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Blog 787 – 28.05.2023 – Leerer Teller, Dacharbeiten und Hexendialoge

Am Sonntagvormittag geht’s nach Frankfurt, um den Sohn zurückzubringen. Die Sonne scheint und es fühlt sich ein bisschen wie Urlaub an. Weil wir in seinem Viertel nach und nach alle umliegenden Restaurants besuchen möchten, ist diesmal ein indisches dran. Wir bestellen drei unterschiedliche Essen. Nach einer Weile kommt der indische Kellner/Koch/Restaurantchef – keine Ahnung, was er ist, jedenfalls scheint er alles zu machen – und bringt zwei volle und einen leeren Teller, die er auf den Tisch stellt. Er wünscht freundlich: „Guten Appetit!“ und geht.

Wir gucken uns kurz verblüfft an und lachen los, weil es in einer unerwarteten Selbstverständlichkeit und ohne jede Erläuterung geschieht. Genau unser Humor. Einige Minuten später kommt aber auch das dritte Essen, das in einer Extra-Schüssel angerichtet ist und darum einen leeren Teller braucht. Alles schmeckt sehr gut, wobei es trotzdem nicht ganz an den inzwischen geschlossenen Inder in Düsseldorf reicht, der grandios war. Aber indisch geht bei mir immer.

Schon für Sonntag ist Regen angesagt, am Montag soll es sogar von morgens bis abends sehr stark regnen. Pustekuchen! Am Dienstag greife ich am frühen Morgen zur Gießkanne und beregne von Hand die trockensten Stellen im Garten, denn bei uns ist schon wieder kein Tropfen gefallen.

Bei meinem Vater putze ich den Garagenboden mit Schrubber und Wischer. Garagenboden putzen! In letzter Zeit erkenne ich erschreckendes deutsches Hausfrauen- und Schrebergartenpotential. Habe ich nicht erst vor kurzem eine Rasenkante mit der Schere getrimmt? Aber ich mache das alles nicht aus innerem Drang, sondern für meinen Vater. Der ist selber gar nicht penibel, ärgert sich aber, weil er sich – wegen Alter, Kondition und Rücken – nicht mehr selber darum kümmern kann. Der Garagenboden hat es mehr als nötig, weil er traditionell sehr selten saubergemacht wird. Mein Vater hat sich neue Wandregale gebaut und so ist es Zeit, den auf dem Boden herumstehenden Kram komplett rauszuräumen, den Boden endlich mal wieder gründlich zu reinigen und alles geordnet einzuräumen.

Am Abend kommt bei uns ein Freund vorbei, der ein kleines Coaching fürs Singen und Puppenhalten haben möchte. Mit Youtube-Karaoke-Unterstützung singen wir alleine, zu zweit oder auch zu dritt in der Küche und der Klappmaulhase ist die Übungsfigur. Klappt alles gut – jetzt müssen in den nächsten Tagen nur noch die Lieder von ihm so lange laut gesungen werden, bis Texte und Melodien im Hirn eingebrannt sind. Möglichst im eigenen, nicht in denen der Umgebung.

Vor zwei Wochen wurden die geplanten Dacharbeiten wegen angesagtem Starkregen – der dann nicht kam – verschoben, jetzt geht es tatsächlich los. Während im Keller am Stromkasten gebastelt wird, werden auf dem Dach Photovoltaik-Paneele montiert. Das wollten wir schon lange machen, aber weil unser Dach nicht die perfekte Sonnenausrichtung hat, dachten wir lange, dass es sich nicht lohnt. Eine kleine Balkonanlage, die wir zum Ausprobieren geholt haben, hat uns aber gezeigt, dass nicht die knallige Sonne, sondern das helle Licht, das es auch bei bewölktem Himmel gibt, die Grundlage für die Stromproduktion ist. Am Abend ist bei der großen Anlage alles fertig.

Der nächste Morgen startet wolkenfrei und sonnig. Die Anlage beginnt schon vor 6 Uhr mit dem Umwandeln von Licht in Strom. Wir gucken im Laufe des Tages immer wieder auf die App, die die aktuellen Daten zeigt, und wundern uns: Die Ergebnisse sind noch viel besser, als wir gedacht hatten. Was man da in den Sommermonaten für Energie bekommen kann!

Der nächste Tag ist mein Kreativtag. An den beiden letzten habe ich im Garten gewerkelt und Aufräumvorbereiten für meine kleine Feier gemacht, weil das wichtiger war. Als Ersatz war ich dann aber ein ganzes Wochenende in der Eifel zum Steineklopfen. Jetzt ist der Hof wieder frei von den zwischengelagerten Photovoltaik-Paneelen, und ich sitze mit Computer und Tee unter dem Sonnenschirm und schreibe. Nicht am neuen Theaterstück, für das ich viel konzentrierter sein muss, als ich nach den letzten vollen Tagen bin, aber am kleinen Puppenstück mit Erzählerin und Hexe. Das geht zwischendurch, weil es sich nur um zwei Personen handelt, keine verschachtelte Erzählstruktur hat und auch ziemlich kurz wird. Ich muss mich allerdings erstmal entscheiden, ob die Hexe dabei das Publikum anspricht oder nur mit der Erzählerin redet. Das Einbinden von Zuschauerkindern ist schön, funktioniert aber nur, wenn die nicht überdreht sind. Weil ich mir nicht ganz sicher bin, was ich machen möchte, schreibe ich erstmal Grunddialoge, die sich leicht abändern lassen.

Im Garten freue ich mich über winzige 3-cm-Minigurken …

… und über mutierte Riesen-Löwenzahnblätter, der länger als die Kaninchen sind. Die freuen sich sehr über den großen Snack.

Unsere Fipsi ist immer noch nicht wieder da. Manchmal fliegt ein weiblicher Spatz nah an uns vorbei oder sogar mal dicht über den Kopf, aber das muss nicht Fipsi sein. Es kann sie sein – so ganz sicher sind wir uns nicht. Vielleicht hält sie während der Aufzucht der Jungen instinktiv Abstand von Menschen. Wir warten noch ab und wollen gar nicht zu viel über andere Gründe ihres Fehlens nachdenken. Sie fehlt uns wirklich. Blöderweise gibt es auf unsere „Fipsi!“-Rufe ja schon seit langem sofortige Antworten von anderen Spatzen. „Tschilp!“ „Tschilp!“ „Tschilp!“ kommt es dann aus mehreren Ecken gleichzeitig zurück und meistens sind es Männchen, die unseren Ruf kommentieren. In diesem Jahr gibt es viele Spatzen in der Gegend, und zum Glück haben die Solar-Arbeiten die unter dem Dach nistenden Paare nicht sehr gestört. Um uns herum ist viel los in der Spatzenwelt. Nur ein Spatz fehlt noch.