befürchte, wie ein verschwitztes.

Am Abend ruft der Handwerker an, dass er am nächsten Tag wegen des angesagten starken Regens doch nicht kommen wird. Der neue Termin ist in zwei Wochen. Und im Schuppen sind die Stühle, die ich am nächsten Wochenende für den Kaffeebesuch brauche. Außerdem wollte ich einen Tisch hinstellen, wo jetzt das Material liegt. Ähm, ja. Das ist ja nun blöd. Dass es trotz der allgemeinen Starkregenvorhersage dann zwei Tage lang gar nicht regnet, ist auch ein bisschen blöd. In der Zeit wäre die Arbeit erledigt gewesen. Aber ist eben so.

Im Garten suche ich mir Plätze für eine Zucchini-, eine Tomate-, eine Gurken- und eine Kürbispflanze. Zu mehr Anbau habe ich gerade keine Lust, denn alles Gemüse erfordert auch regelmäßiges Gießen, was bei einem heißen Sommer zur Arbeit werden kann. Vier Pflanzen in ihren Töpfen sind übersichtlich, auch wenn die alle viel Durst haben. Der Kürbis ist ein Spaghettikürbis, der mein Lieblingskürbis ist, und bei dem ich hoffe, dass er im Sommer mindestens 20 Kürbisse produziert. Noch kann ich mir das wünschen. Im August habe ich vermutlich lange Ausläufer überall im Weg hängen, aber nur drei mickrige, unausgereifte Früchte.

Die Terrasse der Grillecke hat in den letzten Monaten Moos angesetzt, das ich erstmal abschaben muss. Mit dem Moss geht auch die inzwischen dunklere Farbe der Ziegel ab, so dass sie jetzt wieder rote Ränder haben. Hat das feuchte Moos den gebrannten Ton so aufgeweicht, dass er jetzt abbröselt? Spannend.

Nach dem ersten Moos-Entfernungs-Durchgang sieht die Terrasse schon wieder akzeptabel aus. Das Dach des Hauses muss in diesem Sommer neu gedeckt werden, aber ansonsten ist das immer noch ein Ort, an dem ich mich sofort wohlfühle und sehr glücklich bin, dass ich ihn habe.

Der Kreativ-Tag wird diesmal zum Kreativ-Wochenende. Ich fahre – schon wieder – zum Steinhauerverein Weibern in der Eifel, wo ich Steine klopfe. Es gibt frische Luft, Entspannung, Hämmern und Staub. Und einen großen Tuffstein. Der ist zu groß, aber einen kleineren, den ich hochkant verwenden kann, gibt es gerade nicht und außerdem kann ich ja alles Überflüssige wegschlagen.

Aber boah! Ich habe anscheinend einen besonders harten Tuffstein erwischt, denn das Wegschlagen ist auffällig schwer. Ich brauche den ganzen ersten Tag, um nur in die Nähe meiner Steinfigur zu kommen. Wenn ich nicht schon so viel Erfahrung hätte, wäre ich wohl verzweifelt, weil einige um mich herum viel schneller sind und die ersten Teilnehmer ihr Motiv am Nachmittag fast fertig haben. Ich hämmer weiterhin mit manchmal schwerem Werkzeug hauptsächlich Steinmaterial weg. Wenn ich Aggressionen hätte, könnte ich die jetzt wunderbar loswerden, aber ich bin gerade sehr in mir ruhend und völlig entspannt. Feste hauen kann ich trotzdem.

Schön sind die Reaktionen. Meistens mache ich beim Kurs detailliert figürliche Motive und habe einen Ruf, dass ich schöne Sachen aus dem Stein mache. Jetzt hämmer ich stundenlang und erschaffe am ersten Tag ein plumpes Gebilde. Es sieht aus wie ein Hase und erzeugt Fragen. „Was machst du diesmal?“ „Das wird ein Fisch.“ Zögerndes Betrachten, dann, erleichtert: „Ah, das Maul oben aufgeklappt“ „Nein, das wird der Schwanz. Der Fisch steckt hochkant im Stein.“ Vermutlich wirft das weitere Fragen auf. Bei mir ja auch, aber ich denke eben, dass ich gerne mal einen hochkant im Stein steckenden Fisch für den Garten hätte. „Den kannst du dann neben den Teich stellen“, meint eine Teilnehmerin. „Ich habe gar keinen Teich“. „Oh.“

Am Abend schmerzen die Unterarmmuskeln und alle Finger. Sehr. Mein Güte, was für ein harter Stein! Steinhart, sozusagen. Aber es gibt ja noch den zweiten Tag des Wochenendes, an dem ich mich dem Fisch näher klopfen kann. Ach, trotz des harten Steins ist es wieder wunderbar beim Steinhauen!